Im Rahmen einer großen Content-Preview hat Netflix am Dienstag einen Einblick in das kommende Programmangebot gegeben und dabei auch mehrere neue deutsche Produktionen enthüllt. Geplant sind unter anderem neun frische Serien, die aus der DACH-Region kommen - einige davon waren schon bekannt.

Serien

Von den derzeit unter den Arbeitstiteln laufenden Formaten "Achtsam Morden" und "Liebes Kind" war dabei erstmals die Rede. Beide kommen aus dem Hause Constantin. "Achtsam Morden" ist eine achtteilige Serie nach dem gleichnamigen Buch von Karsten Dusse, die Jan Ehlert und Nina Viktoria Philipp für den Streamingdienst unter dem Dach von Constantin Film umsetzen. Im Fokus der Geschichte steht Anwalt Björn Diemel, der seine Ehe retten möchte, daher eine neue Work-Life-Balance findet und ganz aus Versehen zum Mörder wird. Miriam Rechel und Chris Geletneky schrieben die Bücher für die TV-Version des Bestsellers.

 

Ebenfalls auf einem Roman basiert "Liebes Kind". Einst erdacht von Romy Hausmann, wird darin eine Geschichte über die Macht der Obsession erzählt, die "menschliche Abgründe in ihren dunkelsten Tiefen auslotet". Tim Spieß und Friederich Oetker produzieren für Constantin Television. Isabel Kleefeld und Julian Pörksen haben die Bücher geschrieben und Regie geführt. "Liebes Kind" besteht aus sechs Folgen.

Kleo © Netflix / Julia Terjung "Kleo": Im Mittelpunkt der Serie steht eine Stasi-Killerin, die von Jella Haase verkörpert wird.

Einen neuen Namen bekommen hat "Cable Cash", die nächste btf-Serie für Netflix. Sie heißt nun "King of Stonks" und handelt weiterhin von Narzissmus, Größenwahn und Doppelmoral. Die Dreharbeiten fanden Mitte 2021 statt. Die Story ist inspriert von den realen Ereignissen "des größten Wirtschaftsskandals der deutschen Geschichte". Geplant ist auch die Ausstrahlung von "Kleo" rund um eine außergewöhnliche Stasi-Killerin im Berlin der Wendezeit (Hauptrolle: Jella Haase) von Zeitsprung Pictures und der "modernen Historienserie" "The Empress", deren Showrunnerin und Autorin Katharina Eyssen ist.

Die Dreharbeiten hierzu sind jüngst zu Ende gegangen. Devrim Lingnau ist in der Rolle der ikonischen Kaiserin Elisabeth zu sehen, Philip Froissant spielt Kaiser Franz Joseph. Gedreht wurde die sechsteilige Serie unter der Regie von Katrin Gebbe und Florian Cossen, Produzenten sind Jochen Laube und Fabian Maubach. Die Sommerhaus Filmproduktion ist für das Projekt verantwortlich. Alle drei Formate sind für das zweite Halbjahr geplant.

The Empress © Netflix / Thomas Schenk "The Empress" soll im zweiten Halbjahr 2022 veröffentlicht werden. Devrim Lingnau und Philip Froissant spielen darin tragende Rollen.


Auch steht der Start der neuen Serie "1899" an, hinter dem Format steht das "Dark"-Duo Jantje Friese und Baran bo Odar mit ihrer neuen Produktionsfirma Dark Ways. Die Barry-Films/Mona Film-Koproduktion "Totenfrau" (in Zusammenarbeit mit dem ORF), die im Rahmen eines Lizenz-Deals erworbene Serie "Neumatt" (Zodiac Pictures Ltd und SRF) und die für die zweite Jahreshälfte geplante zweite "Barbaren"-Staffel runden den deutschsprachigen Fiction-Aufschlag von Netflix ab.

"Von Historiendramen über innovative Action-Thriller, zeitgenössischen Komödien bis hin zu Mystery-Serien zeigen wir unseren Zuschauer*innen ein Programm, das unterschiedlicher nicht sein könnte – alles ‘Made in DACH’", erklärte Steffi Ackermann, die sich bei Netflix um die deutschsprachigen Serien kümmert.

Filme

Nach "Blood Red Sky", das nach Netflix-Angaben auf 53 Millionen Abrufe binnen 28 Tagen nach Veröffentlichung kam, wurden am Dienstag weitere Film-Projekte aus Deutschland bekannt. Derzeit vorbereitet wird der noch für das erste Halbjahr 2022 geplante Dreh von "Blood and Gold" (Arbeitstitel). Die Geschichte des Streifens spielt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Regisseur Peter Thorwarth und Produzent Christian Becker erzählen darin, wie ein deutscher Soldat als Deserteur auf der Suche nach seiner einzigen überlebenden Tochter ins Visier einer SS-Truppe gerät. Er wird so ungewollt Teil ihrer Suche nach einem jüdischen Goldschatz. Die Rat Pack Filmproduktion kümmert sich um die Produktion der Geschichte von Autor Stefan Barth.

