So schnell wie möglich soll der Rundfunkrat des RBB über die Nachfolge des ausgeschiedenen Programmdirektors Jan Schulte-Kellinghaus entscheiden. RBB-Intendantin Katrin Vernau hat den Verwaltungsrat der Anstalt nun am Donnerstag darüber informiert, wen sie zur Wahl stellen lassen möchte: Die 61-jährige Martina Zöllner, bisher Kulturchefin des RBB, soll die Programmdirektion demnach zum nächstmöglichen Zeitpunkt übernehmen.



Katrin Vernau © RBB/Gundula Krause Katrin Vernau
Vernau nannte Zöllner eine "kluge Programmgestalterin und -strategin, die mit ihrer vielseitigen Erfahrung genau die Fähigkeiten mitbringt, um das RBB-Programm erfolgreich weiterzuentwickeln." Sie habe nicht nur ein Gespür für relevante, aktuelle und politische Themen, sondern auch für ungewöhnliche Programmformen und genieße in Deutschland wie auch international "höchste Anerkennung."

Zöllner kennt die ARD nicht zuletzt dank jahrzehntelanger Tätigkeit dort. 1998 leitete sie die Redaktion Kulturdokumentationen des SWR, später jahrelang die Redaktion Dokumentarfilm. 2011 wurde sie Kulturchefin des SWR und 2013 Leiterin der Hauptabteilung "Film und Kultur", zuletzt "Film und Dokumentation". Seit 2017 leitete sie beim RBB den Bereich "Dokumentation und Fiktion". Seit zwei Jahren ist sie nun RBB-Kulturchefin und somit unter anderem auch für radioeins zuständig.

In ihrer Funktion als RBB-Filmchefin entstanden für das Erste und die ARD-Mediathek Produktionen wie "Tina Mobil" oder "Warten auf'n Bus", "Legal Affairs" oder die Dokumentationen "Charité intensiv" und "Wie Gott uns schuf - Coming-Out in der Katholischen Kirche", ebenso leitete sie Abteilungen, die für das Fantasy-Hörspiel "Der Ring des Nibelungen" oder den radioeins-Podcast "Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?" zuständig waren.

"Großer Respekt vor dieser Aufgabe"

Zöllner gab unumwunden zu, vor der Aufgabe der Programmdirektorin großen Respekt zu haben. Der RBB steht durch die jüngsten Skandale schließlich nicht nur unter Druck, sondern auch besonders im Fokus. Jan Schulte-Kellinghaus hat zudem ein schwach aufgestelltes Programm hinterlassen. "Der RBB hat die härteste Zeit seiner Geschichte hinter sich, mit Konsequenzen für die ganze ARD", sagt Zöllner. "Ich hoffe, in diesen schwierigen Zeiten mehr Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu schaffen." Sie verwies aber auch darauf, dass es eben eingeschränkte Möglichkeiten seien, die dem RBB zur Verfügung stehen. Der Sender muss Millionenbeträge einsparen (wir berichteten).

Entschieden ist inzwischen auch, dass Katrin Günther stellvertretende Programmdirektorin bleibt. Sie ist zugleich Leiterin der Contentbox Sport und verantwortet die Abteilungen Digitale Entwicklung und Strategie sowie das Qualitätsmanagement und die Medienforschung. Vernau erklärte, dass zuletzt wohl auch darüber nachgedacht wurde, eine Doppelprogrammspitze zu installieren. "Zumal die aus Glauchau stammende Katrin Günther einen exzellenten Ruf als Journalistin genießt und seit ORB-Zeiten mit unserem Sender verbunden ist. Aus für mich sehr nachvollziehbaren persönlichen Gründen hat Frau Günther dies abgelehnt", gab Vernau Einblicke in jüngste Gespräche. Nun sollen Günther und Zöllner aber auch so ein "perfektes Team" bilden, wie Vernau hofft.

Es ist ohnehin ein Duo auf Zeit, denn klar ist auch, dass Zöllners Vertrag als Programmchefin des RBB bis zum 31. Juli 2024 befristet ist. Begründet wird das damit, dass sich der RBB allgemein in einer Übergangszeit befindet. Der Rundfunkrat bereitet aktuell die Wahl eines neuen Intendanten oder einer neuen Intendantin vor. Wer auch immer künftig an der Spitze der ARD-Anstalt steht, habe, so sagt Vernau, nach Amtsantritt eine gewisse Zeit, sich ein Bild zu verschaffen und danach über die Besetzung zu entscheiden.