Zahlreiche Programmänderungen prägten den Donnerstag: Nach der russischen Invasion in der Ukraine reagierten viele deutsche Fernsehsender schnell. So stand etwa die Primetime des Ersten Deutschen Fernsehens und des ZDF gänzlich im Zeichen des Kriegs. Sowohl insgesamt als auch bei den 14- bis 49-Jährigen belegten entsprechend die Info-Programme "Tagesschau" und "Brennpunkt" die ersten Plätze und verdeutlichten das hohe Informationsbedürfnis der Bürger an diesem Tag. Allein im Ersten erreichten die 20-Uhr-Nachrichten 5,99 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (19,5%). Auf 24,3 Prozent Marktanteil kamen die Nachrichten aus Hamburg bei den 14- bis 49-Jährigen. Ein 45 Minuten langer "Brennpunkt" mit Ellen Ehni informierte direkt im Anschluss noch 5,02 Millionen Personen. Daraus resultierten 16,1 Prozent Marktanteil insgesamt und 20,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

 

Das ZDF hatte bereits um 19 Uhr mit seinen Hauptnachrichten "heute" 4,60 Millionen Leute auf den aktuellen Stand gebracht. 18,2 Prozent Marktanteil erreichte das knapp halbstündige Format am Donnerstag beim Publikum ab drei Jahren. Im weiteren Verlauf des Programms folgte unter anderem ein "Was nun?", das Fragen an Bundesaußenministerin Annalena Baerbock stellte und von durchschnittlich 3,94 Millionen Menschen gesehen wurde. Eine Spezialausgabe von "Maybrit Illner", beginnend um 20:30 Uhr, kam auf 3,16 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Somit lag am Donnerstag dann auch "Maischberger. Die Woche Extra", das um 21 Uhr begann, vor Kollegin Illner. Der ARD-Talk wurde von durchschnittlich 3,5 Millionen Personen gesehen – 12,2 Prozent Marktanteil bei Allen und genau 13 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen waren die Folge.

Zum "heute journal" zog das Interesse am ZDF-Programm an. Die von Christian Sievers moderierte Sendung holte 4,11 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Vom starken Vorlauf beflügelt wurde dann auch eine 100 Minuten lange Ausgabe von "Markus Lanz", in der unter anderem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu Gast war. 2,91 Millionen Menschen sahen die Sendung im Schnitt zwischen 22:30 Uhr und 0:10 Uhr. Für den Talk war es der beste Wert seit Juni 2021, als die Talkshow direkt nach einem Fußball-EM-Spiel ausgestrahlt wurde. Bis tief in die Nacht war das Zweite mit seinen Infoprogrammen gefragt; das "heute journal Update" etwa erreichte bis 0:45 Uhr noch gut eineinhalb Millionen Menschen. Insgesamt landeten die Nachrichten bei 18,8 Prozent Marktanteil.

Das Erste & das ZDF übernehmen nachts Phoenix-Programm

Im Ersten sahen 3,01 Millionen Menschen die um 22:20 Uhr gestarteten "Tagesthemen" (14,4% MA gesamt), noch 810.000 interessierten sich für eine Extra-Ausgabe der "Tagesschau", die um kurz vor Mitternacht begann. Nachts übernahmen sowohl Das Erste als auch das ZDF dann das Programm von Phoenix. Rund 320.000 sahen dies auf dem Sendeplatz des Ersten, etwa 460.000 auf dem des ZDF. Phoenix selbst erreichte 1,6 Prozent Tagesmarktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen, also höhere Werte als sonst.

Mit 14,9 und 13,0 Prozent Tagesmarktanteil sicherten sich Das Erste und das ZDF die vordersten Plätze am Donnerstag. Das Erste lag mit 13 Prozent zudem in der Altersklasse der 14- bis 49-Jährigen vorn. Dort waren auch die privaten Nachrichtensender gefragt. ntv und Welt erzielten zusammen fast sieben Prozent Tagesmarktanteil. ntv kam im Schnitt auf 3,5 Prozent, Welt auf 3,4 Prozent. Möglicherweise gelang ntv der knappe Sieg auch deshalb, weil das Programm werbefrei ausgestrahlt wurde. Welt unterbrach die Nachrichten wie gewohnt für Reklame.

