Eröffnet wurde die Verleihung des Blauen Panthers, der bis 2021 noch Bayerischer Fernsehpreis hieß, am Mittwochabend in der BMW-Welt in München mit der Übergabe des "Ehrenpreises" - und das ist immer ein etwas seltsamer Moment, denn über diese Auszeichnugn entscheidet keine Jury oder ähnliches, sondern einzig und allein der bayerische Ministerpräsident, in dem Fall also Markus Söder. Dessen Wahl fiel in diesem Jahr - durchaus überraschend - auf die Journalistin und Moderatorin Dunja Hayali.

"Ich wollte eine Auszeichnung machen, die ein Statement ist", erläuterte Söder. "In dieser zerfasernden Demokratie ist es so wichtig, dass Menschen Haltung zeigen, ihre Haltung aber auch mit professionellem Handwerk untermauern", so der Ministerpräsident. Haltung zeigte sie dann auch in ihrer Dankesrede, sprach eine ganze Reihe von Themen an, insbesondere den neuerlichen Krieg in Nahost, aber auch Hass im Netz.

Sie schrieb den Politikern insbesondere aus der konservativen Ecke - von denen einer ja gerade neben ihr stand - aber auch ein paar kritische Worte dafür ins Stammbuch, die sich in deftiger Kritik an ARD und ZDF gegenseitig zu überbieten scheinen. Natürlich mache man auch bei den Öffentlich-Rechtlichen Fehler, natürlich sei nicht alles in Ordnung. Sie habe aber eine Bitte: "Hören Sie auf mit ihren plumpen, populistischen und undifferenzierten Vorwürfen uns gegenüber. Sie sind falsch, unfair und brandgefährlich." Jeder solle sich überlegen, welche Saat hier gesät werde. "Und wenn sie schon zuspitzen, dann bleiben sie bitte bei den Fakten."

Kategorie Unterhaltung

Mit einem denkbar harten Cut ging es danach mit der Verleihung des Preises für die beliebteste Unterhaltungssendung weiter - und wie das Wort "beliebteste" schon nahelegt, handelte es sich hierbei um eine von zwei Auszeichnungen, über die das Publikum abstimmen konnte. Die meisten Fans konnten dabei Joko & Klaas für "Joko & Klaas gegen ProSieben" mobilisieren. Joko musste allerdings ohne seinen Kompagnon den Preis entgegennehmen - der habe schon seine Milch bekommen und schlafe daher schon, erklärte der dessen Fehlen.

Einen Preis - diesmal vergeben von der Jury - gab's außerdem für "Zum Schwarzwälder Hirsch - Eine außergewöhnliche Küchen-Crew". Das Inklusions-Projekt mit Kindern mit Down-Syndrom wurde auch bereits mit Grimme- und Fernsehpreis ausgezeichnet und unterstreicht mit einem weiteren Preis die Ausnahmestellung dieser Produktion. "Viele quatschen gerne über Unterhaltung mit Haltung, ihr habt's einfach gemacht", sagte Laudator Sasha. Glückwünsche gab's hier übrigens auch von Andrea Nahles, die die in der Doku kritisierte Bundesanstalt für Arbeit leitet.

Segment Information

Im Segment Information und Journalismus wurden drei Preise vergeben. "Die Themen sind unterschiedlich, aber alle haben gemeinsam, dass es eine unheimlich schwierige Recherche war. Aber allen drei Projekten ist es bravourös gelungen, für Klarheit zu sorgen", erläuterte Laudatorin Aline Abboud. Ausgezeichnet wurde zum Einen "Die Kinder von Lügde - Alle haben weggesehen". Die Jury attestierte den Macherinnen und Machern, dass es gelungen sei "fesselnd von den schrecklichen Geschehnissen berichten und gleichzeitig den Opferschutz zu wahren".

Ein Preis ging auch an Christian Beetz für die Dokureihe "Juan Carlos - Liebe, Geld, Verrat" über den Fall des ehemaligen spanischen Königs Juan Carlos. Er dankte in seiner Dankesrede insbesondere auch Sky für das große Vertrauen, obwohl er am Anfang keine Zugänge gehabt habe und während der Arbeiten gar der spanischen Geheimdienst auf den Plan gerufen wurde. Um die Machenschaften der Musikindustrie und die Tatsache, dass viele Musiker von Streams nicht leben können, kümmerten sich Julia Schweinberger,

Kategorie Fiktion

Als bester Schauspieler wurde Akeem von Flodrop für seine Rolle als Davit in der Serie "I don't work here" geehrt - der mit einer originellen Dankesrede überraschte. Der Preis für die beste Schauspielerin ging an Jeanette Hain, die in der Amazon-Serie "Luden - Könige der Unterwelt" die Jutta gespielt hat und dem Publikum das "emotionale Einfallstor in die schillernde Unterwelt" bot, so die Jury. Fun Fact: Beide Schauspielpreise gingen dabei an Personen, die in unterschiedlichen Serien der gleichen Produktionsfirma gespielt haben: NeueSuper.

