Quo vadis, Bild TV? Im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de erklärt Frank Hoffmann, Geschäftsführer der Springer-Tochter WeltN24, die den Sender betreibt, die Prioritäten für den Nachrichtensender, der im August 2021 mit viel Aufwand und großen Ambitionen des damaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt gestartet war, sich aber seit Anfang Januar diesen Jahres ohne die festen täglichen Live-Strecken weitgehend auf wenige Talk-Formate sowie eingekaufte Dokumentationen und Doku-Serien beschränkt.

Frank Hoffmann © WeltN24
"Es eine Faustregel im Fernsehgeschäft, dass man sich erst einmal eine relevante technische Reichweite im AGF-Panel erarbeiten muss und wenn die erzielt ist, können wir auch gewünschte Marktanteile realisieren und mit der Chefredaktion von Bild die nächsten Ausbaustufen des Programms definieren", sagt Hoffmann zur aktuellen Priorität bei Bild TV. War es demnach ein Fehler ohne aufgebaute Reichweite schon so viel Geld für umfassendes Live-Programm zu investieren?

Hoffmann relativiert: "In einer Zeit, in der sich durch Pandemie, Afghanistan und dann Russlands Angriffskrieg eine Live-News-Berichterstattung förmlich aufdrängte, war es verlockend und nachvollziehbar, dies auszuprobieren. Das haben wir getan und Bild Live war dank exklusiver Zugänge zu den Themen da auch immer wieder durchaus erfolgreich, aber in Zeiten zurückgehender Werbeerlöse und einer sich abzeichnenden makroökonomischen Abkühlung gehen wir jetzt einen anderen Weg."

Im Fokus: Programm, das sein Publikum länger dran hält als eine Breaking News-Situation. "Die Quelle guter Marktanteile ist vor allem eine hohe Verweildauer im Programm, die sich besser über längere Stücke erzielen lässt. Deswegen setzt Bild seit der Programmreform Ende letzten Jahres unter anderem auf exklusiv eingekaufte Dokumentationen sowie auch punktuell auf Eigenproduktionen. Am Donnerstagabend hat Bild TV eine lange Talk-Strecke, am Sonntag Sport. Wir werden das Live-Sport-Programm auch weiter ausweiten und News gibt es auch nach wie vor bei Bild um 18, 19 und 20 Uhr wie im Live-Ticker."

Beim Ausbau des Sport-Programms setzt man auf die Zusammenarbeit mit Dyn, jenem neuen Sport-Streamingdienst, den Ex-DFL-Chef Christian Seifert zusammen mit Gesellschafter Axel Springer gerade aus dem Boden stampft. Bislang wird bei Bild TV - abgesehen von gelegentlichen Boxkampf-Übertragungen - in erster Linie über Sport gesprochen mit den Formaten "Die Lage der Liga", "InTorNational" und "Reif ist Live", doch im Sommer kommen deutlich mehr Stunden Live-Sport pro Woche dazu. 

"Dyn Media hat mehrere exklusive Sportrechte erworben hat, unter anderem die Handball- und Basketball-Bundesliga der Männer", sagt Frank Hoffmann und kündigt im Gespräch mit DWDL.de an: "Wir freuen uns sehr, dass Bild TV ab der kommenden Saison pro Spieltag jeweils ein Spiel dieser beiden Top-Ligen live und frei empfangbar übertragen wird." Von der Live-Übertragung der Handball-Bundesliag war schon im vergangenen Jahr die Rede, jetzt kommt auch noch Basketball dazu. Drum herum soll es entsprechende Begleitberichterstattung geben.

Mehr über Bild TV, die Entwicklung und weitere Strategie von Welt sowie eine erste Bilanz des neuen Vorabendprogramms für Servus TV Deutschland lesen Sie im Wortlaut-Interview mit WeltN24-Geschäftsführer Frank Hoffmann am Donnerstag bei DWDL.de