Nach einer Staffel ohne ihn wird der von der Boulevardpresse gerne als "Pop-Titan" bezeichnete Dieter Bohlen am Samstag sein Comeback als Jury-Chef bei "Deutschland sucht den Superstar" geben. Im Interview mit dem "Stern", der wie der Sender, bei dem die Castingshow seit zwei Jahrzehnten beheimatet ist, ebenfalls zu RTL Deutschland gehört, hat Bohlen jetzt über den Moment gesprochen, in dem er von seinem zwischenzeitlichen Rauswurf erfahren hat.

"Ein Meeting wurde angesetzt", erinnert sich Bohlen. "Weil der damalige Geschäftsführer mir gesagt hatte, mein Vertrag werde verlängert, dachte ich mir nichts dabei. Ich also hin, auf Krücken, weil ich einen Skiunfall gehabt hatte. Im Gespräch wurde mir dann gesagt, dass ich nicht mehr Teil von 'DSDS' und der 'Supertalent'-Jury sein darf." Auf die Frage, was das mit ihm gemacht habe, antwortet Bohlen mit einer Gegenfrage: "Hatten Sie schon mal eine Freundin, die mit Ihnen Schluss gemacht hat, obwohl Sie sie über alles geliebt haben? So war das für mich. Als würde man mir den Teppich unter den Beinen wegziehen. Ich habe irgendwas gestammelt davon, dass das doch meine zwei Babys sind, dann bin ich aufgestanden und gegangen."

Am nächsten Tag sei es zwar "in Ordnung" gewesen, weil er weiterhin seinen RTL-Vertrag hatte. "Aber ich habe keine einzige Sekunde der 'DSDS'-Staffel geschaut", versichert Bohlen im "Stern"-Interview". "Ich bin kein Masochist."  Und dennoch ist ihm die Rückkehr offensichtlich nicht schwer gefallen. "RTL hat mir sehr wehgetan", sagt Bohlen. "Aber als sie fragten, ob ich zurückkommen möchte, musste ich an die vielen Jahre vor dem Rauswurf denken. Wie viel Spaß ich hatte! Allein 15 Nummer-Eins-Hits bei 'DSDS'. Der Salto rückwärts wart auch für die Chefs nicht einfach, die mussten ja über ihren Schatten springen."

 

"Ich wäre niemals zurückgekommen, wenn mir irgendwer gesagt hätte, was ich sagen darf und was nicht."
Dieter Bohlen im "Stern"-Interview

 

Dass nach seinem Rauswurf vom Ende des Erniedrigungsfernsehen die Rede gewesen sei, kann Dieter Bohlen indes nicht nachvollziehen. "Wer von Erniedrigungsfernsehen spricht, hat die letzten Jahre kein 'DSDS' mit Bohlen geschaut." Und weiter: "'DSDS' sucht Leute, die eine echte Chance im Musikbusiness haben. Und ich, also jemand, der mehr als 40 Jahre erfolgreich im Musikbusiness ist, habe nun mal die Verantwortung, den Kandidaten klar zu sagen, wenn es für sie nicht reicht. Das kann nicht jeder." Er wolle niemanden beleidigen, "aber es gibt Kandidaten, die keine andere Sprache verstehen", findet Bohlen. "Die brauchen dann eine klare Ansage, dass sie nicht singen können, und das auf unterhaltsame Art und Weise." 

Im "Stern" tritt Dieter Bohlen zwar selbstbewusst auf, räumt aber ein, dass heute nicht mehr jeder seiner früheren Sprüche gehen würde. "Das war früher einfach eine andere Zeit. Die Zeit der Zigeunerschnitzel, der Mohrenköpfe. Das hat sich verändert, man kann heute nicht mehr alles sagen. Allerdings verstehe ich nicht, wieso man nicht mehr 'Winnetou' gucken soll, aber immer noch Führerschein sagen darf. Führer ist auch nicht so ein tolles Wort für uns Deutsche, oder? Es ist grotesk. Wir diskutieren über das Gendern, dabei gibt es wahrlich größere Probleme auf dem Planeten." Einen Maulkorb habe er für seine Rückkehr aber nicht verpasst bekommen. "Ich wäre niemals zurückgekommen, wenn mir irgendwer gesagt hätte, was ich sagen darf und was nicht."

Und die Quote? "Ich glaube, die 19. Staffel hatte einen Zuschauerschnitt von knapp neun Prozent. Also will ich mindestens 15 Prozent. Und alles über 20 Prozent freut mich richtig", so Bohlen im "Stern". "Wenn aber nur zehn Prozent einschalten, wäre ich geknickt." Dass es - wie von RTL angekündigt - die letzte Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" sein wird, denkt er jedoch nicht: "Ich glaube, dass das letztendlich die Zuschauer entscheiden werden. Mein Feeling sagt mir, dass es nicht die letzte Staffel sein wird. Kann ich mir nicht vorstellen. Aber es steht noch nichts fest."