Der Anspruch der Screenforce Days ist es seit jeher, Agenturen und Werbekundinnen und -kunden "The Magic of Total Video" (wie man TV bei den Vermarktern seit längerem übersetzt, um klar zu machen, dass es längst nicht mehr nur ums lineare Fernsehen geht) vor Augen zu führen. 2017 wurde dafür nach zwölf Jahren Pause wieder ein zentrales Screening-Event der deutschen TV-Vermarkter geschaffen, an dem mit aufwendig inszenierten Bühnenshows und Präsentationen der Kundschaft Lust darauf gemacht werden sollte, Werbemillionen lieber beim Fernsehen als bei anderen Medien zu investieren.

Doch in diesem Umfang fanden die Screenforce Days nur drei Mal statt, ehe 2020 dann die Corona-Pandemie den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung machte. 2020 fielen sie komplett aus, 2021 kamen sie dann als virtuelles Event zurück, auf das man 2022 erneut setzte. Und es sieht ganz so aus, als hätte man den Versuch, ein aufwendiges zentrales Vor-Ort-Event zu organisieren, nun endgültig aufgegeben. Denn auch ohne Corona-Begründung steht nun fest: Die Screenforce Days werden auch 2023 als virtuelle Veranstaltung stattfinden. Als Termin hat man den 13. bis 15. Juni festgelegt.

Offiziell heißt es zur Begründung, dass die Veranstaltung damit für deutlich mehr Personen zugänglich ist - beispielsweise auch Mediaplanern ohne Führungsposition, die es sonst womöglich schwerer hätten, eine Reise nach Köln genehmigt zu bekommen. Horcht man bei der Gattungsinitiative Screenforce nach, dann heißt es, dass man damit auch auf Feedback aus dem Markt reagiere, wo beispielsweise Mediaagenturen deutlich gemacht hätten, nur mit kleineren Abordnungen als früher nach Köln reisen zu wollen. Dabei haben viele wieder aufgelegte Messen in den letzten Monaten ja durchaus gezeigt, dass nach den Corona-Jahren durchaus ein großer Bedarf an persönlichen Begegnungen besteht.

"Prioritäten in Richtung Digitalveranstaltung verschoben"

Gegenüber DWDL.de erklärt Screenforce-Geschäftsführer Malte Hildebrandt: "War in 2021 die Forderung nach einem Präsenzevent nach langer coronabedingter Zwangspause noch laut, zeigte sich im letzten Jahr, dass sich die Prioritäten trotz fallengelassener Corona-Beschränkungen in Richtung Digitalveranstaltung verschieben. Zwar wünschen sich 30 Prozent wieder Präsenzveranstaltungen, allerdings war dieser Wunsch im Vorjahr noch deutlicher ausgeprägter. Gleichzeitig stieg im Vergleich zu 2021 der Anteil derer, die sich das digitale Format auch für die Zukunft vorstellen können. In den offenen Antworten aus der Teilnehmenden-Befragung kommt zudem zum Tragen, dass eine Teilnahme an Präsenzveranstaltungen häufig aus verschiedenen Gründen gar nicht (mehr) möglich wäre, Stichwort: Reiserestriktionen. Schon 2021 bestätigten 70 Prozent, dass die Screenforce Days auch als reines Digitalevent einen Mehrwert bieten."

Es ist aber natürlich auch kein Geheimnis, dass sich die TV-Konzerne auch schlicht eine Menge Geld sparen, indem sie auf ein zentrales Vor-Ort-Event verzichten - und in diesen Tagen mit einem deutlich eingebrochenen Werbemarkt und den wirtschaftlich wie geopolitisch so unsicheren Zukunftsaussichten kommt das sehr gelegen. Bitter ist die Erkenntnis jedoch schon, dass selbst US-Streamer inzwischen auch hierzulande zu großen Content-Shows einladen, die deutsche TV-Branche darauf aber verzichtet.

Zu bedenken ist jedenfalls: Auch wenn mit nach Screenforce-Angaben im vergangenen Jahr etwa 6.000 virtuell teilnehmenden Gästen fast drei Mal so viele erreicht wurden wie mit der Vor-Ort-Veranstaltung, dürfte sich vielen "The Magic of Total Video" nicht erschlossen haben. Ein solches virtuelles Event wird eben allzu häufig nur nebenbei betrachtet - schließlich laufen am eigenen Computer, an dem man die Streams nun ansieht, ja Mails ein, Slack-Nachrichten poppen auf und auch die News-Meldung ist nur einen Klick entfernt. So sehr sich die Vermarkter mit ihren Screenings als auch Mühe geben: Die gleiche Aufmerksamkeit wie bei einer Vor-Ort-Veranstaltung werden sie nie erzielen können.

Übrigens: Hatte man im vergangenen Jahr von vornherein ein hybrides Konzept angekündigt, bei dem man die virtuellen Screenings mit realen abendlichen Networking-Veranstaltungen in den einzelnen Vermarkter-Städten ergänzte, will man sich auch darauf bislang nicht festlegen. Ausgeschlossen sind ergänzende Abendveranstaltungen nicht, doch konkret geplant sind sie bislang nicht.

Fest steht aber, dass die Screenings von von Vorträgen und Talks mit Expertinnen und Experten zu den Themenfeldern Live-Sport im TV, Crossmedia-Messung, Innovationen in der TV-Werbung sowie einem Ausblick ins Entertainment der Zukunft flankiert werden - wie immer moderiert von Wolfram Kons. Zudem wird wieder die aktuelle Screenforce-Studie präsentiert - diesmal Teil 2 von "Mapping the Moods". Dabei wird es insbesondere um die Fragestellung gehen, welche Spots in welchen Moods eine besonders starke Wirkung erzielen.

Auftritte zugesagt haben unterdessen schon AGF-Chefin Kerstin Niederauer-Kopf, Serviceplan-CEO Florian Haller, Banijay Germany-Boss Marcus Wolter, die neue Telepool-Chefin Yoko Higuchi-Zitzmann und Zukunftsforscher Tristan Horx. Das genaue Programm soll im April bekanntgegeben werden. Screenforce-Geschäftsführer Malte Hildebrandt: "Was die Teilnehmenden erwartet: Insights, Inspiration, Ideen,  Learnings und Best Practices. Und am Ende der drei Tage soll jeder Teilnehmende etwas für sich mitgenommen haben, das ihn oder sie weiter bringen wird. Daran wollen wir uns messen lassen."