Aus mehr als 760 Einreichungen haben die Kommissionen des Grimme-Instituts 74 Produktionen und Einzelleistungen in den Kategorien Information & Kultur, Fiktion, Unterhaltung und Kinder & Jugend ausgewählt, die in diesem Jahr auf einen Grimme-Preis hoffen können. "Die Nominierungen zeigen, dass in den herausragenden Produktionen des Jahres drängende gesellschaftliche und politische Probleme wie Antisemitismus, Rassismus, Krieg und Flucht oder die Klimakrise aufgegriffen wurden", sagt die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach. 

Im Bereich der Unterhaltung trifft das auf die nominierten Formate "Freitagnacht Jews" (WDR) und "Chez Krömer | zu Gast: Torsten Sträter" zu. In beiden Formaten geht es um Erfahrungen mit Depressionen. Ebenfalls nominiert ist die siebenstündige Pflegedoku "#NichtSelbstverständlich", die ProSieben im Rahmen von "Joko und Klaas Live" gezeigt hat. Weniger tiefschürfend, aber dennoch sehr unterhaltsam ging es nach Ansicht der Grimme-Kommission in anderen Shows zu. So sind auch "Wer stiehlt mir die Show?", "MaiThink X - Die Show" oder auch "LOL: Last One Laughing" nominiert. Auch Torsten Sträter kann mit seiner eigenen ARD-Show auf einen Preis hoffen. Und auch das "ZDF Magazin"-Musicalspecial "Der Eierwurf von Halle" ist für einen Grimme-Preis nominiert. 

Im Bereich der Fiktion haben die Serien "Sörensen hat Angst" (NDR) und "The Mopes" (Warner TV Comedy) einen eigenen Zugang, um von psychischen Krankheiten zu erzählen. Nominiert sind darüber hinaus unter anderem auch noch die ZDF-Webserie "Lu von Loser", die ARD-Produktion "Tina Mobil" oder auch "Die Heimsuchung", die Moovie für die ARD produziert hat. 

Sky ist einer der großen Gewinner

Großer Gewinner neben den vielen nominierten öffentlich-rechtlichen Produktionen im Bereich Fiktion ist Sky. Der Pay-TV-Sender ist mit "Die Wespe", "Die Ibiza-Affäre" und "Ich und die Anderen" gleich mit den Produktionen nominiert, zwei von ihnen haben einen Österreich-Bezug. Ebenfalls nominiert ist Sky in der Kategorie Information und Kultur, hier konkret mit der Wirecard-Doku von Gabriela Sperl. Antreten muss die Doku unter anderem gegen die Rassismusdoku "Schwarze Adler" von Amazon und ZDF (produziert von Broadview), die NDR-Produktion "Kevin Kühnert und die SPD" oder auch "Charité intensiv: Station 43" (Docdays) des RBB. Insgesamt kommt Sky also auf vier Nominierungen beim diesjährigen Grimme-Preis - das sind vier mehr als noch 2021. 

Weitere Nominierte im Bereich Information und Kultur sind "Die Sache mit den Juden" (BR), "Femizid - Wenn Männer Frauen töten" (ZDF), "Hanau - Eine Nacht und ihre Folgen" (HR) und "Höllental" (ZDF). RTL kommt nur auf eine einzige Nominierung - und das im Bereich Spezial in der Kategorie Information und Kultur. Hoffen darf die RTL-Wetterredaktion auf eine Auszeichnung, nominiert wurde sie für die Konzeption des "Klima Updates", das der Sender nun schon seit einigen Monaten zweimal in der Woche im Programm hat. 

"Maus" und "Schloss Einstein" nominiert

Als "bemerkenswert" bezeichnet es die Grimme-Kommission Kinder & Jugend, mit "welcher Sensibilität und Selbstverständlichkeit" verschiedene Produktionen Themen wie psychische Gesundheit, Diversität und Inklusion aufgegriffen hätten. Als Beispiele nennt man die nominierten Sendungen "Echt" (ZDF), "Die Frage" (BR/Funk) und "Am Limit?! Jetzt reden wir!" (HR). Ebenfalls nominiert sind in diesem Bereich die Warner-TV-Serie "Para - Wir sind King" und die Doku von STRG_F, die Fakes in der NDR-Doku "Lovemobil" aufdeckte. Von den 18 Nominierungen in dieser Kategorie gibt es auch sechs Spezial-Nominierungen, darunter zwei Klassiker des Kinder- und Jugendfernsehens: "Die Sendung mit der Maus" und "Schloss Einstein". Auch "Game Two" von den Rocket Beans ist für einen Grimme-Preis nominiert. 

