Netflix hat am späten Dienstagabend deutscher Zeit seine Geschäftszahlen für das erste Quartal 2023 vorgelegt. Der Streamingdienst machte 8,16 Milliarden Dollar Umsatz, das waren etwas weniger, als Analysten zuvor erwartet hatten (8,18 Milliarden). Auch das Nutzerwachstum fiel mit 1,75 Millionen neuen Abonnentinnen und Abonnenten längst nicht so hoch aus wie an der Börse erwartet, hier war man von mehr als 2 Millionen neuen Kunden ausgegangen. Dafür übertraf man die Erwartungen beim Gewinn pro Aktie (2,88 Dollar statt 2,86 Dollar). Insgesamt erzielte Netflix einen Nettogewinn in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar. Das waren zwar 18 Prozent weniger als im Vorjahr, Netflix ist und bleibt damit aber weiter sehr profitabel in einem hart umkämpften Markt. 

Das größte Nutzerwachstum gab es derweil in im Raum Asien/Pazifik, diese Region verbuchte zusammengenommen fast 1,5 Millionen neue Abos. Europa, Afrika und der Mittleren Osten erreichten zusammen 644.000 neue Kundinnen und Kunden, während die USA und Kanada nur auf 102.000 neue Abos kamen. Ein Minus bei den Kunden gab es derweil in Lateinamerika, hier nutzten 450.000 Menschen Netflix im abgelaufenen Quartal nicht mehr. Insgesamt zählt das Unternehmen weltweit mittlerweile 232,5 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten. 

Auch wenn das Nutzerwachstum etwas geringer ausfiel als an den Börsen erhofft: Immerhin wächst Netflix überhaupt wieder. Damit lief es zum Jahresstart auch besser als vor einem Jahr, als der Streamingdienst erstmals in seiner Geschichte einen Rückgang der Gesamtnutzer verkünden musste. Auch im zweiten Quartal 2022 musste Netflix einen Rückgang an Kunden hinnehmen und sorgte so für die Einsicht, dass grenzenloses Wachstum im Streaming kein gottgegebenes Gesetz ist. Mittlerweile hat sich Netflix von diesem Nackenschlag aber wieder erholen können. 

Bei der Vorlage der Geschäftszahlen kündigte Netflix nun auch noch einige andere Initiativen an. Einen Aufpreis für das Account-Sharing gibt es etwa schon in einigen Ländern und damit zeigt sich Netflix im Grundsatz auch zufrieden. Dennoch heißt es, dass man bei dem Start der Initiative in vier Ländern (Kanada, Neuseeland, Spanien und Portugal) Möglichkeiten gefunden habe, um das Erlebnis für die Nutzer noch besser zu machen. Daher verschob man den globalen Rollout dieses Features, um gegen das Teilen von Passwörtern vorzugehen, vom ersten auf das zweite Quartal. Dadurch wird ein Teil des geplanten Nutzer- und Umsatzwachstums nicht mehr im zweiten, sondern wohl eher im dritten Quartal realisiert, heißt es von Netflix. 

In den kommenden Wochen soll der Aufpreis für das Account-Sharing aber nun wirklich in einigen neuen Märkten eingeführt werden, allen voran in den USA und anderen großen Märkten. Wann das Teilen von Passwörtern auch in Deutschland nicht mehr möglich sein wird, ist aktuell noch unklar. Gut möglich aber, dass es auch hierzulande im zweiten Quartal soweit sein wird. Von Netflix heißt es jedenfalls, dass mehr als 100 Millionen Haushalte ihre Passwörter weitergeben an Menschen, die den Dienst so gratis nutzen können. Hier steckt potenziell also noch eine große Nutzerbasis für das Unternehmen. 

Die Ära des DVD-Versandes endet 

Darüber hinaus zeigt sich Netflix zufrieden mit seinem durch Werbung finanzierten Billig-Abo, in Deutschland ist dieses etwa für 4,99 Euro zu haben. Und weil es offenbar so gut läuft, hat Netflix nun ein Upgrade eben dieses Abos angekündigt. So hebt man die Bildauflösung von 720p auf 1080p an, zudem erlaubt man künftig zwei parallele Streams in allen 12 Märkten, in denen es die Werbe-Abos gibt. In Kanada und Spanien sind die neuen Features bereits ab sofort verfügbar, in Deutschland müssen die Kundinnen und Kunden noch etwas warten. 

Und dann hat Netflix ganz nebenbei auch noch das Ende des hauseigenen DVD-Versands angekündigt, mit dem man in den 00er Jahren groß geworden war. Diesen Versand gab es aber allen voran in den USA, dem Heimatmarkt von Netflix. Da sich immer weniger Menschen DVDs nach Hause schicken lassen, wird das Geschäft zunehmend unrentabel, daraus zieht Netflix nun endgültig die Konsequenzen. Die letzten DVDs sollen am 29. September verschickt werden, dann hat Netflix mit diesem Kapitel seiner Unternehmenshistorie abgeschlossen. "DVD hat den Weg für das Streaming geebnet und dafür gesorgt, dass so vieles von dem, was wir begonnen haben, noch lange in der Zukunft fortgesetzt wird", heißt es nun vom Unternehmen. Nach eigenen Angaben hat man in all den Jahren mehr als 5 Milliarden DVDs verschickt.