In einem Jahr werden Fans der Fußball-Bundesliga wissen, welche und vor allem wie viele Abos sie brauchen, um die Spiele der ersten und zweiten Fußballliga Deutschlands im TV zu sehen. Vermutlich zum Ende der Saison 23/24 wird feststehen, wer sich im Bieterprozess durchgesetzt hat. Offen ist wie immer, wer überhaupt mitbietet; feststehen dürfte schon jetzt mit ziemlicher Gewissheit, dass es zu Änderungen kommen wird.

 

Aktuell hat das Bundeskartellamt die Ausschreibungsunterlagen vorliegen, soll die DFL-Pläne prüfen. Der Deutschen Fußball Liga geht es darum, aus dem nationalen Fernsehmarkt irgendwie noch mehr Geld zu erlösen – trotz derzeitiger wirtschaftlicher Lage. Ein Punkt ist, dass man angesichts des nun geschaffenen Wettbewerbs im Pay-TV zwischen Sky und DAZN die No-Single-Buyer-Rule wieder abschaffen will. Somit könnte ein Anbieter wieder alle Spiele exklusiv erwerben – das Kartellamt muss zustimmen.

Aber auch eine lange als "heilige Kuh" betitelte Institution soll wackeln. Weil die DFL das Samstagabend-Topspiel (18:30 Uhr, derzeit Sky) noch attraktiver machen möchte und vom übertragenden Sender auch mehr Geld sehen will, könnte es der "Sportschau" im Free-TV an den Kragen gehen. Die "Sport Bild" berichtet von unterschiedlichen Möglichkeiten, etwa einer kostenfreien Highlight-Sendung am Vorabend, die nur im Internet gezeigt werden kann und somit wohl niedrigere Reichweiten hätte. Oder aber eine Highlight-Sendung, die zwischen 19:15 und 20:15 Uhr im klassischen Free-TV zu zeigen wäre. Sie würde 45 Minuten später beginnen als aktuell.

Denkbar sei aber auch, dass bei der "Sportschau" alles bleibt wie es ist, die Free-TV-Sendung künftig aber trotzdem nicht mehr gegen die Bundesliga-Topspiele antritt. Diese würden in einem solchen Szenario nämlich auf Samstag um 20:30 Uhr wandern und den Platz mit dem Zweitliga-Spitzenspiel tauschen.

Derartige Spekulationen sind alle vier Jahre Teil des Ausschreibungsprozesses, nicht alles bewahrheitet sich letztlich, weil die DFL sich immer auch nach dem Interesse der TV-Sender richten muss. Es verdichten sich allerdings die Anzeichen, dass die zu vergebenen Pakete diesmal anders konfiguriert werden. Im laufenden Zyklus gab es vier Bundesliga-Live-Pakete für das Pay-TV: Die Spiele am Freitag und Sonntag, das Samstags-Topspiel sowie in zwei Paketen die Samstagnachmittagsspiele (einzeln + Konferenz).

 

Offenbar möchte die DFL das Einzelspielpaket am Samstagnachmittag stärken und packt in dieses fortan auch die Freitagabendspiele hinein. Somit würde allein dieses Paket knapp 200 Live-Bundesligaspiele an zwei unterschiedlichen Austragungstagen umfassen. Im Gegenzug würde das Sonntagspaket kleiner ausfallen. Allerdings sollen ab Sommer 2025 mehr Spiele am Sonntag um 19:30 Uhr ausgetragen werden; 15 statt aktuell zehn. Das Sonntagspaket würde damit aus zirka 80 Matches bestehen - gespielt wird weiterhin ja auch um 15:30 und 17:30 Uhr.

Angedacht sind zudem auch neue inhaltliche Möglichkeiten, die bisher in der Bundesliga noch nicht angeboten wurden: Kurze Interviews mit Spielern vor dem Match bei der Ankunft im Stadion (ähnliches macht die Premier League). Halbzeit-Interviews, die etwa aus der 3. Liga oder dem Eishockey bekannt sind. Und auch Kameras in der Kabine sollen nicht mehr ganz ausgeschlossen sein, heißt es in der Sportzeitschrift. 

Dass die Ausschreibung der Rechte, anders als das vor acht Jahren noch der Fall war, kein Selbstläufer wird, zeigt allein der Blick nach Italien. Dort hat die Serie A alle Angebote, die eingingen, als zu niedrig abgewiesen und will mit den Interessenten (im Pay-TV nur DAZN und Sky) nun in Einzelgespräche einsteigen. Und bei der Premier League, die im nächsten Jahr verhandeln muss, wird als Drohkulisse schon mal von einem eigenen Ligasender gesprochen, damit Sky nicht auf die Idee kommt, den Geldhahn ein Stück weit zuzudrehen.