"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe lässt sein Mandat bei der Wochenzeitung bis zum Ende seiner Vertragslaufzeit ruhen. Das hat der Zeit-Verlag gegenüber der "Welt" bestätigt. Joffe, einst Chefredakteur der "Zeit", war im Jahr 2020 zum Herausgeber berufen worden. Sein Vertrag läuft dem Bericht zufolge noch bis Ende März kommenden Jahres.

"Die Verleger und Josef Joffe haben einvernehmlich entschieden, dass sein Mandat als Herausgeber bis zum Vertragsende ruht", erklärte der Verlag. Bei den Verlegern der Zeitung handelt es sich um Dieter und Stefan von Holtzbrinck. Grund für das faktische Ende der Zusammenarbeit ist ein Brief, den Joffe vor mehr als fünf Jahren an seinen Freund Max Warburg schickte, einen der Mitgesellschafter der Hamburger Privatbank M.M. Warburg.

"Der Spiegel" hatte Auszüge des fatalen Schreibens vor wenigen Tagen öffentlich gemacht, das sich auf eine Recherche der "Zeit" und des ARD-Politmagazins "Panorama" bezog, in der es um sogenannte Cum-Ex-Geschäfte ging, in die auch die Warburg-Bank verwickelt sein soll. Er habe sich um "Schadensbegrenzung" für Warburg bemüht, schrieb Joffe an den Banker. Und: "Ich habe Dich gewarnt, was in der Pipeline steckte." Seiner "Intervention" sei es zu verdanken gewesen, dass der Artikel "geschoben wurde und die Bank Gelegenheit erhielt, Widerrede zu leisten". 

Gegenüber dem "Spiegel" hatte Joffe bestritten, Einfluss auf die Berichterstattung genommen zu haben. Er habe der Redaktion lediglich geraten, "der Warburg Bank eine Gelegenheit zu geben, sich zu äußern" und Max Warburg animiert, "mit unseren Reportern zu reden". Deshalb sei die Veröffentlichung um etwa eine Woche verschoben worden, erklärte der Journalist. Der Investigativjournalist Oliver Schröm machte in Folge des "Spiegel"-Berichts jedoch Joffes kompletten Brief an Warburg via Twitter öffentlich und stellte klar, dass das Rechercheteam ein Interview früh angefragt habe, "was die Bank ablehnte".

Unklar ist, ob Josef Joffe weiter für die "Zeit" schreiben wird. Das entscheide "von Fall zu Fall die Redaktion", so eine Verlagssprecherin gegenüber der "Welt". In der Redaktion habe der veröffentlichte Brief für "Entsetzen" gesorgt, heißt es in dem Bericht. Zwar sei der Artikel in der geplanten Form erschienen, doch der Duktus des Briefs beschädige die Integrität der Redaktion, weil er den Eindruck erwecke, diese sei tatsächlich zu beeinflussen.