"In einer Sitzung des Aufsichtsgremiums dürfte es Dienstag zum Eklat kommen", schrieb die "Welt" mit Blick auf die Diskussion über Louis Klamroth und dessen Beziehung zu Luisa Neubauer im WDR-Rundfunkrat. Von einem solchen Eklat war in Köln allerdings weit und breit nicht zu sehen. WDR-Intendant Tom Buhrow stellte in seinem Statement bereits zum Auftakt der Diskussion klar: "Mich interessiert nicht, mit wem unsere Protagonisten und Moderatoren Tisch und Bett teilen." Und das Gremium nahm diesen Satz zu großen Teilen mit Applaus entgegen.

Buhrow fuhr fort, dass es ihn auch nicht interessiere, ob seine Angestellten in einer Partei seien oder sich in einer NGO engagierten, weil es sich hier um private Dinge und bürgerliche Grundrechte handle. Ihn interessiere nur, ob sie handwerklich zwischen ihren privaten Überzeugungen auf der einen und ihrer Pflicht, die Öffentlichkeit sachlich zu informieren und ihr zu einem eigenen Meinungsbild zu verhelfen, unterscheiden könnten. "Ich muss sagen: Wenn ich mir die Sendung von gestern Abend ansehe, dann wir er diesem professionellen Anspruch gerecht. Alles andere interessiert mich nicht", so Buhrow.

Ernsthaften Widerspruch dagegen gab es im Gremium kaum, dafür aber noch mehrere "Solidaritätsadressen", den Verweis darauf, dass das Prinzip der Sippenhaftung schon vor Jahrhunderten abgeschafft worden sei und die Frage, ob man denn aus Sicht der Kritiker dann auch beleuchten müsse, welche Ansichten andere Familienmitglieder oder Freunde hätten und wo dann die Grenze zu ziehen wäre. Andere erkannten eher eine "Kampagne, die von interessierter Seite geführt wird."

Die Frage, ob Louis Klamroth gegen Compliance-Regeln verstoßen hat, indem er die Beziehung vor Vertragsabschluss verschwieg, erledigte sich schon dadurch, dass der WDR schon kurz vor der Sitzung klarstellte, dass das gar nicht der Fall war. Jörg Schönenborn, der als Programmdirektor unter anderem für die Information zuständig ist, betonte trotzdem, dass aus rechtlicher Sicht betrachtet die Frage nach einer Beziehung in den Bereich fallen würde, nach dem ein Arbeitgeber nicht fragen dürfe und auf die ein Arbeitnehmer im Umkehrschluss auch nicht antworten müsse - woraufhin ein CDU-Abgeordneter erklärte, dass das bei "jedem kleinen ehrenamtlichen Kommunalpolitiker" anders sei.

Louis Klamroth sei jedenfalls nach einem umfangreichen Auswahlprozess, der im Frühjahr und Frühsommer stattgefunden habe und aus dem er als bester Kandidat hervorgegangen sei, aber Ende August von sich aus auf dem WDR zugekommen. Der WDR habe nach einer Abwägung entschieden, dass man nur das professionelle Auftreten werten könne. Wichtig sei allen gewesen, vor der ersten Sendung für Transparenz zu sorgen - und das sei im Dezember dann ja auch geschehen - übrigens im Rahmen eines größeren DWDL-Interviews.

Größere Diskussion über Jean-Philippe Kindler

Zu großen Kontroversen führte die Causa Klamroth im WDR-Rundfunkrat nicht, deutlich mehr erhitzte letztlich der Fall von Jean-Philippe Kindler die Gemüter - auch hier naheliegenderweise vor allem der CDU-Mitglieder. Kindler hatte auf Instagram in einem Video die CDU zum "Feind" erklärt und zur "Radikalisierung im Kampf gegen diese "Scheiß-Partei" aufgefordert. Der WDR hatte daraufhin erklärt, dass es sich um eine private Äußerung handle. Auch vor dem Rundfunkrat erklärte Buhrow erneut: "Ich weise jede Verantwortung des WDR für private Äußerungen egal von wem zurück."

"Ich hätte mir mehr erwartet", entgegnete daraufhin beispielsweise Florian Braun. Hier sei es schließlich nicht nur um eine Meinungsäußerung gegangen, vielmehr seien die Grenzen unserer demokratischen Basis überschritten worden. Und wenn jeder das Recht auf eine Meinung habe, dann habe der WDR auch das Recht auf eine Gegenmeinung. Die Diskussion drehte sich letztlich über längere Zeit im Kreis - während Kritiker Buhrow vorwarfen, sich als WDR nicht positioniert zu haben, beharrte der darauf, dass er sich der WDR nicht zu Inhalten positioniere, die nicht in dessen Verantwortung entstanden seien - auch mit dem Verweis darauf, wo man dann die Grenze ziehen müsste. Das Video sei in keinem Zusammenhang mit dem WDR erschienen, dieser Eindruck sei auch von Jean-Philipp Kindler nicht erweckt worden.

Am Ende spielte Tom Buhrow den Ball ins Feld des Rundfunkrates zurück. Wenn sich der WDR oder er als Intendant zu solchen privaten Äußerungen öffentlich verhalten solle, dann müsse das Gremium ihm schon sagen, unter welchen Kriterien das geschehen solle - und dafür brauche es dann auch ein gesamtes Meinungsbild des Rundfunkrates. Man darf also gespannt sein, ob aus dieser Diskussion tatsächlich noch etwas entsteht - oder ob es letztlich bei einem Sturm im Wasserglas bleibt.