Grimme ist 2022 divers und queer

Einen weiteren Fokus der diesjährigen Grimme-Nominierungen gibt es übrigens im Bereich der diversen und queeren Produktionen. Kategorienübergreifend sind Produktionen nominiert, die aus Sicht der Kommissionen überzeugend Geschichten aus Sicht queerer Figuren und Protagonistinnen und Protagonisten erzählen. Neben den Serien "All you need" (ARD Degeto) und "WIR" (ZDF/ZDFneo), können sich die Reality-Show "Princess Charming" (RTL+/Vox), der Dokumentarfilm "Uferfrauen – Lesbisches L(i)eben in der DDR" (ZDF) sowie das Coming-of-Age-Drama "Kokon" (ZDF) über eine Nominierung freuen. 

"In diesem Wettbewerbsjahr haben wir vermehrt Serien und Filme sehen können, welche die Diversität von Lebensentwürfen und Lebensrealitäten aufnehmen und Perspektivwechsel ermöglichen. Wir wünschen uns sehr, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und so zum gesellschaftlichen Wandel beitragen kann", so Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. Die Gewinnerinnen und Gewinner des 58. Grimme-Preises werden am 31. Mai bekanntgegeben, die Jurys können bis zu 16 Auszeichnungen vergeben. Verliehen wird der Grimme-Preis am 26. August 2022 im Theater der Stadt Marl. Durch die Preisverleihung wird erneut Moderator Jo Schück führen.

Alle Nominierten im Überblick

Kategorie Fiktion

  • All you need (UFA Fiction für ARD Degeto)
  • Auf dünnem Eis (Polyphon für ZDF)
  • Die Heimsuchung (MOOVIE für ARD Degeto)
  • Die Ibiza-Affäre (W&B Television/Epo-Film für Sky Deutschland)
  • Die Wespe (Gaumont für Sky Deutschland)
  • Freunde (HR)
  • Gefangen (unafilm für WDR)
  • Geliefert (TV60 Filmproduktion für BR/ARTE)
  • Hyperland (Marcelo Busse Filmproduktion für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel)
  • Ich und die Anderen (SUPERFILM Filmproduktion für Sky Deutschland)
  • Lu von Loser (Quantum für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel)
  • Polizeiruf 110 – Sabine (filmpool fiction für NDR)
  • Ruhe! Hier stirbt Lothar (Hager Moss Film für WDR)
  • Sörensen hat Angst (Claussen + Putz Filmproduktion für NDR)
  • The Mopes (UFA Fiction für Warner TV Comedy)
  • Tina mobil (X Filme Creative Pool für rbb)
  • WIR (Studio Zentral für ZDF/ZDFneo)

Spezial

  • Inga Humpe, Tommi Eckart und Matthias Petsche für die Musik in "Eldorado KadeWe – Jetzt ist unsere Zeit" (Constantin Television/UFA Fiction für ARD Degeto/rbb)
  • Claudia Wolscht für den Schnitt in „Polizeiruf 110 – Bis Mitternacht" (Provobis für BR)
  • Murmel Clausen und Andreas Pflüger für den stetigen und finalen Bruch mit dem Format „Tatort“ für „Tatort – Der feine Geist“ (MadeFor Film für MDR/ARD Degeto)

Kategorie Information & Kultur

  • Bruderliebe (CORSO Film/Hornfilm für ZDF/ARTE)
  • Charité intensiv: Station 43 (Docdays Productions für rbb)
  • Das größte Dreispartenhaus der Welt vor seiner größten Herausforderung (SWR)
  • Die Sache mit den Juden (Autentic Production für BR)
  • Die Story im Ersten: Warum Kinder keine Tyrannen sind - Das System von Dr. Winterhoff (WDR)
  • Femizid - Wenn Männer Frauen töten (Bewegte Zeiten Filmproduktion für ZDF/ZDFinfo)
  • Geschichte im Ersten: Hoyerswerda '91 - Eine Stadt, die Gewalt und ihre Aufarbeitung (Schulz/Wendelmann Film für MDR)
  • Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen (HR)
  • Höllental (Kundschafter Filmproduktion für ZDF)
  • Junger Dokumentarfilm: Jemen – Die Mütter der Entführten (Aviv Pictures/Schwenk Film für SWR)
  • Kevin Kühnert und die SPD (NDR)
  • Krieg vor Gericht – Die Jugoslawien-Prozesse (LOOKSfilm für rbb/ARTE/Česká Televizie)
  • Oeconomia (Petrolio Film für ZDF/3sat)
  • Planet ohne Affen (NDR)
  • Schwarze Adler (Broadview Pictures für Amazon Prime Video/ZDF)
  • Uferfrauen – Lesbisches L(i)eben in der DDR (Sunday Filmproduktion für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel)
  • Una Primavera (Johannes Schubert Produktion)
  • Wer wir sind - Die DNA des Ostens (Hoferichter & Jacobs Film- und Fernsehproduktion für MDR)
  • Wirecard - Die Milliarden-Lüge (Sperl Film- und Fernsehproduktion/BABKA für Sky/rbb/NDR/SWR/BR/ARTE)

