Die Einnahmen aus TV-Werbung sind zwar auch bei der RTL Group rückläufig, dennoch hat das Medienunternehmen jetzt Rekordzahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. So stieg der Umsatz um 8,8 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro - mehr als jemals zuvor in der Geschichte des Konzerns. Der starke Umsatzanstieg ist vor allem auf das starke Wachstum von Fremantle und RTL Nederland zurückzuführen. Auch RTL Deutschland legte spürbar zu (Umsatz stieg um 14,1 Prozent auf 2,77 Milliarden Euro), das ist aber vor allem auf den Zukauf von Gruner + Jahr und Super RTL im Jahr 2021 zurückzuführen. Organisch lag das Wachstum noch immer bei 1,6 Prozent, hier vor allem getrieben durch Fremantle und RTL Nederland. 

Mit dem Produktionsgeschäft rund um Fremantle hat man für die Zukunft große Pläne: Bis 2025 soll in diesem Bereich der Umsatz bekanntlich auf 3 Milliarden Euro steigern, im vergangenen Jahr waren es 2,35 Milliarden (plus 21,9 Prozent gegenüber 2021). Um das Ziel zu erreichen, wolle man in alle Genres investieren, heißt es von der RTL Group. 

Ähnlich stark wie das Produktionsgeschäft wuchs der Bereich Streaming (+19,7 Prozent), auch wenn er noch deutlich kleiner ist als Fremantle. Insgesamt lag der Umsatz hier bei 267 Millionen Euro. Mittlerweile zählen die Streamingdienste der RTL Group in Deutschland, den Niederlanden und Ungarn 5,5 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, das sind 44,3 Prozent mehr als im Jahr davor. Der größte Teil dieser Abonnenten kommt aus Deutschland: Hierzulande zählt RTL+ nach Unternehmensangaben etwas mehr als 4 Millionen zahlende Kunden. Das entspricht einem Plus von fast 50 Prozent. Zurückzuführen ist das starke Wachstum in Deutschland auf die Partnerschaft mit der Deutschen Telekom, gut laufende Reality-Formate sowie Fußball-Übertragungen und die wachsende Anzahl an Fiction-Originals. Die Anlaufverluste des Streamingbereichs lagen trotz des spürbaren Wachstums bei 233 Millionen Euro. 

TV-Werbegeschäft weiter rückläufig

Im klassischen Geschäft der TV-Werbung sind die Umsätze dagegen weiterhin rückläufig, hier ging es 2022 um 4,4 Prozent zurück. Und weil die TV-Werbung immer noch 40,5 Prozent Anteil am Gesamtumsatz hat, sind hier auch vermeintlich kleinere Rückgänge schnell sichtbar. Bereits bei der Vorlage der Quartalszahlen im vergangenen Jahr wies die RTL Group darauf hin, dass besonders in Deutschland die Werbemärkte schrumpfen würden. Nun ist von Deutschland und Frankreich die Rede, wo der Werbeumsatz gesunken sei. 

Das Adjusted EBITA lag 2022 bei 1,08 Milliarden Euro und damit im Rahmen des Ausblicks und rund 6 Prozent unter dem des Jahres 2021, das Konzernergebnis betrug 766 Millionen Euro und lag damit deutlich unter dem des Jahres 2021. Das war allerdings stark durch den Verkauf von SpotX beeinflusst, damals lag das Konzernergebnis bei 1,45 Milliarden Euro. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die RTL Group einen Umsatz zwischen 7,3 und 7,4 Milliarden Euro sowie ein Adjusted EBITA zwischen 1,0 und 1,05 Milliarden Euro. Der Konzern sagt aber auch, dass das geopolitische und makroökonomische Umfeld "volatil" bleibe und die Auswirkungen auf das eigene Geschäft daher nur "schwer vorherzusagen" seien. Die Anlaufverluste im Bereich Streaming sollen von 233 auf knapp unter 200 Millionen Euro sinken. 

Synergien bei G+J-Titeln niedriger als gedacht

Thomas Rabe © Bertelsmann
Für die RTL Group war es insgesamt ein gutes Jahr, daher will man den Aktionärinnen und Aktionären auf der kommenden Hauptversammlung auch eine Dividende in Höhe von 4 Euro pro Aktie vorschlagen. "2022 war ein starkes Jahr für die RTL Group, obwohl wir mit einer noch nie dagewesenen Anzahl von externen Herausforderungen konfrontiert waren", sagt Thomas Rabe, CEO der RTL Group. "Der Umsatz erreichte 7,2 Milliarden Euro und damit den höchsten Wert in der Geschichte des Unternehmens. Da unsere TV-Senderfamilien in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden weiterhin hohe operative Gewinne erwirtschafteten und unser globales Inhaltegeschäft Fremantle Rekordergebnisse erzielte, blieb unser Adjusted EBITA vor Streaming-Anlaufverlusten stabil auf dem Rekordniveau vom Vorjahr."

In der Vorlage seiner Geschäftszahlen ist die RTL Group auch noch einmal auf die Situation bei RTL Deutschland und den ehemaligen Gruner + Jahr-Titeln eingegangen. Bis 2025 wolle man 80 Millionen Euro in das Publishing-Geschäft investieren, alleine 30 Millionen davon in den Ausbau des Bezahlangebots Stern+. Die potenziellen Synergien nach der Übernahme der Magazine beziffert der Konzern mittlerweile aber nur noch mit 75 Millionen Euro pro Jahr, bislang ging man noch von 100 Millionen aus. Etwas Geld dürfte in diesem Jahr zudem durch den Verkauf der G+J-Titel reinkommen, die RTL Deutschland nicht selbst fortführen will.