Nach der in Köln wie Hamburg aber gleichermaßen unbeliebten Zusammenführung der Bertelsmann-Verlagstochter Gruner + Jahr mit dem TV-Geschäft zu RTL Deutschland steht die Zukunft des Magazin-Geschäfts derzeit vor einer offenen Zukunft - und die Kommunikations-Strategie von Bertelsmann-, RTL- und RTL Deutschland-Chef Thomas Rabe sorgte in den letzten Monaten nicht gerade für eine Beruhigung der Lage. 

Im September stellte er in einem im Intranet verbreiteten Interview den Verbleib diverser Magazin-Titel im Konzern explizit in Frage. Von einer "Überprüfung des Titelportfolios" war mit Blick auf das "besonders unter Druck stehende" Magazingeschäft darin die Rede. Dabei suche man vor allem nach Synergien mit dem RTL-TV-Geschäft. Seither dauert die Phase der Unsicherheit für die Belegschaft in Hamburg jedenfalls an. Mit Ergebnissen ist erst im Februar zu rechnen - und bis auf den "Stern" kann man sich in keiner Redaktion sicher sein, dass sie auch dauerhaft zu RTL gehören wird.

Angesichts dessen wandten sich nun einem "Spiegel"-Bericht zufolge die Redaktionsbeiräte von "Art", "Brigitte", "Eltern", "Geo"/"P.M.", "Geolino", "Stern" und dem Qualityboard in einem "Brandbrief" an die Bertelsmann- und damit auch RTL-Eigentümerfamilie Mohn, namentlich Christoph und Liz Mohn. Darin forderten sie, den "einzigartigen Verlag" als Ganzes zu erhalten. Gruner + Jahr sei "ein Gesamtpaket, das sowohl in der redaktionellen Zusammenarbeit als auch im Werbemarkt funktioniert", heißt es darin.

Besonders erschüttert sei man davon, dass sich Bertelsmann und RTL nach den Berichten kurz vor Weihnachten, die eine Trennung von einem Großteil der Magazine nahelegten, "nicht schnell und eindeutig" geäußert hätten. "So geht man nicht mit Menschen um, die seit vielen Jahren mit großem Engagement für ihre Marke arbeiten. Oder soll hier eine ganze Belegschaft zermürbt werden?" Auch, dass Thomas Rabe im November der "Stern"-Redaktion einen Besuch abgestattet hatte (bei der er en passant die RTL-Strategie "One App, All Media" beerdigte, ebenfalls bis heute vom Konzern völlig unwidersprochen), den anderen Redaktionen aber nicht, habe für Befremden gesorgt.

Abschließend heißt es dem "Spiegel" zufolge, dass Eigentümer und Belegschaft ein "gemeinsames, langfristiges Interesse an einem publizistisch unabhängigen und wirtschaftlich starken Medienhaus" hätten, wohingegen "angestellte Manager (...) oft viel zu kurzfristig" dächten.