Wer in den nächsten Tagen auf ein Zusammentreffen von Vermarktern und Werbekunden bei den Screenforce Days gehofft hatte, wird enttäuscht: Ein Get-Together ist im Programmablauf des dreitägigen Events nicht vorgesehen. Nach der Corona-bedingten Absage im Jahr 2020, einer digitalen Ausgabe 2021 und einer Mischung aus gestreamten Screenings und Abendveranstaltungen in mehreren Städten vor einem Jahr, liegt der Fokus der dreitägigen Veranstaltung, die am Dienstag beginnt, diesmal rein auf den Präsentationen der Sender sowie diversen Talks und Vorträgen. 

Vielleicht es ist auch besser, dass der persönliche Austausch in diesem Jahr ausbleibt, denn die Stimmung könnte, insbesondere bei den Privatsendern, besser sein. Die anhaltende Werbeflaute macht den Konzernen zu schaffen und jüngst veröffentlichte Nielsen-Zahlen legen nahe, dass ein Aufschwung noch immer auf sich warten lässt.

Malte Hildebrandt © Screenforce Malte Hildebrandt
Malte Hildebrandt, Geschäftsführer von Screenforce, gibt sich dennoch betont optimistisch. "Wir schaffen mit den Screenforce Days Aufmerksamkeit für unsere Gattung TV", sagt er - und meint damit nicht nur das lineare Fernsehen, sondern auch die digitalen Angebote seiner zwölf Gesellschafter. Bewegtbild sei an Wachstumsmarkt und der Wunsch der Konsumenten nach erstklassiger Unterhaltung wachse - ebenso wie die Gesamtnutzungsdauer. "Die TV-Häuser entwickeln ihre medialen und werblichen Angebote sukzessive weiter", so Hildebrandt zu DWDL.de. "Und die Werbetreibenden wissen, dass das Fernsehen nichts an seiner Wirkkraft verloren hat und besser funktioniert als alle anderen Alternativen, wenn es darum geht, Reichweite zu erzielen."

Wunsch aus dem Markt oder einfach eine Sparmaßnahme?

Dass die Screenings erneut rein digital stattfinden, erklärt der Screenforce-Chef mit den Ergebnissen der jüngsten Teilnahmebefragungen. Diese hätten gezeigt, "dass ein Großteil der Gäste einen konkreten Mehrwert für ihre Arbeit auch in einem Digitalevent sieht", sagt Hildebrandt. "In Summe erreichen wir in der digitalen Form rund dreimal so viele Menschen wie in der ursprünglichen Form vor der Corona-Pandemie. Und wir wollen ja möglichst viele erreichen, etwa auch all die jüngeren Mitarbeitenden bei Agenturen und Werbetreibenden, die vielleicht gar nicht hätten anreisen können. Und auch für die Mitarbeitenden unserer TV-Häuser ergibt sich damit die Möglichkeit, das ganze Vielfalt von Total Video mitzuerleben und von den Vorträgen und Best Cases auch etwas für ihre eigene Arbeit mitzunehmen."

"Letztlich war es einfach eine Budget-Entscheidung."
Screenforce-Geschäftsführer Malte Hildebrandt

Der gänzliche Verzicht auf Abendveranstaltungen dürfte derweil wohl nicht zuletzt mit dem mäßigen Interesse im Vorjahr zusammenhängen. Ganz sicher aber hat die Entscheidung auch finanzielle Gründe. "Uns ist bewusst, wie wichtig der persönliche Austausch gerade auch in unserer Branche ist. Da es in diesem Jahr nach der Pandemie wieder mehr eigene Networking-Events auf Seiten unserer Gesellschafter gibt, haben wir uns entschieden, den Teil unseres Gesamt-Budgets, der uns für Get-Together-Abende zur Verfügung stünde, in diesem Jahr in andere Maßnahmen zu investieren", erklärt Malte Hildebrandt und führt etwa den Launch eines Webmagazins, aus dessen Beiträgen Werbetreibende und Agenturen einen "konkreten Mehrwert für ihre Arbeit" ziehen sollen.

"Letztlich war es einfach eine Budget-Entscheidung", räumt Malte Hildebrandt ein. "Allein die reine Produktion der Screenforce Days kostet zusammen mit der großen Jahresstudie, die wir jährlich durchführen und bei unserem Leitevent erstmals präsentieren, einen hohen mittleren sechsstelligen Euro-Betrag." Gleichzeitig wolle man auch beim Mediabudget keine Einsparungen vornehmen. "Wir halten an bestehenden Commitments fest und haben auch neue Events für uns entdeckt, wie die e-Commerce Week oder den Digital Marketing Summit, bei denen wir uns aktiv einbringen, um auch bei deren Kernzielgruppen mit unseren Themen Gehör zu finden." Und darüber hinaus sei mit der Screenforce Academy ein "hochwertiges Angebot für den Nachwuchs in unserer Branche" aufgebaut worden, das zwei Mal jährlich als virtuelles Live-Event angeboten wird, so Hildebrandt weiter.

