Der niedersächsische Privatradiosender ffn, weiterhin das meistgehörte private Programm im Bundesland (laut MA 2022 Audio I), reagiert auf jüngste Entwicklungen, zu denen auch deutlich rückläufige Reichweiten gehören: Jens Küffner, der Anfang 2018 geholt wurde, um in der Programmdirektion die indirekte Nachfolge der langjährigen Programmchefin Ina Tenz zu übernehmen, ist nicht mehr für den Sender zuständig. Entsprechende Informationen des Medienmagazins DWDL.de bestätigte ffn am Freitag.



"In bestem gegenseitigen Einvernehmen", wie es so schön heißt, habe Küffner ffn verlassen. "Die Programmdirektion wurde von der Geschäftsführung mit übernommen". Zu den Gründen äußerte sich der Sender nicht. Geschäftsführer Harald Gehrung hält nun alle Fäden in der Hand – er leitete das Programm auch schon 2017 in der Übergangsphase von Tenz zu Küffner. Ob überhaupt ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den ausgeschiedenen Programmdirektor, der ffn Anfang 2018 übernommen hatte, gesucht wird, ist unklar. Nach Küffners Start bei ffn zogen die Reichweiten erst stark an.

Zuletzt wurden bei ffn aber stark rückläufige Zahlen ausgewiesen. Wurden bei den beiden Befragungswellen 2019, die Anfang 2020 öffentlich wurden, noch über 460.000 Hörerinnen und Hörer gezählt, waren es jüngst in der Durchschnittsstunde noch 352.000. Noch schmerzhafter dürfte der Rückgang bei den 14- bis 49-Jährigen Hörerinnen und Hörern sein, hier sank der Wert von 280.000 Zuhörenden bei der MA 2020 Audio I auf jüngst rund 185.000. Wenngleich ffn mit dieser Entwicklung nicht alleine ist (Mitbewerber Antenne Niedersachsen verlor in vergleichbarem Umfang), dürften die Zahlen so langsam zum Problem werden.

Inhaltlich fiel in Küffners Zeit bei ffn der Umbau der Morningshow. Nach mehr als 20 Jahren hatte sich die wohl bekannteste Stimme des Senders, Franky, im vergangenen Jahr entschieden, die Moderation der so senderprägenden Morgenshow nicht fortzuführen. Über die genauen Hintergründe, warum der leidenschaftliche Radiomacher aufgehört hat, wurde nie etwas bekannt. Küffner sprach 2021 davon, dass klar geworden sei, dass Franky sich kurz vor dessen 50. Geburtstag nochmals verändern möchte. Im Zuge der Neuausrichtung der Morgensendung übernahmen Axel Einemann und Carmen Wilkerling die Morgenshow, beide waren zuvor als Co-Moderator und Co-Moderatorin am Morgen im Einsatz.

Trennung von gelernten Programmaktionen

Welchen exakten Einfluss die Änderung auf die Reichweiten hatte, zeigt die MA 2022 Audio I erst in Teilen an, weil in die Ergebnisse auch noch Umfragen aus Zeiten einfließen, zu denen Franky noch on air war. Der ffn-Morgen hat aber ebenfalls deutlich Hörerinnen und Hörer verloren. Küffner trennte sich zuletzt auch von mehreren gelernten Programmaktionen (etwa "Das gelbe von Ei", ein Oster-Gaudi-Marathon), holte mit "Baumann und Clausen" eine vom Mitbewerber Antenne Niedersachsen bekannte Comedy ins Programm und tauschte die Station-Voice sowie das OnAir-Design inklusive Audio-Logo. Zudem zog er die stündlichen Nachrichten vor auf fünf Minuten vor Voll.

Erschwerend kam in den vergangenen zwei Jahren für alle Radio-Verantwortlichen hinzu, dass Off-Air-Events, die eigentlich für Hörerbindung sorgen, pandemiebedingt nicht möglich waren. Küffner, der eigentlich in Mittelfranken aufwuchs, arbeitete zuletzt etwas mehr als ein Jahrzehnt lang im Norden Deutschlands, zuerst bei Radio Nora in Kiel, dann bei R.SH und bis vor Kurzem bei ffn.