Wenn die Stars bei RTL aus weißen Stretch-Limousinen steigen, dann geht es meistens in den Dschungel. An diesem Freitag in Frankfurt ist das anders: Mitten im Fußballstadion – also dort, wo später im Jahr die amerikanische Football-Liga NFL Station machen wird – ließ der Privatsender jenes Team aus dem Wagen steigen, das ab Herbst die NFL-Übertragungen bei RTL präsentieren wird. 

Es ist ein würdiger Rahmen für eine der spannendsten Sport-Wetten, die ein TV-Sender in den vergangenen Jahren eingegangen ist. Bis 2028 hat sich RTL Deutschland die Rechte an der NFL gesichert, um damit künftig den gesamten Sonntagabend zu bespielen. Die Spiele der Pre Season werden zunächst bei Nitro gezeigt, doch ab September, wenn die Regular Season startet, wird RTL groß einsteigen und wöchentlich zwei Spiele übertragen – um 19:05 Uhr und 22:25 Uhr. Zwar hat sich die US-Liga zuletzt hierzulande nach Fußball zur beliebtesten Sportart der junge Zielgruppe entwickelt, doch Millionen-Reichweiten wie sie RTL von der Europa League oder der Formel 1 kennt, werden damit kaum zu erreichen sein.

Dass RTL überhaupt eine Chance in der NFL sieht, hat man vor allem der starken Vorarbeit in Unterföhring zu verdanken. Über Jahre hinweg haben ProSieben Maxx und später auch ProSieben die US-Sportart mit starken Übertragungen zunehmend aus der Nische geholt. Den echten Footballfans gefiel das sehr gut, doch zur Wahrheit gehört eben auch, dass der nächste Schritt fehlte. Wie der aussehen kann, bewies RTL schon vor einigen Wochen, als man für den Draft eigens in die USA flog, um vor Ort zu senden. Das soll, betonte Stephan Schmitter, Chief Content Officer von RTL Deutschland, am Freitag in Frankfurt, auch künftig häufiger der Fall sein.

Tatsächlich aber dürfte RTL die Amerikaner nicht nur mit Geld überzeugt haben: Das Paket sieht vor, dass wöchentlich ein weiteres NFL-Spiel bei RTL+ zu sehen sein wird. Geplant sind darüber hinaus eine Highlight-Show bei RTL, diverse Podcasts, Dokumentationen, ein eigener NFL-Radiosender und ein wöchentliches Kindermagazin namens „Toggo Touchdown“, das ab September von Moderator Florian Ambrosius präsentiert wird. Auch darüber hinaus soll Super RTL mit einer eigenen Football-Themenwelt vor allem die ganz junge Generation an den Sport heranführen – und auf diese Weise zeigen, dass der Ball nicht immer rund sein muss. Selbst eine Samstagabendshow rund um Football ist offenbar denkbar.

"Eine ganze Schippe drauflegen"

Die NFL sei „großes Entertainment“, schwärmte Schmitter und erklärte, Football ähnlich wie in den USA auch in Deutschland zum „Familiensport“ machen zu wollen. „Da können wir noch eine ganze Schippe drauflegen.“ Doch Schmitter weiß auch, dass die Fans kritisch sind: Dass die Rechte den Sender wechselten, stieß vielen sauer auf, weil die unkonventionelle Herangehensweise von ProSieben bei der Community großen Anklang fand. Beim „Antichristen-Sender“ RTL, wie Frank Buschmann es scherzhaft formulierte, befürchten viele hingegen zu viel Mainstream – den aber wird es durchaus brauchen, um das NFL-Fieber in Deutschland vollends zu entfachen.

Und so überrascht es nicht, dass besagter „Buschi“ nun dem NFL-Team von RTL angehören wird. Doch die Kölner suchen den Spagat und haben ein erfahrenes Team zusammengestellt, darunter Sebastian Vollmer, Markus Kuhn, Jan Stecker, Alex von Kuczkowski, Björn Werner, Patrick Esume, Adrian Franke und Florian Schmidt-Sommerfeld, dazu die Nationalspielerin Mona Stevens, Nadine Nurasyid, Mitja Lafere und Jana Wosnitza, die sich im Gegenzug von ihrem Job beim Sport1-Doppelpass verabschieden wird. Dass viele dabei sind, die bislang schon bei ProSieben zu sehen waren, kann man in Unterföhring freilich als Kompliment sehen.

Frank Buschmann sprach mit Blick auf das stark besetzte On-Air-Team von einer „neuen Dimension“ und von einem Football-Know-how, das es „so im deutschen Fernsehen noch nie gegeben“ habe. Doch klar ist auch: RTL wird weitere Aufbauarbeit leisten müssen – und an seinem Programm schrauben. Das Promi-Magazin „Exclusiv – Weekend“ soll dauerhaft auf den Sonntags-Sendeplatz um 17:45 Uhr zurückkehren und auch für „Stern TV am Sonntag“ wird während der NFL-Saison kein Platz sein.

Noch offen ist dagegen die Frage, wie RTL mit dem Dschungel umgehen wird, dessen Moderator Jan Köppen praktischerweise am Freitag durch die Pressekonferenz im Frankfurter Fußballstadion führte. Tatsächlich wird „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ im Januar mit der heißen Phase der NFL kollidieren. Stephan Schmitter hielt sich noch bedeckt, stellte aber schon mal eine „funky Programmierung“ in Aussicht.