Der Preis für das beste Drehbuch ging an Katharina Eyssen, die das Buch für die Netflix-Sisi "Die Kaiserin" geschrieben hat. Caroline Link hat für  wiederum erhielt einen Blauen Panther für die Regie bei der ZDFneo-Serie "Safe" (zeichnet dort aber ebenfalls auch fürs Buch verantwortlich). "Keine andere Serie im deutschen Fernsehen setzt sich derzeit so gekonnt mit dem Thema mentale Gesundheit auseinander und führt die Darstellerinnen und Darsteller auf so brillante Weise", hieß es in der Begründung der Jury. Darüber hinaus wurde noch ein Nachwuchspreis vergeben, der an Chiara Grabmayr und Jakob Schreier ging, die hinter "Fett und fett" stecken. Und dann gab es auch noch einen Publikumspreis, über den wieder online abgestimmt werden konnte. Als beliebteste Serie wurde hier "Gestern waren wir noch Kinder" vom ZDF geehrt.

Kategorie Kultur / Bildung

Zum Ende des Abends wurden zwei Preise in der Kategorie Kultur / Bildung übergeben. Zum Einen wurden Saskia Geisler und Kristian Kähler für "Propagandaschlacht um die Ukraine" ausgezeichnet. Die beiden gewähren in ihrem Film "Einblicke in das Vorgehen der Populistinnen und Populisten in den sozialen Netzwerken und im TV. So vermitteln sie nicht nur instruktive Erkenntnisse zum Russland-Ukraine-Konflikt, sondern tragen auch zur Stärkung der Medienkompetenz generell bei", so die Jury.

Und nachdem Joko Winterscheidt den Abend - nach dem Ehrenpreis - mit einer Auszeichnung für "Joko & Klaas gegen ProSieben" eröffnet hatte, durfte er ihn auch beenden. Denn einen Preis gab's auch für seine Leistung als Präsentator von "Joko Winterscheidt Presents: The World's Most Dangerous Show". In der Jurybegründung heißt es: "Anschaulich, eindringlich, aber niemals mit dem erhobenen Zeigefinger führt er seinen Zuschauern Ursachen des Klimawandels vor Augen und zeigt mögliche Strategien, ihm zu begegnen." 

Alle Preisträgerinnen und Preisträger im Überblick

Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten

Dunja Hayali

Beliebteste Unterhaltungssendung (Publikumspreis)

"Joko & Klaas gegen ProSieben" (ProSieben)

Bester Schauspieler

Akeem van Flodrop für "I don't work here" (ZDFneo)

Bestes Drehbuch

Katharina Eyssen für "Die Kaiserin" (Netflix)

Beste Information + Journalismus

  • Lisa Marie Schnell, Tabea Mirbach, Volker Wasmuth, Patrick Zeilhofer für "Die Kinder von Lügde - Alle haben weggesehen" (ZDF)
  • Christian Beetz für "Juan Carlos - Liebe, Geld, Verrat." (Sky)
  • Julia Schweinberger für "Dirty Little Secrets" (ARD)

Unterhaltung

Tim Mälzer und André Dietz für "Zum Schwarzwälder Hirsch - Eine außergewöhnliche Küchencrew" (Vox)

Beste Regie

Caroline Link für "Safe" (ZDFneo)

Beste Schauspielerin

Jeanette Hain für "Luden - Könige der Reeperbahn" (Amazon Prime Video)

Nachwuchspreis

Chiara Grabmayr und Jakob Schreier für "Fett und fett" (ZDF)

Publikumspreis: Beliebteste Serie

"Gestern waren wir noch Kinder" (ZDF)

Kultur / Bildung

  • Saskia Geisler und Kristian Kähler für "Propagandaschlacht um die Ukraine" (WDR, HR, DW, Arte)
  • Joko Winterscheidt für "Joko Winterscheidt Presents: The World's Most Dangerous Show" (Prime Video)