Foto: NDRMit der Entscheidung für Anne Will als Nachfolgerin für Sabine Christiansen scheint die ARD ihr derzeit drängendstes Problem vorerst gelöst zu haben. Doch der Schein trügt. Denn mit der Berufung Wills als erste Talk-Lady im Ersten und einem Ausweich-Sendeplatz für Frank Plasberg irgendwann zwischen Dienstag und Freitag geht es nun an die strukturellen Fragen innerhalb des Senderverbunds, bei dem - auf Grund der verschiedenen Interessenlagen der einzelnen Häuser - reichweitenstarke Entscheidungen eher schwergängig gefällt werden.

An erster Stelle steht die Frage, wer demnächst an Stelle von Anne Will durch die "Tagesthemen" führen soll. Hier sind mehrere Namen im Gespräch. Die einfachste Lösung wäre wohl Gabi Bauer (Bild), die derzeit das "Nachtmagazin" moderiert. Sie hat einschlägige Erfahrung, war sie doch Wills Vorgängerin bei den "Tagesthemen", bei denen sie sich von 1997 bis 2001 besonders durch ihre herzliche Art und ihre zielorientierten Interviews Anerkennung verdiente. Abgegeben hatte sie die Moderation wegen ihrer Schwangerschaft. Auch den Namen Susanne Holst – derzeit Sprecherin der „Tageschau“ – raunt man sich zu. Ab und an vertritt Holst die Stamm-Moderatoren bei den „Tagesthemen“.
 
 

Merh zum Thema:

Ebenfalls im Raum stehen Spekulationen um einen Einstieg Sandra Maischbergers in das Nachrichtenmagazin. Derzeit moderiert sie im Ersten den Talk "Menschen bei Maischberger" am späten Dienstag Abend. Zwei Punkte indes könnten einer Entscheidung für die Talkerin, die vor allem mit hart geführten Interviews beim Nachrichtensender n-tv auf sich aufmerksam machte, entgegenstehen: So heißt es, sie wolle sich nicht völlig aus ihrer Rolle als Produzentin verabschieden, was mit dem täglichen Dienst bei den "Tagesthemen" im Wochenwechsel sicherlich nur schwer zu vereinbaren wäre. Zudem ist Maischbergers Haussender der WDR. Ein Detail, das im Kampf um die Schlüsselpositionen der einzelnen Sender sicherlich nicht unbeachtet bleiben wird.

Die Personalie in den "Tagesthemen" ist für die ARD von großer Bedeutung, da die Sendung nach der Vorverlegung um eine Viertelstunde im vergangenen Jahr an Marktanteilen einbüßen musste. Zwar stiegen die absoluten Zuschauerzahlen leicht an, das ist aber der Tatsache geschuldet, dass um 22:15 Uhr insgesamt mehr Menschen vor dem Fernseher sitzen. Zudem kann der neue Moderator Tom Buhrow, der die Sendung im wöchentlichen Wechsel mit Anne Will präsentiert, noch nicht so recht überzeugen. Er wirkt gegenüber seinem Vorgänger Ulrich Wickert verhältnismäßig farblos und konnte noch kein eigenes Profil herausarbeiten.
 
Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Probleme der ARD mit der Entscheidung für eine Sendung mit Frank Plasberg ins Haus stehen und welche Lehre sie aus der Misere der vergangenen Monate ziehen könnte.