2016 wurde der German Motion Picture Fund eingeführt, um damit High-End-Produktionen für TV-Sender und Streamingdienste fördern zu können. Für 98 Produktionen gab es seither insgesamt über 200 Millionen Euro, bei im Lauf der Jahre immer weiter steigender Tendenz, schon jetzt wurde mehr Geld bewilligt als im bisherigen Rekordjahr 2021 insgesamt. Eigentlich also gute Nachrichten für die deutsche Produktionsbranche - doch ein Teil davon blieb bislang völlig außen vor: Keines der geförderten Projekte kam bislang aus der Animations-Branche, obwohl dieser Bereich in in den Förderrichtlinien sogar explizit behandelt wird.
Aus Sicht der AG Animationsfilm hat das einen einfachen Grund: Da mit dem GMPF explizit High-End-Produktionen gefördert werden sollen, gelten hier spezielle Mindestanforderungen beispielsweise hinsichtlich der Minutenpreise. Da hier allerdings keine Unterscheidung zwischen fiktionalen und Animationsprojekten gemacht wird, seien die für die Animationsbranche schlicht zu hoch, wie der Branchenverband in einem Schreiben an die Medien- und Kulturbeauftragte Claudia Roth adressierten darlegt.
Um das zu unterstreichen hat man alle auf den Animation Production Days zwischen 2014 und 2022 vorgestellten Serienprojekte ausgewertet und dabei festgestellt, dass kein einziges die Zugangsanforderungen des GMPF erfüllt hätte. Die Untersuchung umfasste 152 Serien und 8 TV-Specials mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von über einer halben Milliarde Euro. Allein 157 dieser 160 Projekte erreichten aber den vorgegebenen Mindestminutenpreis von 30.000 Euro nicht, um für eine Förderung durch den GMPF überhaupt in Betracht zu kommen. Die verbliebenen Projekte waren ein animiertes TV-Special sowie eine drei- und vierteilige Miniserie, die an der vorgegebenen Mindestfolgenzahl oder der Mindest-Gesamtlänge von 240 Minuten scheiterten. Da animierte Produktionen in der Regel einzelne Folgen deutlich kürzer sind, erscheint hier der gleiche Maßstab wie bei anderen fiktionalen Projekten tatsächlich fragwürdig.
Die AG Animationsfilm fordert daher eigene, auf die Branche angepasste Zugangsschwellen, wie es sie auch schon für dokumentarischen Produktionen gibt. Bei den Vorschlägen orientierte man sich dabei an der eigenen Auswertung und zog die Minutenpreise der teuersten zehn Prozent der Projekte aus der Auswertung heran. Auf Basis dessen empfehle man eine Mindest-Gesamtlänge von nur noch 24 Minuten, der Wegfall einer Mindestepisodenzahl, um auch die Förderung aufwendiger animierter TV-Specials zu ermöglichen sowie eine Senkung des Mindest-Minutenpreises auf 15.000 Euro. Eine Reaktion seitens der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien liegt bislang noch nicht vor.