Die RTL Group hat in den letzten Jahren etliche Schritte zur Konsolidierung auf dem europäischen TV-Märkten unternommen. Aus Kroatien und Belgien hat man sich zurückgezogen, in den Niederlanden strebt man eine Fusion von RTL Nederland mit Talpa Network an - doch das größte und wichtigste Vorhaben betrifft die frazösische Tochter M6: Sie soll bis Ende 2022 mit dem Konkurrenten TF1 verschmelzen. Aus den beiden größten privaten Sendergruppen soll ein "nationaler Media-Champion" werden, wie es bei der RTL Group immer so schön heißt.

Doch ob es wirklich dazu kommen wird, ist fraglich - denn die kartellrechtliche Hürde könnte sich letztlich als zu hoch erweisen. Sowohl die M6-Mutter RTL Group wie auch TF1 teilten am Dienstagabend mit, dass die mit der Untersuchung des Vorhabens betrauten Teams der französischen Wettbewerbsbehörde nun ihren Bericht vorgelegt haben. Dabei handelt es sich zwar nicht um die endgültige Entscheidung, da die Unternehmen nun noch Stellung nehmen können - doch die Ergebnisse sind offenbar ganz und gar nicht im Sinne von RTL Group und dem größten TF1-Eigner Bouygues ausgefallen.

So ist in dem Bericht davon die Rede, dass eine Fusion eine ganze Reihe "erhebliche wettbewerbsrechtliche Bedenken" aufwerfe, insbesondere mit Blick auf den Werbemarkt. Hier stellt sich wie immer die Frage, wie umfassend man die Werbemärkte betrachtet: Die TV-Konzerne sehen sich unter zunehmendem Druck durch die US-amerikanischen Online-Riesen, die auch einen immer größer werdenden Teil der Werbeeinnahmen für sich verbuchen können. Im TV-Bereich - der im Werbemarkt weiterhin ein Schwergewicht ist - entstünden aber fast monopol-artige Verhältnisse.

Die in dem Bericht vorgeschlagenen Maßnahmen, um doch noch grünes Licht zu bekommen, wurden von den TF1 und M6 zwar nicht im Detail genannt, sie würden aber der gemeinsamen Stellungnahme dazu führen, dass die Fusionspläne "nicht mehr sinnvoll" wären und daher aufgegeben würden. Beide Unternehmen bekräftigten, an den ursprünglichen Plänen nichts zu ändern und der Behörde nun ihre Stellungnahmen zu übermitteln. Die Anhörungen vor dem Verwaltungsrat der französischen Wettbewerbsbehörde sind dann für den 5. und 6. September angesetzt.

Für Bertelsmann- und RTL-Group-Boss Thomas Rabe wäre ein Scheitern der Fusion gleich in doppelter Hinsicht bitter: Die beiden Unternehmen hatten es fast schon zur zwingenden Notwendigkeit erklärt, einen solchen "nationalen Champion" zu kreieren, um im Wettbewerb mit den US-Plattformen bestehen zu können. Vor allem hatte Rabe aber erst vor wenigen Wochen in einem Interview mit Blick auf die Zusammenschlüsse von RTL Nederland und Talpa sowie M6 und TF1 auch von "zwei echten Testfällen" mit Blick auf Deutschland gesprochen.

Hier bringt Rabe schon seit langem regelmäßig eine Fusion von RTL Deutschland und ProSiebenSat.1 ins Gespräch. In einem Gespräch mit der "FAS" sagte er im März: "Wir können mit den globalen Plattformen Schritt halten, wenn wir eine ausreichende Größe bekommen. Sprich: wenn es uns gelingt und die Kartellämter es uns erlauben, entsprechende Zusammenschlüsse auf nationaler Ebene zu machen. Kooperationen allein reichen nicht." Und weiter: "Wenn so etwas in Frankreich funktioniert und in den Niederlanden, wüsste ich keinen guten Grund, warum es nicht auch in Deutschland funktionieren sollte. Bei RTL sowie ProSieben Sat.1 handelt es sich um börsennotierte Unternehmen, da werden auch die Aktionäre fragen, warum es nicht in Deutschland möglich sein sollte, einen Medienchampion aufzubauen, der im Wettbewerb mit den amerikanischen Plattformen besteht." Heißt im Umkehrschluss aber auch: Scheitert das Vorhaben in Frankreich, dürften die Wunschträume auch in Deutschland auf absehbare Zeit nicht mehr auf den Tisch kommen.