Als Film von Frauen für Frauen beschrieben wird "Faraway" (AT) von Olga Film. Gedreht wurde großteils auf der kroatischen Insel Solta, Naomi Krauss und Goran Bogdan gehören zum internationalen Cast. Über die von Jane Ainscough geschriebene Handlung ist kaum etwas bekannt. Vanessa Joop führte Regie. Etwas mehr Details gibt es zum in der nahen Zukunft spielenden "Paradise", ein Film von NeueSuper ("8 Tage", "Hindafing"). Corinna Kirchhoff, Kostja Ullmann und andere erwecken darin eine Geschichte zum Leben, die sich unter anderem fragt, wie viele Lebensjahre man bereit wäre aufzugeben, wenn man dafür seinen Studienkredit abbezahlen oder seine Traumwohnung kaufen könnte. In den Büchern von Peter Kocyla, Simon Amberger und Boris Kunz (auch Regie) entsteht so eine Welt, in der man sich zum Beispiel ewige Jugend kaufen kann.

Im Westen nichts Neues © Netflix / Reiner Bajo Gilt als der Antikriegsroman schlechthin: "Im Westen nichts Neues".
 

Schon bekannt war, dass Netflix auch im Filmbereich ein Projekt mit der btf angestoßen hat. Bjarne Mädel wird in "Buba" die Rolle des Kleinkriminellen wieder aufnehmen, die er schon in der ersten Staffel von "How to Sell Drugs Online (Fast)" spielte.  Armusement Park Film steuert zudem "Im Westen nichts Neues" bei und will Zuschauende daran teilhaben lassen, wie sich naive Kriegseuphorie in Schrecken und Trauer verwandelt. "Der Roman von Erich Maria Remarque gilt bis heute als der Antikriegsroman schlechthin und ich freue mich sehr, dass wir diesen weltberühmten und wichtigen Stoff aus Deutschland heraus zusammen mit dem großartigen Regisseur Edward Berger umsetzen", sagt der bei Netflix für Filme in der EMEA-Region verantwortliche Sasha Bühler und ergänzt: „Das Filmteam bei Netflix wird immer größer. Es geht uns darum, ein möglichst breites, starkes und diverses Angebot an Inhalten aus dem deutschsprachigen Raum umzusetzen."

Dokus

Seit November 2021 ist Inga Leschek als Director Nonfiction bei Netflix und präsentierte am Dienstag nicht nur die am 9. März startende "Queer Eye"-Adaption aus Deutschland, sondern auch eine neue Doku-Feature-Production namens "Gladbeck". Die Geiselnahme von Gladbeck gilt auch heute noch als dramatisch – und ist auch deshalb beachtet, weil sie einst eine Diskussion über Grenzen im Journalismus lostrat, weil die Verbrecher während ihrer Tat Interviews geben konnten. Volker Heise und Yan Schönefeld wollen das Geschehen von Gladback erstmals ausschließlich mit Hilfe von Archiv-Material erzählen.

Nach RTL und Sky erzählt zudem auch Netflix den "Wirecard"-Skandal. Für den für Sommer geplanten Doku-Thriller habe FT-Journalist Dan McCrum sechs Jahre lang ermittelt. James Erskine führt Regie. Im Fokus von "Facing North" stehen die beiden aus der Schweiz stammenden Extrem-Aloinisten Ueli Steck und Dani Arnold, die gefährliche Nordwände meist ohne Sicherheitsausrüstung besteigen. Das Projekt kommt von Pitch International und wird unter Regie von Goetz Werner und Nicholas de Taranto umgesetzt. Geplant ist bei Netflix obendrein das Justizdrama "Soering". Jens Söring ist ein Deutscher, der in Virgina (USA) über drei Jahrzehnte lang in Haft saß. Die Tat hatte er im vorausgegangenen Prozess immer bestritten. Inzwischen ist er freigelassen worden. Arne Birkenstock hatte nach Netflix-Angaben für die Produktion "exklusive Zugänge zur Hauptfigur".

"True Crime bleibt eine feste Säule in unserem Nonfiction-Bereich. Der Kriminalfall zu Jens Söring wird unser nächstes Serienprojekt dieser Programmfarbe. 'Gladbeck' (AT), 'Wirecard' (AT) und 'Facing North' sind starke Doku-Feature-Projekte, die von meinem Kollegen Mark Edwards verantwortet werden und noch in diesem Jahr starten", sagt Leschek. "Reality-Fans können sich freuen, denn in diesem Genre wird es erstmals Netflix-Produktionen aus der DACH-Region geben. Gerade treffen wir die letzten Vorbereitungen zu unserem ersten deutschsprachigen Reality-Projekt", erklärte sie, ohne ins Detail zu gehen.

 

Comedy-Fans haben keine neuen Netflix-Programme aus der deutschsprachigen Region präsentiert bekommen. Leschek versicherte aber, Netflix wolle auch hier "weiterhin erstklassige Programme anbieten" und sei "im steten Austausch" mit der deutschen Comedy-Szene.