Friedhelm Bixschlag © Michael Hilscher / Bavaria Studios
Nachdem Bavaria Studios in den vergangenen Jahren unter Führung von Geschäftsführer Friedhelm Bixschlag die Zahl der Studio-Produktionen am eigenen Standort Geiselgasteig spürbar gesteigert hat, greift der öffentlich-rechtliche Studio-Betreiber jetzt auch am Produktionsstandort Köln an, wo der Wettbewerb bislang mit der MMC sowie EMG Germany im benachbarten Hürth von zwei privaten Betreibern geprägt ist. Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de haben der WDR und Bavaria Studios eine langfristige Vereinbarung für das Produktionsgelände in Köln-Bocklemünd geschlossen.

Mit einem Augenzwinkern träumte man dort einst groß: „Hollymünd“ hieß eine sommerliche Live-Show mit Festivalcharakter, mit die der WDR ab 1987 sein Produktionsgelände am westlichen Stadtrand von Köln stolz zur Geltung bringen wollte, wo doch dort seit 1985 mit großen Investitionen in Sets und Kapazitäten auch die „Lindenstraße“ produziert wurde. Seit dem Ende eben dieser Serie wurde die Zukunft des WDR-Standorts fraglich. Bis heute werden dort Sendungen wie „Kölner Treff“ oder „Frag doch mal die Maus“ produziert. Auch der aus der GEZ hervorgegangene Beitragsservice sitzt mit hunderten Mitarbeitern dort.

WDR-Logo © WDR
An einer langfristigen Perspektive für das Gelände am Stadtrand mangelte es spätestens seit dem Ende der „Lindenstraße“ trotzdem. Man prüfe alle Optionen, hießt es beim WDR seitdem. Jetzt wurde nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de eine Lösung gefunden: Der WDR vermietet Studio-Kapazitäten an Bavaria Studios - und damit ein ganz klein bisschen an sich selbst, denn der Studio-Betreiber gehört zu 62,4 Prozent Bavaria Film, zu 25,1 Prozent dem ZDF und 12,5 Prozent der LfA Förderbank Bayern. Und damit herzlich willkommen in den Untiefen öffentlich-rechtlicher Beteiligungen, denn der mit 33,35 Prozent größte Gesellschafter von Bavaria Film ist die WDR Mediagroup, die privatwirtschaftliche Tochter des WDR.

Zweifelsohne macht es aber einen Unterschied, ob das Gelände - zum Teil ungenutzt - dem WDR gehört oder künftig von einer mit dem Studio-Geschäft vertrauten Firma bewirtschaftet wird. Auf Anfrage bestätigt der WDR die Recherchen von DWDL.de. Eine Sprecherin teilt mit: „Wir können bestätigen, dass der WDR und die Bavaria Studios GmbH eine Nutzung von WDR-Studioflächen in Bocklemünd durch die Bavaria Studios vereinbart haben. Da der Mietvertrag dem WDR-Verwaltungsrat noch zur Zustimmung vorgelegt wird, bitten wir um Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen können.“

Dass Bavaria Studios über den eigenen Standort in Geiselgasteig hinaus expandiert, dürfte auch die Medienpolitik auf den Plan rufen. Anders als bei Studio Hamburg, die vor Jahren mit der Expansion nach Berlin, dem Betrieb und Ausbau der Studios in Adlershof Mitte der 2000er eine brachliegende Infrastruktur und damit den Standort reaktivierten, mischt Bavaria Studios in Köln jetzt in einem jahrzehntelang von privaten Anbietern geprägten Wettbewerb mit. Ein Preiskampf in schwierigen Zeiten - für MMC und EMG Germany keine erfreuliche Situation.

Promi Big Brother © Sat.1
Profiteure der neuen Situation sind mutmaßlich Produktionsfirmen, die gerade selbst unter enormen Druck stehen. Einerseits, weil die beiden großen privaten Sendergruppen aufgrund der angespannten Lage im Werbemarkt weniger experimentieren und beauftragen; andererseits weil selbst bei beauftragten Projekten gespart werden soll. Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de hat sich Bavaria Studios auch schon ein Großprojekt für das neu angemietete Gelände in Köln-Bocklemünd geangelt. Pikant dabei: Friedhelm Bixschlag, Geschäftsführer von Bavaria Studios, war bis 2015 Geschäftsführer der MMC, holte einst „Promi Big Brother“ nach Köln.

Und genau dieses Format zieht jetzt nach neun Staffeln um: Seit 2014 entstand die von Endemol Shine Germany für Sat.1 produzierte Realityshow im Studio-Komplex Coloneum der MMC in Köln-Ossendorf. Die nächste Staffel, die im Herbst laufen soll, wird nun aber im zwei Kilometer entfernten Bocklemünd entstehen. Das bestätigt am Mittwochvormittag auf Anfrage auch Sat.1-Sprecher Christoph Körfer: „Bei ‚Promi Big Brother‘ wird dieses Jahr vieles neu. Und doch vertraut. Big Brother wird Köln treu bleiben und zieht nach Köln-Bocklemünd.“