Wer soll gewählt werden? 

Ralf Ludwig © MDR / Kirsten Nijhof Ralf Ludwig
Am Montag geht es im 50-köpfigen MDR-Rundfunkrat um die Nachfolge von Intendantin Karola Wille. Von drei aussichtsreichen Kandidatinnen und Kandidaten hat der Verwaltungsrat dem Rundfunkrat einstimmig einen vorgeschlagen: Den aktuellen MDR-Verwaltungsdirektor Ralf Ludwig. 

Ludwig ist ein MDR-Urgestein und bereits seit 1999 im Unternehmen. Zunächst arbeitete er als 1. Sachbearbeiter im MDR, anschließend als Referent des Verwaltungsdirektors. Seit Januar 2002 übte er das Amt des Hauptabteilungsleiters Finanzen aus und am 1. Dezember 2015 wurde Ludwig zum Verwaltungsdirektor berufen, Ende 2020 ist er in diesem Amt für fünf weitere Jahre bestätigt worden. 

Ablauf der Wahl

Die Rundfunkratssitzung beginnt am Montag um 10 Uhr. Ralf Ludwig wird sich zunächst den Rundfunkrätinnen und Rundfunkräten vorstellen und seine Ideen und Pläne für die MDR-Zukunft präsentieren, dieser Teil der Sitzung ist öffentlich, wird aber nicht via Livestream einem potenziell großen Publikum zugänglich gemacht. Danach zieht sich der Rundfunkrat zu Beratungen zurück und wählt. Entweder stimmen die Mitglieder für Ralf Ludwig oder gegen ihn. Stimmen sie für ihn, folgt Ludwig ab dem 1. November dieses Jahres auf Karola Wille. Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre. 

Der Rundfunkrat ist dann beschlussfähig, wenn Zweidrittel seiner Mitglieder an der Sitzung teilnehmen. Um gewählt zu werden, benötigt Ralf Ludwig eine Zweidrittel-Mehrheit der anwesenden Mitglieder. Kommt Ralf Ludwig nicht auf eine Mehrheit im Rundfunkrat, können weitere Wahlgänge folgen. Ein maximale Anzahl an Wahlgängen ist nicht vorgesehen. Schafft Ludwig die Wahl auch in der Folge nicht, hat der Verwaltungsrat einen Monat Zeit, um dem Rundfunkrat einen neuen Vorschlag zu unterbreiten. 

Wer wählt da eigentlich?

Der Rundfunkrat setzt sich aus 50 Personen zusammen, die von unterschiedlichen Organisationen und Verbänden entsandt werden. Durch die Breite soll so die Gesellschaft als Ganzes abgebildet werden. Im Rundfunkrat sitzen unter anderem Vertreter der Landesregierungen von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, aber auch Mitglieder der evangelischen und der katholischen Kirche, Mitglieder der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberverbände, Anhänger des sorbischen Volkes sowie Mitglieder von Behindertenverbänden, LSBTTIQ-Verbänden und anderen gesellschaftlichen Gruppen. 

"Die Mitglieder des Rundfunkrates haben bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben die Interessen der Allgemeinheit zu vertreten. Sie sind in ihrer Amtsführung an Aufträge oder Weisungen nicht gebunden", heißt es im MDR-Staatsvertrag. 

Kann es zu Überraschungen kommen?

Das kann immer passieren und im MDR wäre es auch nicht das erste Mal. 2011 sollte anstatt Karola Wille eigentlich erst Bernd Hilder zum neuen Intendanten gewählt werden, nachdem er sich zuvor in einer Kampfabstimmung vor dem Verwaltungsrat durchsetzte. Der Rundfunkrat ließ ihn dann aber spektakulär scheitern und wählte einige Zeit später Karola Wille zur neuen MDR-Intendantin. 

In diesem Jahr sieht die ganze Sache aber anders aus. Der Verwaltungsrat hat Ralf Ludwig einstimmig nominiert und, anders als Bernd Bilder, ist Ludwig kein externer Kandidat, sondern jemand aus dem Unternehmen, der dieses schon seit langer Zeit kennt. Das ist in den ARD-Gremien tendenziell von Vorteil. Nach der Nominierung Ludwigs erklärte Verwaltungsratsvorsitzende Birgit Diezel, Ludwig verfüge über "exzellente medienpolitische Kenntnisse und insbesondere durch seine Tätigkeit als MDR-Verwaltungsdirektor über eine langjährige Führungs- und Managementerfahrung mit hoher Budgetverantwortung". Sie strich das "fundierte Fachwissen und seine nachweisliche Erfahrung in Strukturen und Prozessen der ARD" hervor.

Welche Pläne hat Ralf Ludwig für den MDR? 

Hier herrschen große Fragezeichen, weil sich Ludwig vor dem Wahlprozedere am Montag weder in der Öffentlichkeit noch intern vor der Belegschaft zu seinen Ideen und Plänen äußern wollte. Gegenüber dem Verwaltungsrat hat Ludwig bereits gesprochen und seine Ideen erläutert. Verwaltungsratsvorsitzende Birgit Diezel erklärte nach der Nominierung Ludwigs, dieser würde "Reformen als Chance und nicht als Gefahr" sehen und stehe für "Stärkung der Regionalität" und eine "starke Stimme des Ostens".