Wer die ARD-Dailys "Rote Rosen" und "Sturm der Liebe" zu seiner Fernsehroutine zählt, der wird in diesem Sommer einige Zeit lang möglicherweise Entzugserscheinungen haben. Beide Formate werden nämlich in eine Pause geschickt. Entsprechende Informationen, die DWDL.de vorliegen, hat ein Sprecher des Ersten am Donnerstag bestätigt. Er sprach von einer "kurzen" Pause, die Ende Juli beginnen wird. Der genaue Zeitplan ist offenbar noch nicht festgezurrt, gesprochen wird derzeit über drei oder vier Sendewochen, in denen die Geschichten aus Lüneburg und Bichlheim nicht zu sehen sind.

Dass beide Serien im Sommer einige Zeit pausieren, ist nicht neu – insbesondere in Sommern ohne große Sportevents, die Sendeplätze übernehmen, gab es in den Jahren seit Sendestart immer mal wieder solche Pausen. Durchaus neu ist aber, dass die Planungen derzeit nicht in die Richtung gehen, die Sommerpause mit Wiederholungen beider Formate zu überbrücken. Während der Sender sich offiziell noch nicht zu den Programmplänen für die Zeit ab Ende Juli äußern will, ist vom Flurfunk zu hören, dass neue Formate auf den Sendeplätzen um 14:10 und 15:10 Uhr getestet werden sollen. Das dürfte auch vor dem Hintergrund zu sehen sein, dass die Zukunft der Telenovelas auf der Kippe steht.  

Christine Strobl © ARD/Laurence Chaperon Christine Strobl
Bereits 2021 hatte ARD-Programmdirektorin Christine Strobl sowohl "Rote Rosen" als auch "Sturm der Liebe" deutlich wie nie angezählt. Im zurückliegenden August erklärte sie in einem Interview, sowohl auf der Suche nach Lösungen finanzieller Natur zu sein, um beide Serien zu verlängern, sich aber auch schon nach Ersatzprogrammen umzuschauen. Eine solche Lösung wurde ganz offenbar im Falle von "Sturm der Liebe" gefunden – eine zurückliegende Staffel der Serie wurde an Netflix verkauft und kann inzwischen dort geschaut werden.

Im Dezember dann folgte das Aufatmen für alle, die an der Produktion der Serien beteiligt sind. Strobl bestätigte, dass man beide Formate nochmals verlängert habe. Die damals bestellten Folgen reichen nun bis Spätsommer/Herbst 2023. Gegenüber DWDL.de betonte sie aber nochmals, welch ein Kraftakt das gewesen sei. "Wir müssen angesichts unserer begrenzten Ressourcen überlegen, ob wir uns am Nachmittag noch ein fiktionales Angebot leisten können", sagte Strobl. Gut möglich also, dass der nahende Sommer Aufschluss darüber bringen soll, wie gut sich das ARD-Publikum mit anderen Programmen und anderen Programmfarben nachmittags im Ersten anfreunden kann.

Nach ARD-Angaben sind sowohl "Rote Rosen" und "Sturm der Liebe" echte Renner in der ARD-Mediathek. Linear haben beide Serien über die Jahre hinweg Zuschauerinnen und Zuschauer in größerem Umfang verloren. "Rote Rosen" hat sich aktuell stabilisiert und kommt auf knapp zwölf Prozent im Gesamtmarkt und grob 1,1 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Ähnlich verhält es sich bei "Sturm der Liebe", das im laufenden Jahr um die 1,3 Millionen Menschen linear unterhält und 12,3 Prozent Marktanteil erzielt.

Dass die Serien online gut funktionieren, sollte die Verantwortlichen von Bavaria Fiction und der Studio Hamburg Serienwerft indes nicht beruhigen. "Sowohl 'Rote Rosen' als auch 'Sturm der Liebe' haben eine große Fanbasis, die sich auch in der starken Online-Nutzung niederschlägt. Allerdings erreichen wir mit beiden Serien in der Mediathek mutmaßlich keine neuen Zielgruppen", gab Christine Strobl vor einem halben Jahr zu bedenken. Die aber will die Programmdirektorin dringend erreichen, um im Netz zu wachsen.

Mehr zum Thema