Dass einer der profiliertesten TV-Manager des Landes seit etlichen Monaten im Hintergrund geparkt zu sein schien, fanden viele Branchenbeobachter merkwürdig. Bereits im April berichtete das Medienmagazin DWDL.de über das mögliche Szenario, dass Sascha Schwingel – zuletzt "Deputy Chief Content Officer" bei RTL Deutschland – zur UFA wechseln und dort dem seit 2015 amtierenden CEO Nico Hofmann nachfolgen könnte.

Genau dieses Szenario tritt nun ein, und zwar mit sofortiger Wirkung: Schwingel wechselt innerhalb der RTL Group von der Sender- zurück auf die Produzentenseite und wird CEO der UFA. Der 52-Jährige hatte seine berufliche Laufbahn dort vor genau 25 Jahren – im September 1998 – gestartet. Hofmann, damals Geschäftsführer der UFA-Tochter teamWorx, hatte Schwingel nach abgeschlossenem Produktionsstudium an der Ludwigsburger Filmakademie als Producer angeheuert. Es folgte eine 15 Jahre währende Zusammenarbeit, bei der TV-Projekte wie "Dresden", "Die Sturmflut" oder "Hindenburg" entstanden.

Dass Fremantle, die Produktionssparte der RTL Group, nun Hofmanns Wunschkandidaten zum Nachfolger macht, dürfte den selbst gewählten Rückzug auf Raten erleichtern. Der 63-jährige Hofmann bleibt mit dem neu geschaffenen Titel "Chairman" Teil der UFA-Geschäftsführung und auch dem Bertelsmann-Konzern weiter verbunden, etwa im Beirat des Liz Mohn Centers. "Nach 26 Jahren bei Bertelsmann und acht Jahren an der Spitze der UFA habe ich mich in gemeinsamem Dialog mit Jennifer Mullin und Andrea Scrosati dazu entschieden, die Führung der UFA weiterzugeben", so Hofmann. "Mit Sascha Schwingel, einem Freund und Kollegen aus frühester Zeit, ist ein profunder Nachfolger gefunden, der mit großer kreativer Energie seinen Weg bei der UFA-Tochter teamWorx, in der ARD Degeto und bei Vox sowie RTL Deutschland gemacht hat – ein kluger Manager mit hoher Reputation in der kreativen Szene."

Hofmann weiter: "Mein Dank gilt Jennifer Mullin für ihren warmherzigen und kooperativen Support, Andrea Scrosati für die Neugierde und Offenheit, Sascha als meinen Nachfolger zu benennen, sowie RTL Group und Bertelsmann für ein großes Verständnis von kreativem Unternehmertum, eine Erfahrung, die ich in all den Jahren erlebe. Mein ganzer Stolz ist die UFA, eine großartige Produktionsfirma mit einem großartigen Team – mit Sascha und dem Verbund mit Fremantle mache ich mir große Hoffnungen auf die Zukunft, die ich als Chairman gern begleite."

Neue Struktur: Schwingel berichtet an Scrosati

Für Schwingel als neuen UFA-CEO gibt es eine wesentliche Änderung: Anders als Hofmann berichtet er nicht mehr an Fremantle-CEO Jennifer Mullin, sondern an Andrea Scrosati, Group COO und CEO Continental Europe von Fremantle. Das dürfte in der konzerninternen Abstimmung manches erleichtern, nachdem sich Struktur und Hierarchie zuletzt zu Ungunsten der Deutschen verschoben hatten, wie DWDL.de Ende August analysierte. Gleichzeitig fällt Schwingel nun auch maßgeblich die eher unangenehme Aufgabe zu, den von Hofmann eingeleiteten Restrukturierungsprozess inklusive Stellenabbau durchzuziehen.

"Die Position des CEO der UFA zu übernehmen ist ein großes Privileg", sagt Schwingel selbst zur neuen Aufgabe. "Ich habe meine Laufbahn beim früheren UFA-Fiction-Label teamWorx begonnen und dort 15 spannende Jahre erlebt. Jetzt als CEO zur UFA zurückzukehren, fühlt sich für mich an, wie nach Hause zu kommen. Ich danke Nico für die große Unterstützung ebenso wie Jennifer Mullin und Andrea Scrosati für das Vertrauen und freue mich sehr darauf, den Erfolg des Unternehmens gemeinsam mit dem Team fortzuschreiben."

Fremantle-Chefin Mullin lässt sich mit Dank und Lob für Nico Hofmann zitieren: "Mit ihm an der Spitze hat die UFA ihre führende Position als Produktionsunternehmen stets behauptet und war immer ein wichtiger Impulsgeber innerhalb unserer Fremantle-Familie." Und Europa-Chef Scrosati bezeichnet Schwingel als "großartige Wahl, um die UFA in die Zukunft zu führen, ein ebenso erfahrener wie kreativer und innovativer Manager". Die UFA spiele eine "tragende Rolle für den Erfolg von Fremantle weltweit". Scroati weiter: "Ich freue mich darauf, eng mit Sascha und seinem Management-Team daran zu arbeiten, unser Geschäft basierend auf den Erfolgen der Vergangenheit auch international weiter auszubauen. Ebenso freue ich mich darauf, mit Nico in seiner neuen Rolle als Chairman zu arbeiten, in die er all seine Erfahrung einbringen wird."

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