Im vergangenen Jahr hat Nicolas Paalzow, CEO der Pantaflix AG, eine Kurskorrektur vorgenommen. Setzte der Konzern lange auf die gleichnamige Streaming-Plattform, die sich von Prime Video und Netflix vor allem durch einen freien Zugang und Werbeunterbrechungen unterschied, schwenkte man 2022 auf das Produktionsgeschäft um. Die zum Konzern gehörende Produktionsfirma Pantaleon Films verantwortet Serien wie "Army of Thieves", "Das letzte Wort" (beide Netflix) "Asbest" (ARD) oder auch "You are wanted" (Prime Video). Und damit war Pantaflix ungleich erfolgreicher als im Bereich Streaming - den will man nun komplett zu den Akten legen. 

Wie das börsennotierte Unternehmen am Mittwoch mitteilte, habe man konkrete Verhandlungen über den Verkauf der Tochtergesellschaft Pantaflix Technologies aufgenommen. Eine entsprechende Absichtserklärung, einen sogenannten Letter of Intent, hat man unterzeichnet. "Die Gesellschaft beabsichtigt, sich auf ihr etabliertes Produktionsgeschäft zu konzentrieren und den Geschäftsbereich Plattform (Streaming-Technologie) nicht weiterzuverfolgen", heißt es vom Unternehmen. 

Der Käufer, zu dem es noch keine Informationen gibt, soll den Geschäftsbetrieb der Pantaflix Technologies GmbH nach Unternehmensangaben fortführen und die gegenüber Kunden und Partnern eingegangenen Verpflichtungen erfüllen. Eigentlich wollte man das selbst machen. Als Nicolas Paalzow im Juni 2022 den neuen Fokus von Pantaflix verkündete, versicherte er, der Streaming-Bereich bleibe Teil von Pantaflix. Paalzow verwies damals auf die "technisch gut funktionierende Plattform", die auch Kunden wie die "Süddeutsche Cinemathek", die "FAZ" oder Filmfestivals als White-Label-Lösung nutzen würden. "Und wir sind auch gerüstet dafür, wenn Digital Creator sich unabhängiger machen wollen von Social Networks und lieber eigene Strukturen nutzen wollen, weil die Monetarisierung lukrativer sein kann. Wir sind eben ein Content House für Talents über alle Medien hinweg, inklusive eigener Tech-Kompetenz", so der Pantaflix-CEO damals. 

Das ist nun aber Geschichte, die eigene Plattform will man verkaufen - was nicht zuletzt auch die Frage nach dem Namen des Konzerns aufwirft. Mit dem Namen Pantaflix wollte man vor Jahren auch deutlich machen, wie wichtig das Streaming-Geschäft für den Konzern ist, inzwischen sind Haupttreiber des Geschäfts die Pantaleon Films und die Agentur Creative Cosmos 15. 

Vorerst muss sich Pantaflix aber um drängendere Probleme kümmern. Durch den Verkauf des Streaming-Geschäfts erwartet man nämlich einen Verlust in Höhe von rund sieben Millionen Euro. Viel Geld dürfte der Verkauf nicht in die Kassen spülen, Pantaflix spricht von einem "symbolischen Verkaufspreis". Die sieben Millionen Euro sind aus Pantaflix-Sicht durchaus eine Menge Holz: 2021 lag der Umsatz des Konzerns insgesamt bei 42,6 Millionen Euro. Wobei der Großteil (39,5 Mio.) aus dem Produktionsgeschäft kamen. Im ersten Halbjahr 2022 setzte Pantaflix 8,8 Millionen Euro um, 7,7 Millionen davon entfielen auf die Film- und Serienproduktionen. Im April will das Unternehmen seinen Jahresabschluss für 2022 vorlegen.

Als Pantaflix vor etlichen Jahren mit seinem Streamingdienst an den Start ging, waren die Pläne noch ziemlich groß. "Systemrelevant" wollte man mit der Plattform werden, ließ Dan Maag, neben Matthias Schweighöfer einer der Gründungsgesellschafter, in einem Interview wissen. Er sprach auch davon, zu einem "Milliardenunternehmen" werden zu können. Diese Aussagen hat die Pantaflix-Führung schon vor einiger Zeit kassiert. Mit dem angestrebten Verkauf beerdigt man das teure Experiment Streaming-Plattform nun endgültig. 

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