Private Nachrichtensender schon früh gefragt

Der zum Springer-Konzern gehörende News-Sender berichtete ab 5:20 Uhr durchgehend live. Eine viereinhalbstündige Livesendung bis 9:45 Uhr kam etwa auf rund 200.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Schnitt. In der Frühschiene punktete Welt mit 4,7 Prozent insgesamt und fünf Prozent bei den Werberelevanten. Auch im weiteren Verlauf des Vormittags standen hohe Quoten zu Buche. Zwischen 10:30 Uhr und mittags etwa lag der Zielgruppen-Marktanteil bei 6,2 Prozent. Insgesamt sahen diese Nachrichtenstrecke im Schnitt knapp 300.000 Menschen. Nach Welt-Angaben lag die durchschnittliche Verweildauer der Zuschauenden im werberelevanten Alter am Donnerstag bei 56 Minuten.

ntv und RTL setzten in einigen Stunden am Donnerstag auf gemeinsames Programm – somit war also in dieser Zeit auch bei RTL keine Werbung zu sehen. 0,48 Millionen Menschen sahen "Krieg im Osten Europas" zwischen 8 und 12 Uhr bei RTL, 11,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe waren die Folge. Zu dieser Zeit lag RTL vor den Sondersendungen des Zweiten, die bei den 14- bis 49-Jährigen hohe einstellige Werte generierten, aber hinter einem "Tagesschau Extra" im Ersten. Zwischen 9 und 12 Uhr holte dieses nämlich 14,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen und 15,8 Prozent insgesamt (1,04 Millionen). ntv erreichte mit der parallelen Ausstrahlung am Vormittag noch einmal rund 4 Prozent Marktanteil. Zwischen 13 und 15 Uhr stieg dieser Wert sogar auf mehr als 6,0 Prozent, fast eine halbe Million Zuschauerinnen und Zuschauer verzeichnete der Sender zu dieser Zeit. 

Das bis 11 Uhr verlängerte "Sat.1 Frühstücksfernsehen" kam im Schnitt auf 14,5 Prozent Marktanteil. Die etwas niedrigere Quote als üblich lag vermutlich hauptsächlich an der Ausweitung. Morgens kratzte das Format teils an der 30-Prozent-Marke, auch gegen halb acht Uhr waren noch mehr als 20 Prozent drin. Somit lag die Sendung also vor "Guten Morgen Deutschland" bei RTL. Die diesmal zweistündige Morningshow aus Köln landete bei durchschnittlich 8,4 Prozent.

Mittags und Nachmittags setzte RTL auf "Punkt 12" (11,9% bei den Jungen) und eine weitere Sondersendung gemeinsam mit ntv. 12,6 Prozent der umworbenen Fernsehenden ließen sich von RTL durch den Nachmittag begleiten. Die Hauptnachrichten um 18.45 Uhr bescherten RTL schließlich genau 20 Prozent Marktanteil. Mit 3,86 Millionen Zusehenden war man das stärkste RTL-Programm am Donnerstag hinter der Europa League in der Primetime. Ein langes "Nachtjournal" ab 23:45 Uhr kam letztlich noch auf zehn Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

Gemeinsame Sondersendung: ProSieben vor Sat.1

Sat.1 und ProSieben setzten tagsüber immer wieder auf kurze News-Specials, die jedoch keine zweistelligen Zielgruppen-Marktanteile generierten. Die um kurz vor 20 Uhr gestarteten "Sat.1 Nachrichten" holten nur 5,3 Prozent Marktanteil, zwei Stunden vorher hatte die "Newstime" bei ProSieben gute 11,1 Prozent erreicht. Ab 20:15 Uhr schlossen sich Sat.1 und ProSieben zusammen – wie schon am Dienstag lief auf beiden Sendern eine Sondersendung. Bei ProSieben kam das "Ukraine. Spezial" auf elf Prozent Marktanteil – nicht zuletzt wohl auch, weil nicht wenige schon auf das eigentlich zu dieser Zeit angekündigte "GNTM" warteten. 1,55 Millionen Personen informierten sich 20 Minuten lang bei ProSieben. In Sat.1 kam das Format auf weitere 930.000 Zusehende. Mit fünf Prozent Marktanteil war die Sendung hier deutlich weniger beachtet.



Keine hohen Werte erbrachte zudem die Berichterstattung beim Bild-Fernsehsender. Er hinkte den anderen Nachrichtenanbietern weit hinterher. Etwa 20.000 Menschen informierten sich zwischen 7:25 Uhr, als die Live-Schiene begann, und 8:30 Uhr beim Sender. Das entsprach 0,4 Prozent Marktanteil gesamt sowie 1,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Die Mittagsschiene zwischen 11:55 und 13 Uhr kam dann auf rund 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren die Quoten aber bereits in den nicht mehr messbaren Bereich gefallen. Dort blieben sie auch am frühen Nachmittag, dann gingen auch insgesamt die Reichweiten zurück: In der 14-Uhr-Stunde etwa auf rund 40.000 Interessierte.

Der WDR hatte sich derweil entschieden, eine vormittags begonnene Karnevalssendung früher als zunächst geplant abzubrechen. Knapp 160.000 Menschen sahen "Weiber live" ab 11 Uhr, damit erzielte der Sender zwei Prozent Marktanteil insgesamt. Ein "WDR Aktuell", das um 16 Uhr ins Programm genommen wurde, kam auf knapp 150.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, 1,1 Prozent Marktanteil beim Publikum ab drei Jahren waren die Folge. 

Update (15:30 Uhr): Mittlerweile liegen auch konkrete Zahlen von ntv vor, wir haben diese entsprechend ergänzt.