Nach Rücktritt, Abberufung und fristloser Kündigung für RBB-Intendantin Patricia Schlesinger und der Krankschreibung von deren einstigem Stellvertreter Hagen Brandstäter, führt derzeit Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus den RBB. Doch nachdem die derzeitige Geschäftsführung nicht nur das Vertrauen der anderen ARD-Intendantinnen und -Intendanten, sondern auch das der eigenen Belegschaft ebenso wie der Politik verloren hat, soll nun ganz schnell eine andere Lösung her.

Nach Beratungen mit der Rechtsaufsicht, die derzeit das Land Brandenburg führt, hat sich der Rundfunkrat dazu entschlossen, ohne vorherige Ausschreibung einen Interims-Intendanten oder eine Interims-Intendantin zu wählen, die dann maximal ein Jahr im Amt bleiben soll, um die Aufklärung und Aufarbeitung der RBB-Affäre zu lenken und den Sender zu stabilisieren.

Die Wahl dieser Person durch den RBB-Rundfunkrat soll einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bereits am kommenden Mittwoch stattfinden. In der vergangenen Woche war eine Findungskommission eingesetzt worden, die noch bis morgen sondieren soll, welche Bewerberinnen und Bewerber sich zur Wahl stellen sollen. Nach der Wahl soll die Interims-Intendantin oder der Interims-Intendant dann schnellstmöglich seinen Dienst antreten.

Sicher und naheliegend ist, dass die Interims-Führung nicht aus RBB-eigenen Reihen besetzt werden soll, ebensowenig aus dem politischen Raum, Stichwort: Staatsferne des Rundfunks. Die Gerüchteküche brachte in den letzten Tagen einige in den letzten Jahren aus dem Amt geschiedene Intendanten anderer ARD-Anstalten zu Tage, es müsse sich laut "SZ" aber nicht zwingend um eine Person aus dem ARD-Umfeld handeln.

Unterdessen will der RBB-Verwaltungsrat an diesem Dienstag offenbar die Abschaffung des stark kritisierten Bonus-Systems - bzw. der erfolgsabhängigen "variablen Gehaltsanteile", wie es im RBB-Sprech heißt - beschließen. Die jetzige Geschäftsleitung hatte bereits erklärt, für das laufende Jahr keine weiteren Bonus-Zahlungen in Anspruch zu nehmen. Der Vertrag für eine neue Intendantin oder einen neuen Intendanten soll dann gänzlich ohne dieses ARD-weit ohnehin einmalige System aufgesetzt werden.