Die Aufregung um Mathias Döpfners Rolle in der Causa Julian Reichelt hat sich gerade gelegt, schon gibt es neuen Wirbel. Diesmal geht es um die Frage, ob der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlags in seiner Doktorarbeit zum Thema "Musikkritik in Deutschland nach 1945" abgeschrieben hat. Sowohl "Der Spiegel" als auch "Buzzfeed" berichten über entsprechende Unklarheiten. Demnach hat die Frankfurter Goethe-Universität inzwischen eine Prüfungskommission eingesetzt.

Aktuell dauere das Prüfungsverfahren noch an, erklärte ein Sprecher der Universität gegenüber dem "Spiegel". Zur voraussichtlichen Dauer könne er keine Angaben machen. Döpfner selbst äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Er sei jedoch über den Vorgang informiert, ließ Axel Springer mitteilten. "Er hat volles Vertrauen in die Arbeit der Kommission der Universität Frankfurt", so der Verlag.

Konkret werfen zwei professionell arbeitende Plagiatsprüfer dem Springer-Chef vor, in seiner Promotionsarbeit aus dem Jahr 1990 abgeschrieben und bei den Literaturangaben gegen wissenschaftliche Standards verstoßen zu haben. "Die Literaturangaben sind dürftig, die Quellen der Informationen unklar, die genutzten Sekundärquellen für die Informationen häufig nicht ausreichend genannt", erklärte Martin Heidingsfelder, einer der Plagiatsjäger, laut "Spiegel". Heidingsfelder war es auch, der vor drei Monaten die Goethe-Universität angeschrieben hatte.

Fragen wirft vor allem eine Quelle auf, eine 1938 an der Universität Heidelberg von Helmut Andres eingereichte Arbeit, der "erkennbar aufseiten der braunen Machthaber" gestanden habe, wie es der "Spiegel" formuliert. Der österreichische Plagiatssucher Stefan Weber spricht von einem "Strukturplagiat" und zählt bisher gleich 28 verdächtige Passagen. Nach Abgleich mehrere Arbeiten von Andres und Döpfner ist sich Weber laut "Buzzfeed" sicher, dass der Springer-Chef Andres plagiiert hat. "Es gibt keine Zweifel mehr für mich", so Weber.

DJV-Vorsitzender fordert Aufklärung

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert Mathias Döpfner, der zugleich Präsidenten des Verlegerverbandes BDZV ist, am Freitag auf, die Plagiatsvorwürfe gegen ihn aufzuklären. "Glaubwürdigkeit gehört zu den Qualitätskriterien des Journalismus“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. "Wenn der höchste Repräsentant der Verleger in diesem Land Anlass zu Zweifeln an seiner eigenen Glaubwürdigkeit und Integrität gibt, muss er das ausräumen." Das sei Döpfner seinem Verband ebenso schuldig wie den Tausenden Journalistinnen und Journalisten an deutschen Tageszeitungen.

Überall erinnerte zugleich an Döpfners "Null-Kommunikation" zu Vorwürfen in der sogenannten Reichelt-Affäre vor wenigen Monaten. "Schweigen und Aussitzen wäre die
falsche Reaktion", so der DJV-Chef.