Ralf Ludwig wird neuer Intendant des MDR, der aktuelle Verwaltungsdirektor des Senders ist am Montag auf einer Sitzung des Rundfunkrats im ersten Durchgang gewählt worden. Für Ludwig war es ein äußerst knappes Ergebnis: 33 Rundfunkrätinnen und Rundfunkräte stimmten für ihn, 12 votierten mit "nein" und 3 Personen enthielten sich. Für die Wahl in dem 50-köpfigen Gremium benötigte Ludwig eine Zweidrittel-Mehrheit der anwesenden Mitglieder. Weil nur 48 Mitglieder anwesend waren, reichten in diesem Fall 32 Ja-Stimmen. Das hat er knapp geschafft und wird sein neues Amt am 1. November antreten. Ralf Ludwig folgt damit auf Karola Wille, die im November 2022 angekündigt hatte, keine weitere Amtszeit mehr anzustreben (DWDL.de berichtete). Die Amtszeit beträgt sechs Jahre. 

MDR-Rundfunkratsvorsitzender Dietrich Bauer gratulierte dem bisherigen Verwaltungsdirektor im Anschluss an die Wahl und erklärte: "Ralf Ludwig übernimmt die Führung des MDR inmitten weitreichender Veränderungsprozesse. In Zeiten der digitalen Transformation steht er für die konsequente Weiterentwicklung des MDR als crossmediales Medienhaus, das für die Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen täglich unabhängige, hochwertige und vielfältige Angebote für die zeitgemäße digitale und lineare Mediennutzung produziert. Mit der Stärkung der Inhalte sowie einer klugen Arbeitsteilung in der ARD hat er zudem die Wurzeln des MDR und seine föderale Einbindung fest im Blick."

Ludwig selbst dankte in einer ersten Stellungnahme den Gremien. Darüber hinaus erklärte er: "Wir befinden uns in Zeiten großer Veränderungen in der Mediennutzung und den damit verbundenen Herausforderungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft einen starken und unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht. Dafür werde ich mich mit ganzer Kraft einsetzen. Karola Wille hat den MDR seit 2011 als Intendantin neu aufgestellt und ins digitale Zeitalter geführt. Sie hat den MDR zu einem modernen crossmedialen Medienhaus für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen geformt. Diesen Weg werde ich gemeinsam mit der MDR-Geschäftsleitung sowie mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konsequent fortsetzen. Wir genießen mit unseren Angeboten in Mitteldeutschland bei den Menschen großes Vertrauen. Dies müssen wir uns täglich neu erarbeiten – mit hochwertigen und vielfältigen Angeboten sowie mit großem Verantwortungsbewusstsein in unserem Handeln. Als Mitglied der ARD-Familie wird der MDR auch weiterhin den begonnenen Reform-Kurs aktiv unterstützen und mitgestalten."

Vor der eigentlichen Wahl hatte sich Ludwig am Montag dem Rundfunkrat vorgestellt und seine Pläne für den MDR erläutert, dabei hob er mehrere Punkte hervor. So sprach er nach Angaben des Medienblogs "Flurfunk", das bei der Wahl in Leipzig vor Ort war, über Reformen und darüber, dass diese die Akzeptanz des MDR beim Publikum stärken müssten. Ludwig machte auch klar, dass der Reformweg noch längst nicht zu Ende sei. Er sprach über die Herausforderungen der Digitalisierung sowie die Stärkung der Regionalität. Der neue Intendant will etwa, dass der MDR die Führung eines Korrespondentenbüros im Ausland übernimmt. Und auch die Produzentenlandschaft im MDR-Gebiet soll gestärkt werden, dazu will er mehr Geld locker machen. Darüber hinaus will Ludwig hochwertige Produktionen in die Bundesländer holen, damit die lokalen Produzentinnen und Produzenten davon profitieren.  

Ralf Ludwig sprach darüber hinaus auch von den ARD-Plänen, in den nächsten Jahren zum relevantesten Streaming-Anbieter in Deutschland zu werden. Ein "Umbau der ARD zu einem regional-verankerten Inhalte-Netzwerk" stehe bevor. Gleichzeitig machte der neue MDR-Intendant deutlich, dass die nächsten Jahre durchaus herausfordernd werden. Der Haushalt des MDR sei zwar stabil, dennoch gebe es ein strukturelles Defizit. Spätestens ab 2025 müsse man Prioritäten setzen, das heiße auch Verzicht, so Ludwig. 

Vor der Sitzung des Rundfunkrats hatte sich Ludwig geweigert, über seine Ideen und Pläne für den MDR zu sprechen. Weder in der Öffentlichkeit, noch intern gegenüber der Belegschaft äußerte er sich und verwies dabei auf "Respekt vor dem Verfahren und den Rundfunkräten". Das kam nicht überall gut an (Zum Kommentar: "Nichts gelernt: Der MDR und die ewige Intransparenz"). In Zukunft wird Ralf Ludwig zeigen müssen, dass es ihm mit den Reformen und der Akzeptanz des Publikums ernst ist.