Mit "Anne Will", "Maischberger" und "Hart aber fair" hat die ARD zwar schon seit langem drei verschiedene Talks - doch eine echte Strategie hinter dieser Aufstellung war kaum zu erkennen. Man spreche mit den drei Talks ein relativ ähnliches Publikum an, erläuterte ARD-Programmdirektorin Christine Strobl - und das heißt: Vor allem ein Älteres. Daran hat auch der Wechsel von Frank Plasberg zu Louis Klamroth am Montagabend bislang wenig verändert.

Christine Strobl © ARD/Alexander von Spreti ARD-Programmdirektorin Christine Strobl
"Eine Neujustierung der politischen Gesprächssendungen ist erforderlich. Sie ist Teil der umfassenden Programmreform, die den digitalen Umbau mit der Stärkung der ARD Mediathek und der gleichzeitigen Profilierung des Ersten zum Ziel hat. Wir müssen auch für jüngere Menschen im Digitalen einen Ort des politischen Diskurses anbieten", so Strobl. Mit Klamroth habe man dafür schon den richtigen Kopf, nun sucht man die richtige Umsetzung. "Hart aber fair" solle "zu einem Format werden, das auch jüngeres Publikum in der ARD Mediathek für die Informationskompetenz der ARD und die politische Debattenkultur in Deutschland gewinnt."

Zwar soll "Hart aber fair" auch 2024 weiterhin linear auf dem gewohnten Sendeplatz montags um 21 Uhr im Ersten zu sehen sein, man wolle aber verschiedene neue Dinge und Spielformen für die Mediathek mit ihm ausprobieren und sich den Themen auch auf andere Art nähern. Vor diesem Hintergrund ist also auch zu sehen, dass Klamroth dafür nicht mit der bisherigen "Hart aber fair"-Produktionsfirma Ansager & Schnipselmann zusammenarbeiten will, wie kürzlich bekannt wurde. Deren Vertrag läuft Ende des Jahres aus - und alles deutet darauf hin, dass dann Florida Factual zum Zug kommen dürfte, auch wenn das noch nicht bestätigt wurde. Erst kürzlich hatte Florida Entertainment die Mehrheit an dem bislang unter K2H firmierenden Unternehmen übernommen, das Klamroth mit seinem Cousin Nikolaus Klamroth und Moritz Hohenfeld gegründet hat.

Generell müsse man "die unterschiedlichen Konzepte der Talks schärfen, auf Meinungsvielfalt achten, eine Themensetzung für alle Bevölkerungsgruppen anbieten, Gesprächsformen und Gästeauswahl voneinander abgrenzen", so Strobl, die von einer "Neujustierung der Talksendungen" sprach. Der Talk von Sandra Maischberger war zuletzt schon nicht nur in der Frequenz erhöht, sondern thematisch breiter aufgestellt worden. Diesen Weg geht man weiter und will die Sendung zusätzlich zu den Ausstrahlungen am Dienstag- und Mittwochabend teils auch montags auf Sendung schicken - allerdings nicht jede Woche, wie es heißt. Genauere Details wurden hier noch nicht kommuniziert, es soll aber keine Reduzierung von Reportage-Sendeplätzen geben.

Dass auch der Talk am Sonntagabend erneuert wird, geht schon aus der Personalie hervor: Anne Will hat hier bekanntlich ihren Abschied angekündigt. Und die Entscheidung über die Nachfolge ist nun nicht überraschend: Die ARD bestätigte nun sämtliche zuletzt in diesem Zusammenhang spekulierte Personalien: Caren Miosga übernimmt den Talk, ihr folgt bei den "Tagesthemen" dann Jessy Wellmer, deren Platz bei der "Sportschau" wiederum Lea Wagner einnimmt.

Christine Strobl erklärt dazu: "Starke Marken brauchen starke Köpfe. Der Sonntag nach dem 'Tatort' ist der Königsplatz des politischen Talks: die meistgesehene Gesprächssendung im deutschen Fernsehen. Ich freue mich sehr, dass wir Caren Miosga mit ihrer umfassenden journalistischen Kompetenz, ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Durchsetzungsstärke für diese verantwortungsvolle Aufgabe gewinnen konnten."

NDR-Intendant Joachim Knuth, von dessen Sender der Sonntagabendtalk bestritten wird, sagt: "Caren Miosga ist als Nachfolgerin von Anne Will die richtige Frau am richtigen Platz – offen, souverän und unkonventionell. Ich freue mich darauf, dass wir gemeinsam mit ihr die erfolgreichste politische Gesprächssendung im deutschen Fernsehen mit neuen Impulsen in die Zukunft führen. Die vielseitige Journalistin Jessy Wellmer wird mit frischem Blick ein Gewinn für die 'Tagesthemen' sein und dort Akzente setzen. Ich sehe es als starkes Zeichen, dass wir zwei herausragende Journalistinnen aus den eigenen Reihen für diese entscheidenden Positionen gewinnen konnten."

Mehr zum Thema