Auch wenn sich viele Vorwürfe gegen die NDR-Landesfunkhäuser in Hamburg und Schleswig-Holstein aus dem letzten Jahr nicht erhärten ließen, war von einem schlechten Betriebsklima und Problemen in der Führung die Rede. NDR-Intendant Joachim Knuth beauftragte daraufhin den Theologen und Manager Stephan Reimers, sich systematisch im Haus umzuhören, um ein umfassendes Bild der Situation zu zeichnen. Ende März legte Reimers schließlich den sogenannten Klimabericht vor - und darin kam die aktuelle NDR-Führung überhaupt nicht gut weg. 

So hätten die befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig von einem problematischen Führungsstil berichtet. Beschäftigte seien laut, scharf und verletzend angegriffen worden. Ein Teil der Chefetage wirke zudem einschüchternd, stellte der Klimabericht fest. Die wenig schmeichelhaften Ergebnisse der Untersuchung nutzte der langjährige NDR-Intendant Jobst Plog dazu, um der aktuellen Führung der Anstalt den Rücktritt nahezulegen. "Ich weiß nicht, wie das hier geschehen soll, wenn dieselben Leute, denen gestern noch eklatante Mängel bescheinigt wurden, morgen anfangen sollen, an der Beseitigung dieser Mängel zu arbeiten. Das ist zwar menschlich sympathisch, aber nicht sehr überzeugend im Ansatz", so Plog (DWDL.de berichtete). 

Auffällig ruhig war in der ganzen Debatte bislang der Verwaltungsrat des NDR. Jetzt, rund zwei Wochen nach der Veröffentlichung des Klimaberichts, hat sich das Aufsichtsgremium aber doch noch zu Wort gemeldet - und der aktuellen NDR-Führung sein Vertrauen ausgesprochen. "Der Verwaltungsrat sieht sich [...] insbesondere wegen der aktuellen Berichterstattung veranlasst, der Geschäftsleitung des NDR sein volles Vertrauen auszusprechen. Auch die jüngsten Personalentscheidungen geben keinen Anlass zur Kritik", sagt die Vorsitzende des Verwaltungsrates, Karola Schneider. 

Der Verwaltungsrat dankt in seiner Stellungnahme Stephan Reimers auch noch einmal ganz ausdrücklich für die geleistete Arbeit rund um den Klimabericht und erklärt, man werde die in dem Bericht festgehaltenen Feststellungen und Hinweise "umsetzungsorientiert auswerten". Im Hinblick auf den von der NDR-Geschäftsleitung eingeleiteten Kulturwandel sagt Karola Schneider: "Der Verwaltungsrat wird sich in diese Entwicklung einbringen und sich in seiner eigenen Zuständigkeit und Verantwortung als Aufsichtsgremium vor allem mit den Bereichen Führungskultur, Personalarbeit, Feste und Freie Mitarbeitende sowie Transformations- und Veränderungsprozesse befassen."