Eine der ersten Maßnahmen von David Zaslav nach Vollzug der Fusion von Warner Media und Discovery zu Warner Bros. Discovery war die Entscheidung, den Streamingdienst CNN+ nicht mal einen Monat nach dem Start wieder einzustampfen. Zu unsinnig erschien das teure Unterfangen, einen weiteren Streamingdienst aufzubauen, wo man doch eigentlich einen umfassenden Streamingdienst aufbauen und dafür die schon existierenden Angebote HBO Max und Discovery+ zusammenführen möchte.

Dieses Vorhaben hat zusammen mit dem Druck, die versprochenen drei Milliarden Dollar Einsparpotential heben zu müssen, nun auch Auswirkungen auf HBO Max. Der Dienst ist zwar in Deutschland bislang nicht gestartet, wohl aber in vielen anderen europäischen Ländern und hat dort auch schon diverse lokale Eigenproduktionen in Planung, in Umsetzung oder bereits produziert. Nun aber tritt Warner Bros. Discovery auf die Bremse: Wie die "Variety"-Kollegin Manori Ravindran berichtet, wurden die lokalen Eigenproduktionen in den meisten Ländern Europas, darunter Skandinavien, Zentraleuropa und die Niederlande, sowie auch in der Türkei gestoppt. Ausnahmen bilden demnach Spanien, weil spanischsprachige Produktionen auch für das Angebot in Lateinamerika wichtig sind, sowie Frankreich wegen der dort strikten Vorgaben zum Anteil lokaler Produktionen.

Der radikale Schritt wurde am Montag gegenüber der eigenen Belegschaft wie auch den Produktionspartnern verkündet. Im Zuge der geplanten Zusammenführung von HBO Max und Discovery+ überprüfe man das aktuelle Inhalte-Angebot auf den beiden Diensten, zitiert "Variety" aus der Erklärung des Unternehmens. Neuentwicklungen werden demnach sofort gestoppt, Serien, die sich bereits in Produktion befinden, werden in der Regel aber fertig gestellt - dem "Variety"-Bericht zufolge womöglich aber auch anderweitig lizenziert. Dazu passt auch, dass manche schon umgesetzte europäische und selbst manche US-Eigenproduktion nun nicht mehr weltweit auf HBO Max gezeigt werden soll. Auch hier würde man sich Lizenzkosten sparen bzw. könnte darauf spekulieren, durch Lizenzierung an andere noch ein paar Extra-Dollar einzunehmen.

Generell stehe man zu Investitionen in diesen Ländern, für die linearen Sender von Warner Bros. Discovery werde dort weiterhin produziert, zudem werden man in großem Umfang lokale Inhalte von anderen Anbietern für die eigenen Streamingdienste erwerben, beschwichtigt das Unternehmen. Für die Produktionslandschaft in diesen Ländern ist es dennoch ein herber Schlag - zumal das HBO Max-Team noch im Frühjahr auf der Series Mania skizziert hat, in welchen Bereichen man neue Produktionen plant. Nun steht fest, dass davon erstmal nichts kommen wird. Inwiefern damit auch ein Stellenabbau bei Warner Bros. Discovery verbunden ist, ist ebenso unklar wie die Frage, ob Warner Bros. Discovery auch in anderen Teilen der Welt ähnlich auf die Bremse tritt wie nun in Europa.

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