Jens Söring hat in den USA mehr als 30 Jahre wegen eines Doppelmords im Gefängnis gesessen. Diesen Doppelmord gestand er zunächst in Verhören, im Prozess selbst bestritt er ihn jedoch. Nachdem er aus der Haft entlassen worden war, wurde er nach Deutschland abgeschoben - und startete hier eine Medienkarriere. Er veröffentlichte ein Buch und tingelte durch Talkshows. Auch die "SZ" in Form der Journalistin Karin Steinberger, Leiterin der "Seite 3", berichtete immer wieder über Söring und trug so wesentlich zu seinem Image als Justiz-Opfer bei.  

Vor einigen Tagen hat der NDR hat die Geschichte Jens Sörings und die Rolle der Medien in seinem Kampf um Freiheit und Rehabilitation in einem Dreiteiler mit dem Titel "Mord. Macht. Medien" (Foto oben) für die ARD Crime Time sowie in einer "Zapp"-Dokumentation mit dem Titel "Medienkarriere eines Mörders" kritisch nachgezeichnet. Darin geht es auch um Karin Steinberger und um Mails, die eine fehlende Distanz zwischen der Journalistin und Unterstützern Sörings nahelegten. Steinberger gab "Zapp" damals kein Interview und die "SZ"-Chefredaktion erklärte lediglich, der Schriftverkehr sei ihr nicht bekannt. 

Wie "Übermedien" berichtete, hatte es nach der Veröffentlichung bereits intern bei der "SZ" eine kritische Aufarbeitung gegeben. Im Rahmen dessen räumte Steinberger ein, die Grenzen der journalistischen Distanz nicht eingehalten zu haben. Nun entschuldigen sich Steinberger und "SZ"-Chefredakteur Wolfgang Krach gegenüber "Zapp" auch erstmals öffentlich.

Dem Medienmagazin des NDR sagt Krach: "Wenn man die Mails liest, dann muss man sagen, dass sie zumindest zum Ende der Recherche nicht mehr die nötige journalistische Distanz hatte zu Jens Söring. Auch nicht zu dem Freundeskreis. Das ist ein Fehler, ganz klar. Und ein Fehler, der ihr heute leidtut. Uns als Chefredaktion genauso. Ein Fehler, für den ich als Chefredakteur nur sagen kann: Ich bitte unsere Leserinnen und Leser um Entschuldigung. Das sollte nicht vorkommen." Aus den Mails geht hervor, dass Steinberger Freunde und andere Unterstützer Sörings unter anderem bei der Formulierung von Leserbriefen als Reaktion auf Presseberichte, die sich kritisch mit Sörings Unschuldserzählung und Steinbergers eigener Berichterstattung in der "SZ" auseinandersetzten, beriet. 

Und auch Steinberger selbst äußerte sich gegenüber "Zapp" jetzt erstmals öffentlich zu dem Vorgang. Sie sagt: "Die Mails, die in Ihrer Sendung gezeigt werden und in denen ich die journalistische Distanz zu Söring und dem so genannten Freundeskreis nicht gewahrt habe, waren ein Fehler. Nach meiner jahrelangen Recherche zu dem Thema und nach unzähligen Gesprächen mit Experten, Ermittlern und mit dem Fall Vertrauten sind in den genannten Mails Grenzen überschritten worden. Dafür bitte ich um Entschuldigung."

Krach erklärt gegenüber "Zapp", dass Steinberger die Mails auf Bitte übergeben habe. Erst dann habe man sich ein vollständiges Bild machen können. Personelle Konsequenzen soll es derweil nicht geben. Krach will den Vorgang laut "Zapp" zum Anlass nehmen zu sagen, wie wichtig es ist, dass alle Kolleginnen und Kollegen Distanz halten zu denjenigen, über die sie berichten. Der NDR wird am heutigen Mittwoch, den 15. November, ab 23 Uhr eine aktualisierte Version der "Zapp"-Doku ausstrahlen.