Viele der Vorwürfe, die aus dem eigenen Haus gegen die Führung der NDR-Landesfunkhäuser in Hamburg und Schleswig-Holstein erhoben wurden, ließen sich zwar internen und externen Untersuchungen zufolge so nicht halten, offenbar wurden durch sie aber offensichtliche Probleme bei Führungskultur und Betriebsklima im Norddeutschen Rundfunk. Aufgrund dessen beauftragte NDR-Intendant Joachim Knuth den Theologen und Manager Stephan Reimers, sich systematisch im Haus umzuhören, um ein umfassendes Bild der Situation zu erfassen. Seinen sogenannten "Klimabericht", der als Grundlage für Veränderungen dienen soll, stellte er nun in dieser Woche vor - und die Ergebnisse waren für die aktuelle NDR-Führung erwartungsgemäß nicht sehr schmeichelhaft.

Von der Seitenlinie meldete sich nun in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" der ehemalige NDR-Intendant Jobst Plog zu Wort, der schon die Tatsache, dass ein solcher "Klimabericht" notwendig sei, kritisiert. "Zu erkunden, wie die Stimmung, wie das Klima im eigenen Haus ist, das ist doch die alltägliche Aufgabe von Führung. Ich erinnere mich nicht, dass ich dafür eines Gutachtens bedurft hätte". Erschreckend seien nun aber in jedem Fall die darin aufgezeigten "eklatanten Führungsmängel", etwa "dass Führungsvorgaben fehlen, Strategien fehlen, die Bereitschaft, Dinge durchzusetzen im Dialog von oben nach unten, das ist eine alarmierende Bestandsaufnahme".

Dass trotz dieses Bildes von der aktuellen Führung ein gewisser Optimismus verbreitet werde, sei "eine überraschende Wendung". Plog äußert jedenfalls erhebliche Zweifel, dass der notwendige Wandel nun unter der aktuellen Geschäftsleitung gelingen könne: "Ich weiß nicht, wie das hier geschehen soll, wenn dieselben Leute, denen gestern noch eklatante Mängel bescheinigt wurden, morgen anfangen sollen, an der Beseitigung dieser Mängel zu arbeiten. Das ist zwar menschlich sympathisch, aber nicht sehr überzeugend im Ansatz".

Konkret legt er der aktuellen NDR-Spitze also den Rücktritt nahe. "Das müssen sich Geschäftsführung und Aufsichtsgremien zumindest fragen und wenn sie zu einem anderen Ergebnis kommt, muss sie das, glaube ich, gut begründen. Das ist sie jedenfalls den Mitarbeitern und Gebührenzahlern schuldig."

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