Auch wenn das Thema Frank Plasberg (Bild) mit einer Zusage für eine eigene Sendung, deren Konzept noch zu entwerfen ist, vorerst vom Tisch zu sein scheint, so wirft auch diese Entscheidung neue Fragen auf, denn einen sechzigminütigen Programmplatz zur besten Sendezeit kann die ARD nicht herbeizaubern. Zwar hat man bis zum Start der Sendung noch ein knappes Jahr Zeit, doch die wird die ARD unter Umständen auch brauchen. Schließlich gilt es – neben dem konkreten Inhalt der Sendung – auch zu klären, welches WDR-Format dafür verschwinden und wie das Abendprogramm künftig strukturiert sein soll. Denn den Kampf um die prominenten Sendeflächen führen die Anstalten mit harten Bandagen.So wie bisher wird es wohl nicht bleiben. Eher als Misserfolg ist die groß angelegte Programmreform zu bezeichnen, die Programmdirektor Günter Struve im vergangenen Jahr auf den Weg brachte. Die politischen Magazine wurden gekürzt und die Zuschauer liefen den "Tagesthemen" davon. Von einem Ausbau der Informationsschiene der ARD unter Chefredakteur Thomas Baumann ist derzeit die Rede.
So bleibt abzuwarten, ob es der ARD gelingt, sich am eigenen Schopf aus der Misere zu ziehen, in die sie durch die offensive Kommunikation in Sachen Jauch geschlittert ist. Gegenüber stehen sich in diesem Spiel die Begehrlichkeiten der einzelnen Sender und die Kunst des Nachgebens zum Wohle der Programmfamilie. Unter Umständen gelingt es dem Senderverbund, das Jauch-Intermezzo als heilsamen Schock zu nutzen – hin zu mehr Entscheidungsfreude und -Fähigkeit. Die ersten Anzeichen deuten darauf.
Ein interessanter Aspekt der derzeitigen Wirren innerhalb der ARD ist die Tatsache, dass es der Flirt mit einem der großen Gesichter der Privaten war, der der öffentlich-rechtlichen ARD nun den Blick weitet für die Qualitäten des eigenen Personals und sie vielleicht zur Räson ruft, endlich an einem Strick zu ziehen, statt ihn sich immer enger um den Hals zu legen.


