Die Macherinnen und Macher der "Tagesthemen" wollen bekanntlich nicht mehr nur aus dem klassischen Nachrichtenstudio heraus senden, sondern sich immer mal auch von verschiedenen Orten aus melden. Für eine Ausgabe aus Kiew erhielt man sogar den Deutschen Fernsehpreis, in diesem Jahr gab es eine Sendung live vom Gelände des Atomkraftwerks Isar 2. Nun hat man erneut eine Spezialausgabe angekündigt - und die wird bereits am kommenden Donnerstag, den 9. November, zu sehen sein. Anlässlich der Pogromnacht vor 85 Jahren und zum Jahrestag des Mauerfalls senden die "Tagesthemen" dann gemeinsam mit dem MDR live aus Bitterfeld-Wolfen, konkret kommt die Sendung aus dem Industrie- und Filmmuseum der Stadt. Bis 1990 stand hier unter anderem eine Filmfabrik.

Moderiert werden die "Tagesthemen" am 9. November von Jessy Wellmer. Sie wirft in der Sendung einen Blick auf die Region, die nach der Wende durch die Schließung vieler Betriebe einen wirtschaftlichen Niedergang erlebte. In einer Reportage geht sie der Stimmung in Bitterfeld-Wolfen 34 Jahre nach dem Mauerfall nach und spricht mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich neu in der Stadt ansiedeln wollen. Im September führte Wellmer bereits durch eine Primetime-Doku, die in Ostdeutschland angesiedelt war. Bitterfeld-Wolfen selbst ist auch immer wieder Teil der RTLzwei-Reihe "Hartz und herzlich".

Darüber hinaus soll es in der Ausgabe am 9. November aber auch um jüdisches Leben in Mitteldeutschland gehen. Wie hat sich das seit den Terrorangriffen der Hamas auf Israel verändert? Wie fühlen sich Jüdinnen und Juden heute, 85 Jahre nach der Pogromnacht? Sprechen wird Wellmer in der Sendung unter anderem mit Ministerpräsident Reiner Haseloff von der CDU.

Wellmer selbst sagt zur Spezialsendung: "Ich freue mich, gleich nach meinem Start bei den Tageshemen vor Ort aus Bitterfeld-Wolfen zu berichten. Der 9. November ist ein Tag des Erinnerns an die Pogrome 1938 und auch an die politischen Umbrüche wie den Mauerfall 1989, der auch direkt mit meiner Biografie verbunden ist. Gerade in diesen Zeiten ist es gesellschaftspolitisch wichtig, diesem historisch ambivalenten Tag besondere Aufmerksamkeit zu widmen."

Helge Fuhst, Zweiter Chefredakteur ARD-aktuell: "Ostdeutschland prägt die Tagesthemen, ob in mittendrin-Reportagen, Kulturbeiträgen oder der aktuellen Berichterstattung. Das wollen wir - der MDR und die Tagesthemen - mit der Sendung aus Sachsen-Anhalt noch einmal unterstreichen. Mit Bitterfeld-Wolfen haben wir uns für einen Ort entschieden, der für vieles steht, was in der DDR und nach der Wiedervereinigung versäumt wurde, wo es aber inzwischen viele positive Entwicklungen zu berichten gibt. Zu Ostdeutschland gehört auch das jüdische Leben, dem wir 85 Jahre nach der Reichspogromnacht besondere Beachtung schenken möchten."

Und MDR-Chefredakteurin Julia Krittian ergänzt: "Regionalität ist die große Stärke der ARD. Umso wichtiger ist es, die großen Themen unserer Zeit mit den Lebenswirklichkeiten der Menschen in der Region abzugleichen. Ganz bewusst wollen wir mit Sendungen vor Ort auch den Kontakt und Dialog mit unserem Publikum suchen. Ich freue mich daher sehr auf die Tagesthemen und auf MDR Aktuell live aus Bitterfeld-Wolfen eine Stadt mitten im Wandel, geprägt von Herausforderungen und Aufbruch zugleich."

Update (8. November, 9:20 Uhr): Wie der MDR mitgeteilt hat, kommen am 9. November nicht nur die "Tagesthemen" aus Bitterfeld-Wolfen, sondern auch "MDR Aktuell" um 19:30 Uhr.