Produziert werden die Screenforce Days derweil von Dienstag an wieder live in den MMC-Studios in Köln - allerdings "in einem völlig neuen Erscheinungsbild", wie Geschäftsführer Malte Hildebrandt gegenüber DWDL.de sagt. "Im Mittelpunkt stehen die aufwändig inszenierten Screenings, die zugleich einen Einblick in die Content-Strategien der Sender geben." Sky Media ist allerdings erstmals nicht dabei, auch ServusTV fehlt natürlich, nachdem sich der Sender zumindest mit dem linearen Kanal ganz aus Deutschland zurückzieht. Dafür ist Sport1 zurück - wenn auch nicht mit einem Screening, sondern mit einem Sport-Talk, bei dem Sport1-Chef Olaf Schröder und ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky aufeinandertreffen. Im Zuge dessen wird ARD Media auf ein eigenes Screening verzichten.

Abgerundet wird das Programm der ersten beiden Tage mit Vorträgen der AGF zum Thema Crossmedia-Messung, der AGFS & AGTT mit Cases aus Österreich und der Schweiz sowie die Präsentation der neuen Screenforce-Studie "Mapping the Impact". Am dritten Tag wiederum soll es zu Themen wie Marketing, Storytelling und der Zukunft des Bewegtbild-Entertainmens "umfassende Insights" geben. Und ein bisschen Live-Musik gibt's dann auch noch - wenn schon nicht vor Ort, dann zumindest digital. Angekündigt ist eine Live-Session mit Jan Delay, den Delaydies und DJ MAD.

Mehrere neue Köpfe bei den Screenings

Inga Leschek © RTL / Marina Rosa Weigl Inga Leschek
Herzstück bleiben aber die Screenings, wenn auch in verringerter Zahl im Vergleich zu den ersten Screenforce Days. Die beiden beiden großen Sendergruppen verteilen sich wieder auf die beiden Tage, den Anfang macht am Dienstag - geplant ohne allzu lange Vorreden - bereits ab 10:10 Uhr RTL Deutschland bzw. deren Vermarkter Ad Alliance. Spannend wird hier der erste Auftritt von Inga Leschek als neuer Programmgeschäftsführerin von RTL und RTL+. Sie ist noch nicht lange im Amt, insofern wird man wohl nicht allzu viele neue Formate, die sie angestoßen hat, entdecken - doch um so spannender ist, welche Stoßrichtung und künftige Positionierung sich aus ihren Aussagen ableiten lässt.

Es folgen im weiteren Verlauf die Screenings von Warner Bros. Discovery, das inzwischen ja auch die Warner-Pay-TV-Sender in sein deutlich gewachsenes Portfolio aufgenommen hat, sowie von Visoon, wo inzwischen ja der langjährige Sky-Vermarkter Martin Michel mit an Bord ist. Der Vermarkter muss jedenfalls wieder eine enorme Spannbreite vorstellen - von Welt über Comedy Central bis Pluto TV. ARD Media und Sport1 sind diesmal ja wie erwähnt ohne eigenes Screening, dafür plaudern Axel Balkausky und Olaf Schröder aber "aktuelle Trends und Themen im Sport".

Daniel Rosemann © Seven.One Daniel Rosemann
Den Anker am Mittwochvormittag bildet ProSiebenSat.1. Nach der hanbebüchenen "BamS"-Story über eine vermeintlich angedachte Zusammenlegung von ProSieben und Sat.1 wird Doppel-Senderchef Daniel Rosemann sicher keinen Zweifel daran lassen, dass das - Quotenprobleme hin oder her - sicher nicht angedacht ist, weil es auch überhaupt nicht in die Strategie von Seven.One passen würde, mit unterschiedlichen Sendern ganz unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Spannend wird vor allem, wie man Sat.1 im Herbst nochmal neuen Schwung verschaffen will, schließlich steht der 40. Geburtstag nun schon in einem halben Jahr an - und falls es dann etwas zu feiern geben soll, ist noch einiges an Arbeit nötig. 

Im weiteren Verlauf des Mittwochs folgen dann noch Disney. Man darf gespannt sein, ob es Neuigkeiten zu Werbemöglichkeiten bei Disney+ geben wird - dieses Modell ist in den USA schon gestartet, hierzulande aber noch nicht. Das letzte Screening kommt dann von RTLzwei, dem Einzelkämpfer unter den großen Sendern. Auch hier ist es die erste Präsentation für die neue Programmdirektion nach dem Abgang von Tom Zwiessler. Hier wird also spannend, wie Konstanze Beyer und Malte Kruber den Sender inhaltlich weiter entwickeln wollen.

Das Screening-Programm im Überblick

Dienstag, 13. Juni Mittwoch, 14. Juni
10:00 Opener und Begrüßung 10:00 Begrüßung
10:10 RTL Deutschland & Ad Alliance 10:10 Seven.One Entertainment Group
11:25 Warner Bros. Discovery 11:25 Disney Media Sales & Partnerships
12:30 Visoon 12:30 RTLzwei & El Cartel
12:55 Sport-Session ARD & Sport1 12:55 Uhr Screenforce-Studie "Mapping the Impact"
13:40 AGF-Videoforschung: Kerstin Niederauer-Kopf 14:00 Screenforce Österreich und Schweiz

Am Donnerstag, den 15. Juni folgen Talks, Keynotes und Insights