Nach zwei Staffeln und sechs Folgen der Neuauflage von "Geh auf's Ganze!" in Sat.1 war es in den vergangenen Wochen wieder etwas ruhiger geworden rund um die Zockershow mit dem Zonk. Früh im Jahr war der Sender via "Bild" vorgeprescht und hatte eine neue Staffel für 2023 versprochen. Doch ob es dazu kommt? Moderator Jörg Draeger berichtete nun in einem Gespräch mit dem YouTube-Kanal "Die Fernsehschatztruhe", dass er einen Anruf bekommen habe, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass die nächste Staffel ins nächste Jahr geschoben werde. Für die Entscheidung seien ihm zwei Gründe genannt worden; nur einen benannte er klar: Seine Show hätte zuletzt weibliches Publikum verloren. Die Gründe nannte Draeger "fadenscheinig".

 

Sat.1 hat auf eine DWDL-Anfrage zur Zukunft der Spielshow sehr ausweichend reagiert. Ein Sprecher erklärte, "'Geh aufs Ganze!‘ ist und bleibt eine Marke im Sat.1-Portfolio." Zu den Ausstrahlungsterminen einer dritten Staffel war nichts in Erfahrung zu bringen, eine Festlegung auf 2023, wie vor einigen Wochen, erfolgte aber nicht. Draeger äußerte sich in dem rund 45 Minuten langen Interview in wesentlichen Teilen unzufrieden mit den sechs seit 2021 entstandenen Folgen der Spielshow. "Es wäre die Kunst gewesen, das von früher mit den modern-times zu kombinieren. Aber nicht 80 Prozent modern-times und dann nur so ein bisschen nostalgisch mal hier und da ein Spiel von früher", bemängelte er etwa die grundsätzliche Ausrichtung des Formats. Auch das "ganze Aufblasen auf 120 Minuten" ist dem Zocker ein Dorn im Auge, zumal "alles Schöne, was du gesagt hast", dann auch noch geschnitten werde.

Draeger: "Die Kandidatensuche hat manchmal 10 Minuten gedauert." Nach so langer Zeit habe er dann keine Nähe mehr zu den Kandidaten aufbauen können. "Das ist die Stoßrichtung, die falsch war – wo ich von Anfang an gesagt habe: 'Leute, bitte bitte bitte nicht'. Aber ich bin dagegen nicht angekommen. Die Menschen haben sich gefreut, "Geh aufs Ganze!" ist wieder da, dann aber festgestellt, das hat so richtig mit früher gar nichts zu tun."

Auch generelle Abläufe bemängelte der Moderator, der nach eigenen Angaben in die redaktionelle Vorbereitung gar nicht so sehr eingebunden gewesen sei. Es hätte keine Kommunikation zwischen den agierenden Teilen gegeben, von "Abschottung" ist die Rede. Mitgeteilt wurde Draeger nach seiner Aussage, welche Spiele wohl geplant sind. "Ich dachte, ich kriege das hin", erklärte Draeger, obwohl seiner Ansicht nach absehbar war, dass die zweite Staffel "noch schlimmer" werde. "Hätte man Daniel und mich einfach mal verbales Ping Pong machen lassen, hätten die Leute richtig Spaß gehabt. Aber Daniel war ja auch eingebunden in ein Korsett, das er nicht sprengen konnte. Er musste diese saublöden Spiele machen", sagte Draeger über die Zwischenrunden, die sein Kollege Daniel Boschmann moderierte.

Im Produktionsumfeld, so der 77-Jährige, würden Emotionen und Liebe fehlen. "Es gibt den ein oder anderen im Umfeld von "Geh aufs Ganze!", der brennt wie ich. Aber es reicht nicht. Es müssten alle brennen", so Draeger, der aber viel mehr "Marionetten" zu erkennen glaubt, die machen würden, was angesagt wird. Auch Draeger selbst hätte bremsen müssen und habe dies nun auch getan. Er erklärte, er habe bezogen auf die dritte Staffel nun Forderungen gestellt, führte diese aber nicht genauer aus. 

Dennoch glaubt Draeger weiter an die Marke "Geh auf's Ganze!", nur irgendwie nicht als Primetime-Programm: Seine Idee: Eine kürze Version für den Vorabend, die dann, so der Moderator, im wöchentlichen Wechsel mit dem von Ruth Moschner moderierten "Jeopardy" laufen könnte. Draeger: "'Geh aufs Ganze!' ist wirklich eine Vorabendshow mit maximal – sagen wir – 40 Minuten. Das hat Sat.1 bis heute nicht verstanden."

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