1958 erschien die "Absatzwirtschaft" erstmals, gehört damit also zu den traditionsreichsten Branchendiensten des Landes. Wer sie heute in Händen hält oder die Website aufruft, dürfte sie auf den ersten Blick allerdings kaum wiedererkennen. Das fängt schon beim Logo an, das nicht nur eine neue Schriftart bekommen hat, sondern nun auch auf grün statt rot als Akzentfarbe setzt.

Christa Catharina Müller © Handelsblatt Media Group
Zudem wurde unter Chefredakateurin Christa Catharina Müller, die vor fünfeinhalb Monaten von "Meedia" an die Spitze der "Absatzwirtschaft" wechselte, neben der Optik auch die inhaltliche Ausrichtung des Magazins verändert. Müller: "Wir wollten die 'Absatzwirtschaft' nicht bloß überarbeiten. Wir wollten sie neu denken." Es sei darum gegangen, sie so neu auszurichten, als würde man sie heute gänzlich neu starten.

Eine Ressort-Unterteilung gibt's nun nicht mehr, weder online noch im Heft. Stattdessen wolle man künftig monothematische Schwerpunkte setzen und neben Nutzwert auch "mehr Orientierung" bieten, wie es in der Mitteilung des Verlages heißt. Christa Catharina Müller: "Dabei entwickeln wir uns immer weiter zum wichtigen Impulsgeber für Agentur- und Marketingentscheider:innen und inspirieren sie, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen."

Zum Neustart hat man sich dafür das Thema "Barrierefreiheit im Marketing" ausgesucht – ein Thema, das durch das im vergangenen Jahr verabschiedete "Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes" in den nächsten Jahren auch abgesehen von der gesellschaftlichen Verantwortung Relevanz für Unternehmen bekommt. Hingucker zum Relaunch sind dabei die vier unterschiedlichen Doppel-Cover, die gemeinsam mit der Agentur David + Martin entworfen und randomisiert an die Abonnentinnen und Abonnenten verschickt wurden.

Eines der vier Cover ist dabei - mit Ausnahme des Logos - komplett in Brailleschrift gehalten, kann also von Blinden gelesen werden. Für ein Cover für Menschen mit Dyslexie wurde unter anderem die Schriftart angepasst und auch sonst mit konventionellen Gestaltungsregeln gebrochen. Auch das Logo wurde in dieser Version geändert. Es gibt zudem ein Cover in Einfacher Sprache und eines, das von Menschen mit Rot-Grün-Schwäche besser lesbar ist.

Gesellschaftlich relevante Themen sollen auch künftig eine wichtigere Rolle bei der "Absatzwirtschaft" spielen. Christa Catharina Müller hält das Gerade für einen Titel, der sich an Entscheider bei Marken und im Marketing richtet, für geboten. Gegenüber dem "Journalist" sagt sie: "Wenn nur ein Teil unserer Leserschaft die Millionenbudgets gezielter einsetzt, hilft das, die Welt besser zu machen."