Um das angeschlagene Sat.1 am Sonntagabend zu stärken, entschied sich Mehrfach-Senderchef Daniel Rosemann dazu, bei ProSieben künftig sonntags auf den gewohnten Blockbuster-Sendeplatz zu verzichten und Sat.1 stattdessen die Film-Programmierung an diesem wichtigen Abend zu überlassen. ProSieben sollte stattdessen mit Eigenproduktionen punkten. Mehrere Formate wurden für diesen Herbst angekündigt, die alle allerdings ziemlich ähnlich gelagert sind: Promis sollen außerhalb Deutschlands diverse Aufgaben erledigen.

Dieser harte Wechsel der Programmfarbe ging zum Auftakt in dieser Woche allerdings gründlich schief: "Local Hero" fiel zum Auftakt mit im Schnitt weniger als einer halben Million Zuschauerinnen und Zuschauern und 3,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen völlig durch - und auch der Quotenverlauf innerhalb der Sendung machte wenig Hoffnung auf entscheidende Besserung in den nächsten Wochen. ProSieben landete aus Quotensicht mit der Sendung sogar noch hinter dem kleineren Bruder ProSieben Maxx, das mit Football punktete.

Zumindest zu dieser Schmach wird es nicht mehr kommen - denn Daniel Rosemann verschiebt die Football-Übertragungen nun kurzerhand zu ProSieben, und zwar durchgehend. Ab dem kommenden Sonntag und bis zum Super Bowl wird "ranNFL" stets bei ProSieben zu sehen sein. Los geht's am kommenden Sonntag um 18:30 Uhr mit dem Magazin "ranNFLsüchtig", ehe ab 19 Uhr das Spiel Buffallo Bills @ Miami Dolphins auf dem Programm steht, gefolgt von der Partie zwischen den Green Bay Packers und den Tampa Bay Buccaneers am späten Abend. Am 2. und 9. Oktober werden sogar drei Spiele in Folge gezeigt, sodass die Football-Übertragung bereits nachmittags ab 15 Uhr beginnt.

Neben den Primetime-Formaten fällt der Umprogrammierung auch die "Galileo"-Strecke am Vorabend zum Opfer. Für "Galileo Plus" ist um 19 Uhr während der Football-Saison kein Platz meh rim Programm, "Galileo Stories" wiederum wird bei der Übertragung von zwei Spielen auf 30 Minuten gekürzt und entfällt bei der Übertragung von drei Spielen ebenfalls ganz, wie aus der Programmänderung hervorgeht.

ProSieben-Chef Daniel Rosemann erklärt die Programmänderung offiziell nicht mit den miesen Quoten von "Local Hero", sondern so: "Diese offensive Football-Programmierung mag den ein oder anderen überraschen. Aber wir wollen die letzte Saison der NFL mit der höchstmöglichen Intensität auf ProSieben zelebrieren. Wir feiern jeden einzelnen Spieltag mit der #ranNFL-Crew, die Football in Deutschland zum TV-Event gemacht hat und verdientermaßen zum zweiten Mal mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde."

Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch: Diese Lösung für den Sonntagabend funktioniert nun für genau eine Saison - danach liegen die Rechte dann bei RTL Deutschland, wo man sich über die prominenteren Platzierung und damit weiter steigender Aufmerksamkeit für die Sportart mit Blick auf die Zukunft sicherlich auch freuen dürfte. Für ProSieben stellt sich die Frage nach einer Alternative für den Sonntag ab dem kommenden Jahr hingegen erneut. Die bislang für den Sonntagabend geplanten Programme sollen nach Senderangaben im Frühjahr 2023 zu sehen sein - ob man angesichts der Erfahrungen vom vergangenen Sonntag an diesem Sendeplatz festhält, bleibt aber erstmal abzuwarten. Einfacher dürfte es dann jedenfalls eher nicht werden, schließlich steht bei Vox voraussichtlich dann auch die neue Staffel von "Kitchen Impossible" an, das eine ähnliche Zielgruppe ansprechen dürfte.

Und dann wirft die Änderung freilich auch noch die Frage auf, wie man den Verlust bei ProSieben Maxx, wo bis auf weiteres sonntags "Hell's Kitchen mit Gordon Ramsey" zu sehen sein wird, verkraften wird - und ob die Sendergruppe als Ganzes durch die Verschiebung der Blockbuster zu Sat.1 und von Football von ProSieben Maxx zu ProSieben nicht letztlich schlechter dasteht als vor der Rochade. Das wird maßgeblich auch davon abhängen, wieviele zusätzliche Fans durch den Wechsel zu ProSieben zu gewinnen sind. Immerhin: ProSieben Maxx hat zuletzt auch ohne Football neue Rekordmarktanteile erreicht. Durch Football wäre im Herbst ein weiterer Schub zu erwarten gewesen, zu dem es nun wohl nicht kommen dürfte.