Am Donnerstag hat die ARD mit der Ankündigung eines umfassenden tagesschau24-Relaunchs überrascht. Der bislang eher unter dem Radar fliegende Kanal soll um- und ausgebaut werden, geplant sind weniger Dokus, Talks und Magazine. Mehr investieren will man dagegen in Live-Berichterstattung, allen voran in Breaking-News-Situationen (DWDL.de berichtete). 

Damit greift die ARD auch die privaten Nachrichtensender Welt und ntv an, die ja schon seit vielen Jahren etabliert sind. Kürzlich kam mit Bild TV ein dritter Privatsender hinzu, der im weitesten Sinne im Feld der Nachrichtenberichterstattung agiert. Doch wie reagieren die Privaten auf die neu aufkommende Konkurrenz von öffentlich-rechtlicher Seite? 

Von DWDL.de auf den Ausbau von tagesschau24 angesprochen, reagiert ntv-Chefredakteurin Sonja Schwetje entspannt, sie betont die eigenen Stärken. "ntv informiert als starke Nachrichtenmarke seit vielen Jahren schnell und verlässlich, wenn etwas passiert. Damit erreichen wir allein im TV täglich rund fünf Millionen Menschen. Dass andere dies ebenfalls versuchen, ist im Sinne einer pluralistischen Medienlandschaft zu begrüßen", so Schwetje, die offenbar nichts einzuwenden hat gegen einen aus Beiträgen finanzierten Nachrichtensender - im Gegenteil.

Beim Nachrichtensender Welt will man sich nicht zu den Plänen der ARD äußern und verweist stattdessen auf den Privatsenderverband Vaunet. Von dort äußert sich auf Anfrage von DWDL.de Claus Grewenig, Vorsitzender des Fachbereichs Fernsehen und Multimedia im Vaunet und gleichzeitig Bereichsleiter Medienpolitik bei RTL Deutschland. Er sagt, es sei zunächst einmal gut, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Kernauftrag stärke. "Verlässlichen journalistischen Informationsangeboten kommt gerade in Zeiten von Desinformation eine besondere Bedeutung zu. Nicht zuletzt deshalb hatte der private Rundfunk in den vergangenen Jahren sein Angebot linear und crossmedial deutlich ausgebaut", sagt Grewenig. 

Begrüßen die privaten Medien das neue tagesschau24 also mit offenen Armen? Nicht so ganz. Neue beitragsfinanzierte Angebote müssten auch immer den privatwirtschaftlichen Wettbewerb im Blick haben, sagt Vaunet-Mann Claus Grewenig. "Gerade im Bereich von Nachrichtenkanälen gibt es einen funktionierenden und sehr agilen Markt, der seine Breaking News-Kompetenz vielfach unter Beweis gestellt hat." Die Ankündigungen seien daher "politisch genau zu prüfen" und würden zudem zeigen, was eine "Flexibilisierung der Programme an Gewichtsverschiebungen im dualen Mediensystem mit sich bringen kann".

Die Politik arbeitet aktuell an einer Neudefinition des Auftrags von ARD und ZDF. Im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte stand hier bislang der Bereich Unterhaltung, der in einem ersten Entwurf nicht mehr zum absoluten Kern des Auftrags gehören sollte. Ob dieser Entwurf am Ende auch so beschlossen wird, steht in den Sternen. In jedem Fall ist in dem Papier auch eine Flexibilisierung der Fernsehprogramme vorgesehen. Demnach sollen die ARD-Anstalten gesetzlich nur noch dazu verpflichtet werden, das Erste und die Dritten zu veranstalten. Selbst entscheiden könnte die ARD demnach, was mit den Spartensendern wie tagesschau24 passiert - auch der Umbau zu einem vollwertigen Nachrichtenkanal wäre dann möglich.