Spezial

  • Rolf Bergmann und Johannes Unger (stellvertretend für das Team) für die Chronik ‘‘Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt‘‘ (solo:film/ChronikTV für rbb)
  • Die RTL-Wetterredaktion für die Konzeption des ‘‘Klima Update‘‘ (RTL)

Besondere Journalistische Leistung

  • Katrin Eigendorf für ihre empathischen und mutigen Reportagen zur Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan. (ZDF)
  • Shafagh Laghai, Jack Sappoch, Klaas van Dijken und Nicole Vögele für ihre im Rahmen eines internationalen Rechercheprojekts entstandene ‘‘Monitor‘‘-Reportage "Europas Schattenarmee: Pushbacks an der kroatisch-bosnischen Grenze" (WDR)
  • Der Meteorologe Özden Terli für seine anschaulichen und schonungslosen Darstellungen der Klimawandelfolgen in verschiedenen Sendungen des ZDF. (ZDF)

Kategorie Unterhaltung

  • Chez Krömer | zu Gast: Torsten Sträter (S04/E01) (probono.tv für rbb)
  • Deadlines (Turbokultur für ZDF/ZDFneo)
  • Die Discounter (Pyjama Pictures für Amazon Prime Video)
  • Freitagnacht Jews (Turbokultur für WDR)
  • Joko und Klaas LIVE: Pflege ist #NichtSelbstverständlich (Florida TV/Janus TV für ProSieben)
  • Kranitz - Bei Trennung Geld zurück (FLORIDA Film für ARD Degeto/NDR)
  • LOL: Last One Laughing - Staffel 1 (Constantin Entertainment für Amazon Prime Video)
  • MaiThink X - Die Show (btf für ZDF/ZDFneo)
  • Princess Charming (Seapoint Productions für RTL+/VOX)
  • Sträter (Prime Productions für WDR)
  • Wer stiehlt mir die Show? (Florida TV für ProSieben)
  • ZDF Magazin Royale - Der Eierwurf von Halle (Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld für ZDF)

Kategorie Kinder & Jugend

  • ECHT (Staffel 1) (Studio Zentral Berlin für ZDF)
  • Kinder der Klimakrise - 4 Mädchen, 3 Kontinente, 1 Mission (Irja von Bernstorff für RB/SWR/ARTE)
  • Moooment! Rassismusfreie Schule (Y Media für KiKA)
  • Princess of Science (Staffel 2) (Caligari Entertainment für ZDF)
  • Schau in meine Welt! Stacy - Mein Leben in der Kinder-WG (Andrea Gentsch Filmproduktionen für MDR)
  • Seepferdchen (Filmakademie Baden-Württemberg für MDR)
  • Am Limit?! Jetzt reden WIR! (HR)
  • Kokon (Jost Hering Filme für ZDF)
  • Para – Wir sind King (Wiedemann & Berg für Warner TV Serie)
  • Re: Generation Waldbesetzer: Im Baumhaus gegen die Klimakrise (THURN FILM für HR/ARTE)
  • Sounds Of (Kliemannsland für ZDF in Zusammenarbeit mit funk)
  • LOVEMOBIL: Dokumentarfilm über Prostitution gefälscht? |STRG_F (NDR/funk)

Spezial

  • "Die Frage" für die Kombination von empathischem Umgang mit Protagonist:innen mit sensibler Moderation (BR/funk)
  • 1000 Folgen "Schloss Einstein" (Saxonia Media für MDR/KiKA)
  • 50 Jahre "Die Sendung mit der Maus" (WDR)
  • Die originelle Mischung aus Information und Comedy in "Game Two" (Rocket Beans Entertainment im Auftrag des in Zusammenarbeit mit funk)
  • Moderationsteam von "offen un’ ehrlich" (SR/funk)
  • "reporter - Snapchat Shows" für die Vermittlung substantieller Inhalte in den herausragend gestalteten Hochformatvideos (WDR/funk)