Eigentlich steht die Veröffentlichung der Quartalszahlen bei ProSiebenSat.1 erst für Mitte November auf dem Plan, am Donnerstagabend veröffentlichte der Konzern nun aber bereits vorläufige Zahlen fürs abgelaufene dritte Quartal - verbunden mit einer deutlich nach unten korrigierten Prognose fürs Gesamtjahr. Der Reihe nach: Auf Basis der vorläufigen Zahlen hat ProSiebenSat.1 in den Monaten Juli bis September einen Umsatz in Höhe von 921 Millionen Euro eingefahren, 134 Millionen weniger als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

78 Millionen davon erklären sich durch den Verkauf des US-Produktionsgeschäfts der Red Arrow Studios zum 1. Juli, doch auch bereinigt um diesen Portfolio und weitere Währungseffekte haben sich die Umsätze im dritten Quartal um 9 Prozent reduziert. Das adjusted EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) fiel um mehr als 27 Prozent auf 118 Millionen Euro, unterm Strich blieb ein Adjusted Net Income von 43 Millionen Euro nach 58 Millionen im 3. Quartal des Vorjahres.

Neben dem Red-Arrow-Effekt sei dafür maßgeblich das "makroökonomische Umfeld" verantwortlich, also: Inflation, Energiekrise und die daraus folgende "Konsumzurückhaltung". Der Außenumsatz des Entertainment-Segments ist um 9 Prozent gesunken, was vor allem auf die sinkenden Werbeerlöse zurückzuführen ist. Hier ging es um zehn Prozent auf 430 Millionen Euro nach unten - wobei dabei zu berücksichtigen ist, dass das 3. Quartal 2021 auch durch Corona-Nachholeffekte besonders stark war. Und auch die breitere Aufstellung half ProSiebenSat.1 nicht: Das Segment Commerce & Ventures, in dem unter anderem die NuCom Group angesiedelt ist, sank der Außenumsatz organisch um rund acht Prozent.

Da sich das wirtschaftliche Umfeld nicht so schnell bessern dürfte, wird auch generell das Wachstum dieses Geschäftsteils in der Zukunft wohl nicht so ausfallen wie erhofft. ProSiebenSat.1 führt daher eine Wertberichtigung durch und schreibt rund 300 Millionen Euro auf seine Beteiligungen ab. Und auch fürs Entertainment-Geschäft ist der Ausblick zumindest kurzfristig gar nicht gut. Dort steht nun das traditionell wichtigste Quartal vor Weihnachten an - und die Hoffnungen auf einen kräftigen Jahresendspurt sind inzwischen offenbar verflogen. ProSiebenSat.1 geht nun davon aus, dass die "hochmargigen Werbeerlöse" des Konzerns im vierten Quartal um satte 17 Prozent unter denen des Vorjahres liegen werden, was ein Rückgang um rund 130 Millionen Euro bedeuten würde. Auch auf Gesamt-Jahressicht würde das trotz des starken Jahresbeginns zu einem Rückgang der Werbeerlöse um rund 7 Prozent oder 160 Millionen Euro führen.

Infolgedessen hat ProSiebenSat.1 daher nun seinen Ausblick fürs Gesamtjahr angepasst und erwartet nun einen Rückgang des Umsatzes auf 4,15 Milliarden Euro. Zuletzt hatte die schon einmal korrigierte Prognose noch bei 4,375 Milliarden Euro (+/- 75 Millionen Euro) gelegen. Beim Adjusted EBITDA erwartet man nun 650 statt zuletzt prognostizierter 780 Millionen (+/- 25 Millionen) Euro. Im vergangenen Jahr hatte ProSiebenSat.1 noch knapp 4,5 Milliarden Euro umgesetzt und ein Adjusted EBITDA von 840 Millionen Euro einfahren können. Anfang des Jahres hatte man sich noch optimistisch gegeben, diese Werte noch leicht steigern zu können.

Nun bleibt erstmal vor allem die Hoffnung, dass die TV-Branche auch von einer gesamtwirtschaftlichen Erholung schneller als andere Branchen profitieren könnte. Ralf Peter Gierig, Vorstandsmitglied & Finanzvorstand von ProSiebenSat.1 Media, sagt: "Die anhaltenden Inflations- und Energiepreissorgen belasten das Konsumverhalten in der DACH-Region. Hier ist ProSiebenSat.1 als frühzyklisches Unternehmen direkt betroffen, was sich vor dem Hintergrund der aktuell hohen Unsicherheiten in einem deutlich zurückhaltenderen Buchungsverhalten unserer Werbekunden als erwartet auswirkt. Auch die Angebote unserer Commerce & Ventures-Unternehmen werden in diesem Umfeld von den Endkund:innen weniger genutzt. Sobald sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld aber wieder positiver entwickelt, werden wir auch als eines der ersten Unternehmen davon profitieren. Wir arbeiten daher konsequent daran, unsere Entwicklung zum Digitalkonzern fortzusetzen und die Synergien zwischen unseren Geschäftsbereichen weiter zu heben." Am mittel- bis langfristigen Plan, den Umsatz pro Jahr um vier bis fünf Prozent zu steigern, hält man fest.