Sehr stabile Quartalszahlen hat ProSiebenSat.1 am Donnerstagmorgen präsentiert. Der Konzernumsatz stieg auf 1,055 Milliarden Euro und lag somit leicht über dem Vorjahreswert. Mit einem adjusted EBITDA von 166 Millionen wurde exakt der Vorjahreswert erneut erreicht. Diese Entwicklung beweise, so erklärte es Vorstandsvorsitzender Rainer Beaujean, dass das Unternehmen dank seiner "diversifizierten Aufstellung krisenfester als viele andere Medienunternehmen" sei. "So konnten wir trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen als Gruppe unser Wachstum fortsetzen. Treiber war hierfür neben unserem Entertainment-Segment auch das Commerce & Ventures-Geschäft", führte der ProSiebenSat.1-Boss aus.



Im Segment Entertainment setzte das Unternehmen zwischen April und Juni 748 Millionen Euro um, zwölf Millionen mehr als im Vergleichszeitraum 2021. Das entsprach einem Wachstum von zwei Prozent. Die erzielten Werbeerlöse sind leicht gesunken, bewegten sich aber grob über den Daumen gepeilt auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie, also im Jahr 2019. Angesichts des Ukraine-Krieges bezeichnete ProSiebenSat.1 diese Entwicklung als "solide". Die Umsätze aus dem Content-Geschäft sind trotz des Verkaufs des US-Film-Vertriebs Gravitas Ventures im November 2021 währungsbereinigt um 15 Prozent gewachsen, was sicherlich als Erfolg gewertet werden kann. Der Anstieg kam in erster Linie, so wurde mitgeteilt, aus dem europäischen Geschäft zustande. Insofern sieht man sich in Unterföhring also bestätigt, weiterhin einen recht regionalen Fokus zu setzen.

Geld wird auch weiterhin im Segment Commerce & Ventures verdient. In den drei betrachteten Monaten 177 Millionen Euro, fünf Millionen mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Ende 2021 wurden die Unternehmen moebel.de und Amorelie verkauft, die im Vorjahr noch etwas mehr als zehn Millionen Euro zum Umsatz beitrugen. Erleichtert zeigte man sich in Unterföhring ob der Entwicklung von Jochen Schweizers mydays und des Mietwagenvergleichsportals Billiger Mietwagen. Beide hatten noch 2021 deutlich unter den Einschränkungen im Rahmen der Pandemie gelitten und würden sich jüngst nun "klar erholt" präsentieren. Flacconi würde wegen der derzeitigen Konsumzurückhaltung indes unter Vorjahresniveau performen. Schwer tut sich auch das Vergleichsportal Verivox, was mit den stark gestiegenen Energiekosten zusammenhängt.

Im Bereich Dating & Video ging der Außenumsatz zurück – ProSiebenSat.1 erklärt dies jedoch mit Rekordzahlen im Vorjahresquartal. Jetzt wurden 130 Millionen Euro umgesetzt, neun weniger als in Q2 2021. Auf Halbjahressicht lag der Umsatz 18 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert, also bei rund 260 Millionen.

Erstmals im ersten Halbjahr zwei Milliarden umgesetzt

All das führte dazu, dass ProSiebenSat.1 nach eigenen Angaben erstmals in einem ersten Halbjahr einen Umsatz in Höhe von knapp über zwei Milliarden Euro umgesetzt hat. Das Umsatzplus gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 betrug somit ein Prozent. Rechnet man Währungsschwankungen und die Leistungen der verkauften Unternehmensteile heraus, stieg er gar um zwei Prozent. Wohl auch aufgrund der starken ersten Jahreshälfte blickt Rainer Beaujean nach eigenen Aussagen "weiter zuversichtlich" auf die zweite Jahreshälfte.

 

Der Vorstand hält zumindest seine Prognose für das Geschäftsjahr 2022 aufrecht. Im März hatte man bekannt gegeben, dass man an einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro und ein adjusted EBITDA im Bereich um 840 Millionen Euro glaubt – und gab an, die Werte könnten um je 100 Millionen Euro höher oder niedriger ausfallen. Inzwischen geht man davon aus, dass man – lässt man Portfolio-Veränderungen außer Acht - im unteren Rahmen dieser Prognose bleibe. Weil aber zusätzlich noch der Verkauf der Red Arrow Studios berücksichtigt werden muss, wird nun mit einem Umsatz in Höhe von 4,337 Milliarden Euro und einem qdjusted EBITDA von 805 Millionen Euro gerechnet. Unsicherheiten bleiben nicht zuletzt aber wegen einer schwer einzuschätzenden Entwicklung des Werbemarktes, aber auch weil nicht absehbar ist, wie sich Sanktionen oder ein nicht auszuschließender Gas-Lieferstop auswirken könnte. So wurde für die Prognose beispielsweise angenommen, dass sich die Werbeerlöse in der DACH-Region im Gesamtjahr beim "Erreichen des Mittelwerts der aktualisierten Bandbreiten" auf Vorjahresniveau entwickeln werden.