Anfang Juli schreckte Warner Bros. Discovery die europäische Produktionslandschaft auf, als man ankündigte vorerst die lokalen Eigenproduktionen für HBO Max in den meisten europäischen Ländern zu stoppen. Vor der Fusion mit Discovery hatte WarnerMedia ein länderübergreifend tätiges Team aufgebaut, das noch wenige Wochen vor der aus den USA verordneten Vollbremsung seine großen Pläne für die nächsten Jahre bei der Series Mania skizziert hatte.
Dass dieses Team weitgehend aufgelöst werden würde, war seither also zu erwarten. Nun berichtet Jesse Whittock bei Deadline.com, dass 29 Personen in diesem Zug ihren Job verlieren, darunter Jonathan Young, bei HBO Max EMEA bislang VP Original Production, ebenso Christian Wikander, der bislang für die Eigenproduktionen in Skandinavien zusätndig war, sowie Annelies Sitvast, die die non-fiktionalen Eigenproduktionen verantwortete.
Für den non-fiktionalen Bereich sieht man bei Warner Bros. Discovery inzwischen HBO Max ja auch in den USA nicht mehr zuständig, diesen Bereich soll stattdessen Discovery abdecken, nachdem voraussichtlich Mitte kommenden Jahres die bislang noch getrennt operierenden Dienste HBO Max und Discovery+ dann ohnehin vereint werden sollen.
Ganz zurückziehen aus den lokalen Eigenproduktionen in Europa will man sich bei Warner Bros. Discovery aber nicht. Statt eines länderübergreifenden Teams liegt die Verantwortung dafür aber bei den jeweils lokal für TV-Sender und Streaming Verantwortlichen – so wie es in Deutschland ohnehin bereits der Fall war. HBO Max ist hierzulande bekanntlich noch nicht am Start, doch selbst wenn es irgendwann kommen sollte, wäre der gegenwärtigen Strategie zufolge auch weiterhin das Team um Anke Greifeneder verantwortlich.
Damit einher geht dem „Deadline“-Bericht zufolge auch die Entscheidung, dass man erstmal keine Produktionen rein für den Streamingdienst mehr beauftragen wird. Stattdessen werden Serien, die für die linearen Sender produziert werden, auch bei HBO Max zu sehen sein. Das bedeutet aber auch: Statt eine länderübergreifende Strategie aus einer Hand zu verfolgen, wird HBO Max künftig stärker die Summe einzelner Teile sein.
Hintergrund all dieser Entscheidungen ist, dass der neuen Konzernführung unter dem vorherigen Discovery-Boss David Zaslav der bisherige Kurs von WarnerMedia, das voll auf HBO Max gesetzt hatte, deutlich zu kostspielig erschien. Streaming wird zwar weiter als ein Teil der Verwertungskette betrachtet, aber nicht mehr als allein entscheidender, dessen Wachstum um jeden Preis angekurbelt werden soll.
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