Amy Reisenbach, neue Chefin von CBS Entertainment, hätte sich ihre erste Präsentation der Pläne für die kommende Saison vermutlich ursprünglich auch mal anders vorgestellt. Üblicherweise fand das im Rahmen einer großen Upfront-Präsentation in der Carnegie Hall in New York City statt - was man auch aus Kostengründen aber schon vor längerem abgesagt hat. Stattdessen sollte es dann eine Party auf eigenem Gelände in L.A. geben - was nun dem Autorenstreik zum Opfer fiel. Und genau der sorgt nun auch noch dafür, dass das nun enthüllte Sendeschema für den Herbst auch kaum das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde.

Denn wie lange der Streik der US-Fernsehautorinnen und -Autoren noch andauern wird, ist aktuell ja völlig unklar - und die US-Networks sind nicht nur mit den schon jetzt pausierenden Late-Night-Shows am schnellsten betroffen, auch die Produktionsweise der Network-Serien, bei denen während der laufenden Produktion und Ausstrahlung einer Staffel die weiteren Folgen auch erst geschrieben werden, führt dazu, dass ein Streik dort als erstes zu sichtbaren Verzögerungen führt.

Insofern ist das heute vorgelegte Sendeschema, das im Vergleich zum bisherigen nur wenig Änderungen vorsieht, also mit Vorsicht zu genießen - gut möglich, dass in den ersten Wochen und Monaten deutlich mehr Reality-Formate, Gameshows, zugekaufte Serien oder auch eigentlich für Paramount+ produzierte eigene Ware zu sehen sein wird. Aktuell sehen die Pläne aber vor, dass sich weder am Montag mit seinem Mix aus den Sitcoms "The Neighboorhood" und "Bob Hearts Abishola" sowie den Krimiserien "NCIS" und "NCIS: Hawaii", noch am Dienstag mit dem dreifachen "FBI"-Block noch am Freitagabend mit dem reichweitenstarken Dreiklang aus "SWAT", "Fire Country" und "Blue Bloods" irgendetwas ändert. Am Mittwoch spart man sich kurzerhand die teure Produktion eines dritten Formats - zuletzt lief dort glücklos die Serien-Adaption von "True Lies", die nun eingestellt wird. Stattdessen dehnt man die Reality-Formate "Survivor" und "The Amazing Race" einfach auf je 90 Minuten aus - Problem gelöst.

Trotzdem hat CBS aber immerhin noch vier neue Serien in Auftrag gegeben, von denen eigentlich (Autorensterik-Auswirkungen nicht berücksichtigt) zwei direkt im Herbst starten sollten. Donnerstags soll sich demnach "Elsbeth" zum Mix aus den Comedyserien "Young Sheldon" und "Ghosts" sowie "So help me Todd" gesellen. Es handelt sich dabei um ein Spinoff von "The Good Wife", in dessen Mittelpunkt die sowohl aus "Good Wife" wie auch aus "The Good Fight" bekannte Figur Elsbeth Tascioni (Carrie Preston) im Mittelpunkt steht. Sie wechselt darin von Chicago nach New York, wo sie gemeinsam mit dem NYPD besonders brillante Kriminelle in die Enge treiben soll. Robert and Michelle King, die auch "The Good Wife" und "The Good Fight" verantworteten, produzieren und schreiben auch diese Serie.

Und der Sonntagabend wird nun vollends zum Platz für Wiedergänger einstiger Serien. Neben "The Equalizer" (Originalserie 1985-1989) und "CSI: Vegas" (Originalserie 2000 - 2015) startet dort die Neuauflage von "Matlock" (Originalserie 1986 - 1995). Dabei wendet man einen häufigen Kniff bei solchen Neuauflagen an und ersetzt die alte männliche Hauptfigur Ben Matlock durch eine neue weibliche Hauptfigur, Madeline Matlock. Gespielt wird die Figur von Kathy Bates. Auch sie arbeitet in einer Anwaltskanzlei und punktet mit bescheidenem Auftreten gepaart mit gerissener Taktik.

In der Hinterhand hat man mit "Poppa's House" zudem noch eine neue Multicamera-Sitcom von und mit Damon Wayans Sr. und dessen Sohn, Damon Jr. Der Senior spielt darin den legendären Talkmaster und glücklich geschiedenen "Poppa", dessen Ansichten sowohl zu Hause von dessen erwachsenen Junior als auch auf der Arbeit von dessen neuen Co-Moderatorin in Frage gestellt werden. Große Hoffnungen setzt man aber vor allem auch in die neue Serie "Tracker" - denn Premiere feiern soll sie nach aktuellem Planungsstand direkt im Anschluss an die Super Bowl-Übertragung.

Das garantiert eine gigantische Reichweite - bei der allerdings stets die Frage ist, wieviele wirklich zu diesem Zeitpunkt noch zusehen. Üblicherweise fallen die Reichweiten binnen kürzester Zeit wie bei einem Soufflé zusammen. In der Serie, die ursprünglich mal als "The Never Game" entwickelt wurde, spielt Justin Hartley (bekannt als Kevin Pearson aus "This is us") den einsamen Überlebenskünstler Colter Shaw, der durchs Land streift und als "Reward Seeker" seine Fähigkeiten als Fährtenleser einsetzt, um gegen eine Belohnung Privatleuten und Strafverfolgungsbehörden bei der Lösung aller möglichen Rätsel hilft. Zugleich muss er sich mit seiner zerrütteten Familie auseinandersetzen.

Bleibt noch der Blick auf die eingestellten CBS-Serien. Und da gibt es noch eine besondere Geschichte zu "S.W.A.T." zu erzählen - ganz nach dem Motto "What a difference a day weekend makes". Am Freitag vergangener Woche verkündete CBS, dass die Serie nach sechs Staffeln eingestellt wird - was angesichts der ordentlichen Quoten durchaus überraschend kam. Allerdings ist CBS hier nicht selbst Produzent, sondern Sony - was in Zeiten des Spardrucks immer ein gutes Argument für eine Einstellung zu sein scheint. Doch übers Wochenende kam Sony CBS dann offenbar nochmal entgegen, sodass am Montag die Entscheidung revidiert und eine siebte Staffel in Auftrag gegeben wurde, die nun aber auch wirklich die letzte sein soll. Neben dem Produzenten hatten auch viele Fans der Serie gegen die Entscheidung rebelliert, nun besteht also zumindest die Möglichkeit, die Geschichten in 13 weiteren Episoden zu einem runden Ende zu bringen. Schlechte Nachrichten waren das für "East New York", das nun stattdessen dran glauben musste. Dass "True Lies" nicht über die Premieren-Staffel hinaus kommt, hatten wir an dieser Stelle ja bereits erwähnt, die Einstellung von "Navy CIS: Los Angeles" wurde schon vor einiger Zeit bekannt gegeben.