Mit überdimensionierten Tischen, einer Live-Band und einem misslungenen Comeback des "heißen Stuhls" stiftete RTL zu Beginn des Jahres einige Verwirrung. Die damals ausgestrahlte Sonntags-Ausgabe von "Stern TV"-Ausgabe mit Frauke Ludowig und Nikolaus Blome wirkte stellenweise so skurril, dass so mancher, der seit vielen Jahren für das Magazin verantwortlich zeichnet, um sein Lebenswerk fürchtete. "Die Sendung wird nicht wie sonst von i&u TV produziert", stellte die Produktionsfirma noch am selben Abend via Twitter klar und distanzierte sich damit von dem, was da gerade bei RTL, vom Sender in Eigenregie hergestellt, zu sehen war.

Wenn "Stern TV am Sonntag" in dieser Woche in Serie geht, dann dürfte der Ärger zwischen RTL und i&u jedoch erstmal verflogen sein. Die Kölner Produktionsfirma, einst von Günther Jauch gegründet, wird künftig zumindest einige der neuen Wochenend-Ausgaben beisteuern, die dann wie gewohnt Steffen Hallaschka moderiert werden, so auch direkt zum Start. Alle anderen Ausgaben von "Stern TV am Sonntag" produziert dagegen RTL News mit einem eigenen Team, dessen Redaktionsleiterin Stephanie McClain selbst eine "Stern TV"-Vergangenheit mitbringt. Für diese Sendungen wiederum hat der Sender Moderator Dieter Könnes verpflichtet, der bislang vor allem für den WDR vor der Kamera stand und die dortige "Servicezeit" noch bis zum Jahresende präsentieren wird. 

Dass die Wahl auf Könnes fiel, überrascht - erst recht vor dem Hintergrund, dass die viel besprochenen Tests zu Jahresbeginn noch von Ludowig und Blome präsentiert wurden und man jüngst auch Pinar Atalay und Marco Schreyl ein "Stern TV Spezial" moderieren ließ. Ludowig und Blome hätten das "fantastisch gemacht", lobte RTL-News-Geschäftsführer Stephan Schmitter das Duo am Freitag auf einer digitalen Pressekonferenz. "Aber Fakt ist ja: Die beiden haben eigenen eigentlichen Job." Und damit seien sie "komplett ausgelastet". Immerhin, so beschwichtigte Schmitter, seien beide für mögliche Spezial-Sendungen "jederzeit wieder einsatzbereit".

Stephan Schmitter, Dieter Könnes, Stephanie McClain, Steffen Hallaschka, Andreas Zaik, Pinar Atalay © RTL / Guido Engels Stephan Schmitter, Dieter Könnes, Stephanie McClain, Steffen Hallaschka, Andreas Zaik und Pinar Atalay, die die digitale Pressekonferenz zu "Stern TV am Sonntag" moderierte.

Letztlich habe man zudem festgestellt, dass es sinnvoll sei, analog zum Mittwoch, auch sonntags mit nur einem Moderator aufzuschlagen. Überhaupt wird vieles von dem, was RTL in seinen Testsendungen ausprobierte, künftig wieder verschwinden - die großen Tische etwa oder die Studio-Band. Letztere sei "ein spannendes Experiment" gewesen, erklärte McClain. Und selbst der "heiße Stuhl" soll nicht mehr fester Bestandteil von "Stern TV am Sonntag" sein. "Dafür muss es die richtigen Themen und den richtigen Gast geben", betonte Schmitter.

"Neue Brücken schlagen"

Was bleibt, sind wechselnde prominente Gäste, mit denen, ebenso wie mit Betroffenen, über die Themen der Woche gesprochen werden soll - ganz gleich, ob RTL oder i&u die Produktion verantworten. Doch macht es wirklich Sinn, wenn eine Sendung auf Dauer von zwei Redaktionen verantwortet wird? Schmitter selbst sieht durch die Zusammenführung von RTL und Gruner+Jahr eine "neue Gesamtsituation", vor deren Hintergrund man die Marke "Stern TV" auch im eigenen Haus weiterentwickeln müsse. "Dadurch werden neue Brücken geschlagen zwischen den Print- und TV-Kollegen", ist der Chef von RTL News überzeugt.

Gleichzeitig sparte Stephan Schmitter am Freitag nicht an Lob für i&u und Geschäftsführer Andreas Zaik, denen er einen "hervorragenden Job" attestierte. Ohnehin beschwor er "großes Teamwork" zwischen allen Seiten.

Dass "Stern TV" auch sonntags nicht ganz ohne i&u über die Bühne gehen wird, dürfte für Zaik eine Genugtuung darstellen. Er selbst sprach am Freitag öffentlich aber lieber über die bevorstehende Sendung, in der die Meinung der Zuschauerinnen und Zuschauer mehr im Vordergrund stehen sollen als am Mittwoch. "Sie können mitmachen über Abstimmungen, Video-Statements und via Social Media. Außerdem werden wir mehr Zeit für spannende, vertiefende Gespräche und Diskussionen haben", so der Produzent über das Konzept, von dem sich RTL für den späten Abend noch einmal einen neuen Impuls erhofft.

"Wir sprechen mit den Menschen, nicht über sie", erklärte dann auch Stephan Schmitter. Bleibt abzuwarten, ob letztlich auch über "Stern TV" gesprochen wird. Immerhin: Die Quoten der ersten Testläufe zeigen, dass durchaus Potenzial für eine Sendung dieser Art am Sonntagabend besteht. Dafür sollte das erwähnte Teamwork jedoch besser funktionieren als noch vor einigen Monaten.

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