Bereits vor mehr als einem Jahr ist der "Spiegel" für die Geschichte "Warum Julian Reichelt gehen musste" mit dem Stern-Preis 2022 ausgezeichnet worden. Das war jener Text, den das damalige Investigativ-Team von Ippen recherchiert und schließlich mit dem Nachrichtenmagazin veröffentlicht hatte, nachdem Verleger Dirk Ippen die Berichterstattung in den eigenen Blättern verhinderte. Das führte schließlich auch zum Abgang des Teams.
Zuletzt geriet der Text wieder in die Schlagzeilen, weil der "Spiegel" an einer Stelle eine Korrektur vornehmen musste. Die Aussage einer Frau, dass Julian Reichelt sie zu einem Treffen in einem Wiener Hotel bewegt habe, hat sich als falsch erwiesen. In dem Artikel geht es ganz grundsätzlich um die Hintergründe, die zum Aus des früheren "Bild"-Chefredakteurs führten - und speziell auch um seinen Umgang mit Frauen.
Der Beirat, der 2022 über die Vergabe des Stern-Preises entschieden hat, hat nun gemeinsam mit der Chefredaktion des "Stern" über die neue Entwicklung beraten und entschieden, den Preis nicht abzuerkennen. Im Kern habe sich der Artikel durch die Korrektur nicht verändert.
In einem gemeinsamen Statement von Beirat und Chefredaktion heißt es: "Der Kern des Artikels wird von der Korrektur nicht berührt; der Spiegel hat alle journalistischen Standards gewahrt, sowohl bei der damaligen Veröffentlichung wie nun mit der transparenten Richtigstellung. Zudem war ein wesentlicher Grund für die damalige Auszeichnung der Mut der Reporterinnen und Reporter, die Recherche zu veröffentlichen, obwohl ihr Arbeitgeber sie zu verhindern suchte - auch daran hat sich nichts geändert."