Etwas mehr als ein Jahr nach dem Abgang von Julian Reichelt steht die "Bild"-Chefredaktion schon wieder vor Veränderungen. Wie der "Spiegel" und "Medieninsider" übereinstimmend berichten, soll Robert Schneider offenbar neuer Chefredakteur von "Bild" werden. Aktuell fungiert Schneider, dessen Karriere bei "Bild" begann, als "Focus"-Chefredakteur.

Eine Ablösung von Johannes Boie, der vor einem Jahr spontan als Chefredakteur der "Welt am Sonntag" zu "Bild" gewechselt war, geht damit allerdings offenbar nicht einher - zumindest vorerst. Die Rede ist davon, dass Boie Vorsitzender der Chefredaktion bleiben und Schneider an ihn berichten soll. Zuletzt hatte Boie Kritik auf sich gezogen, nachdem er in Folge eines Raketeneinschlags auf polnischem Staatsgebiet schrieb, die russische Armee habe Polen bombardiert. Tatsächlich aber standen die Explosionen im Zusammenhang mit der ukranischen Flugabwehr.

Die Herausforderungen bei "Bild" sind indes gewaltig - auch, weil gerade bekannt wurde, dass das teure Fernsehexperiment, das eng mit Julian Reichelt verbunden war, zum Jahresende in weiten Teilen eingestellt wird (DWDL.de berichtete). Das wiederum lässt auch den Posten von TV-Chef Claus Strunz wackeln, der laut "Medieninsider" ebenso vor der Ablösung steht wie "Bild am Sonntag"-Chefredakteurin Alexandra Würzbach, die noch im vergangenen Jahr kurzerhand eingesprungen war, als Julian Reichelt wegen seines Compliance-Verfahrens zwischenzeitlich pausierte. Später standen beide einige Monate lang sogar gemeinsam an der Spitze der Chefredaktion.

Unklar ist, wie das Duo Boie / Schneider harmonieren wird. Prompt gibt es bereits erste Spekulationen darüber, dass Johannes Boie schon in einigen Monaten mit neuen Aufgaben betraut werden könnte und Schneider dann bei "Bild" das alleinige Kommando führen wird. Bei Springer dürfte mit ihm zugleich die Hoffnung auf mehr Konstanz verbunden sein, immerhin ist Robert Schneider bei "Focus" nach Helmut Markwort der am längsten amtierende Chefredakteur. Springer selbst wollte sich zu den Spekulationen zunächst nicht äußern.

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