Die RTL Group hat ihre Umsatzzahlen für das dritte Quartal sowie die ersten neun Monate des laufenden Jahres veröffentlicht - und die zeigen einmal mehr, wie schwer die Situation derzeit in der Branche ist. Im dritten Quartal sank der Umsatz um 10,3 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro, organisch lag das Minus ebenfalls noch bei 9,2 Prozent. Blickt man auf den Zeitraum von Januar bis September, liegt der Umsatzverlust auf vergleichbarer Basis bei -6,9 Prozent (organisch: -6,0 Prozent), 4,66 Milliarden Euro setzte die RTL Group in den ersten neun Monaten des Jahres um. 

Im dritten Quartal war es ein Mix aus Herausforderungen, denen sich der Konzern stellen musste. So sank der TV-Werbeumsatz um 3,7 Prozent. Das ist zwar eine schlechte Nachricht, allerdings ist die RTL Group damit wohl noch recht glimpflich davongekommen: Im ersten Halbjahr lag das Minus bei 12,5 Prozent. Gleichzeitig macht das Inhaltegeschäft bei Fremantle in diesem Jahr immer größere Probleme: Im dritten Quartal steht ein Umsatzminus in Höhe von 21 Prozent, 527 Millionen Euro setzte Fremantle um. In den ersten neun Monaten lag das Minus bei 7 Prozent. Die RTL Group verweist darauf, dass das Vorjahresquartal bei Fremantle "außerordentlich stark" gewesen sei, gleichzeitig räumt man aber auch eine generell gedämpfte Nachfrage ein.

Für das zweite Halbjahr ist die RTL Group nun deutlich pessimistischer, allen voran beim Werbemarkt. Hier geht man inzwischen von einem Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Bislang hatte man stabil bis leicht steigende Umsätze erwartet - Hintergrund ist, dass 2022 die Fußball-WM in Katar stattgefunden hat, was den Privatsendern ein wenig das Geschäft vermieste. Nun soll es also noch einmal ein gutes Stück schlechter laufen. Außerdem wird auch der Jahresumsatz von Fremantle aufgrund der geringeren Nachfrage niedriger als geplant ausfallen. 

Vor allem deutscher Werbemarkt schwächelt

Das alles führt dazu, dass die RTL Group nochmals ihren Ausblick für das Gesamtjahr senken muss. Diesen Schritt setzte man, übrigens anders als die Kollegen in Unterföhring, bereits im August. Dass man nun noch einen schlechteren Geschäftsverlauf erwartet, zeigt, wie schwierig die Situation am Markt ist. Die RTL Group erwartet für 2023 einen Gesamtumsatz in Höhe von 6,9 Milliarden Euro, im August war man noch von 7 Milliarden ausgegangen. Bis dahin erwartete man sogar noch deutlich mehr als 7 Milliarden. Das Adjusted EBITA wird voraussichtlich bei rund 900 Millionen Euro liegen, zuletzt war man von 950 Millionen ausgegangen. 

Trotz des spürbaren Abflachens der Werbeflaute im dritten Quartal ist die Krise für die Branche damit noch nicht vorbei. Ein Blick in die Quartalsmeldung der RTL Group zeigt außerdem, dass es in Sachen Werbemarkt vor allem Deutschland ist, das Probleme macht. So schätzt der Konzern, dass der Netto-TV-Werbemarkt in den ersten neun Monaten 2023 hierzulande um mindestens 11 Prozent geschrumpft ist. In Frankreich sind es maximal 5 Prozent und in den Niederlanden 7,9 Prozent. 

Streaming wächst weiter stark, schreibt aber rote Zahlen

Spannend wird es in der kommenden Woche, wenn ProSiebenSat.1 seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal präsentiert. Der Konzern aus Unterföhring hatte, anders als die RTL Group, im August noch an ihren Prognosen für das Jahr festgehalten. Entweder blickt man dort realistischer auf die Branche - oder wird schon in wenigen Tagen umso deutlicher zurückrudern müssen. 

Für die RTL Group gibt es derweil aber auch gute Nachrichten - und die kommen allen voran aus dem stark wachsenden, aber nach wie vor defizitären Streaminggeschäft. Hier ist die Profitabilität erst für 2026 eingeplant, noch befindet man sich in einem starken Wachstum. So stieg der Umsatz von RTL+ und Videoland in den ersten neun Monaten um 21 Prozent auf 236 Millionen Euro. Ende September verzeichnete man insgesamt 6,23 Millionen zahlende Abonnentinnen und Abonnenten, das ist ein Plus von satten 30,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Anzahl der zahlenden Personen von RTL+ in Deutschland lag bei 4,67 Millionen (+26,9 Prozent), hier trug vor allem die Bündelung von RTL+ Premium in Magenta TV zum Wachstum bei. 

Mit Blick auf das vierte Quartal erweisen sich die europäischen Werbemärkte schwächer als erwartet.
Thomas Rabe, CEO der RTL Group


Und dennoch kann das vergleichsweise zarte Streaming-Pflänzchen die Probleme im Bereich Werbung und Inhaltegeschäft nicht ansatzweise ausgleichen. Und so werden es wohl schwierige Wochen bis zum Ende des Jahres - in Luxemburg sowie Köln wird man auf eine Erholung der Märkte im Jahr 2024 hoffen. Thomas Rabe, Chief Executive Officer der RTL Group, sagt: "Trotz der schwierigen Marktbedingungen setzen wir die Transformation unserer Geschäfte mit erheblichen Investitionen in den Bereichen Streaming und Technologie fort. Unser Streaming-Geschäft ist stark gewachsen und hat in den vergangenen 12 Monaten netto 1,5 Millionen neue zahlende Abonnenten gewonnen. Im Oktober haben wir eine große Marketingkampagne für RTL+ – Deutschlands erste All- Inclusive-Entertainment-App – gestartet, die Video, Audio und Text in einer App vereint. Der Rückgang der TV-Werbeumsätze hat sich im dritten Quartal wie erwartet deutlich verlangsamt, und wir haben im September konzernweit starke Ergebnisse erzielt. Mit Blick auf das vierte Quartal erweisen sich die europäischen Werbemärkte jedoch schwächer als erwartet, so dass wir trotz Gegenmaßnahmen unseren Ausblick anpassen mussten."

An ihren langfristigen Zielen hält die RTL Group übrigens fest: Fremantle soll bis 2025 einen Gesamtjahresumsatz in Höhe von 3 Milliarden Euro erzielen und das Streaminggeschäft soll 2026 nicht nur 10 Millionen zahlende Kundinnen und Kunden haben, sondern auch 1 Milliarde Euro zum Gesamtumsatz beitragen. Zum nach wie vor wichtigsten Standbein des Konzerns, dem Werbegeschäft, macht die RTL Group keine langfristigen Angaben.