Am 1. Januar wurde Euronews 30 Jahre alt. Doch Grund zum Feiern gibt es bei der Belegschaft in diesen Tagen kaum. Wie jetzt bekannt wurde, steht der europäische Nachrichtensender vor radikalen Veränderungen und hat angekündigt, rund die Hälfte seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlassen. Darüber hinaus soll der prestigeträchtige Hauptsitz in Lyon verkauft werden.

Laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" sollen von über 400 Stellen in Lyon bestenfalls 142 erhalten bleiben. Noch 2016 sollen hier 800 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt gewesen sein. In Zukunft will Euronews stattdessen eine neue zentrale Nachrichtenredaktion in Brüssel mit sechs weiteren Büros in Rom, Berlin, Lissabon, Madrid und London einrichten.

Der Wechsel nach Brüssel kommt wohl nicht zufällig, schließlich dürften die Verantwortlichen mit dem Schritt hoffen, mehr Geld von der EU und den nach wie vor an Euronews beteiligten Sendern zu bekommen, mutmaßt die "FAZ". Immerhin 13 Millionen Euro an Subventionen soll es im kommenden Jahr geben - doch das ist kein Vergleich mit der Vergangenheit. Noch vor zehn Jahren erhielt der Nachrichtensender noch 42 Millionen Euro.

Euronews soll zum "verita­blen europäischen Medium" werden und über die "europäischen Institutionen" berichten, kündigte der neue Chefredakteur Guillaume Dubois an und erklärte vollmundig: "Wir wollen uns als Champion der europäischen Information bestätigen." Ob es dazu kommen wird, darf eher bezweifelt werden, immerhin galt Euronews in der Vergangenheit nie als besonders kritisches Medium - erst recht nicht, seit ein ägyptischer Unternehmer vor zehn Jahren den Sender kaufte und seither hohe Verluste einfuhr.

Im vergangenen Jahr wurde Euronews schließlich an die portugiesische Investment-Gesellschaft Alpac Capital verkauft, dessen Vorstandsvorsitzendem wiederum Verbindungen zur ungarischen Regierung nachgesagt werden.