600.000 Euro soll Hubert Seipel aus Russland für ein Buch erhalten haben, in dem es allen voran um Machthaber Wladimir Putin ging. Seipel trat auch in Talkshows auf und verteidigte Putin, für die ARD produzierte er eine Putin-Doku. Im Laufe seiner Karriere ist Seipel auch ausgezeichnet worden, zweimal mit dem Deutschen Fernsehpreis und einmal mit dem Grimme-Preis. Und genau diese Preise rücken nun ebenfalls in den Fokus der Aufmerksamkeit. 

So kündigt Grimme-Direktorin Frauke Gerlach gegenüber DWDL.de eine Überprüfung der Preisvergabe an: "Die im Jahr 2009 prämierte Produktion wird im Hinblick auf die Preisvergabe an Hubert Seipel gegenwärtig überprüft. Hierzu haben wir uns mit der stellvertretenden Vorsitzenden der damaligen Jury in Verbindung gesetzt, um die Frage zu klären, ob die Ehrung nachträglich aberkannt werden muss. Wir streben an, die Prüfung zeitnah und gründlich abzuschließen."

Seipel erhielt den Grimme-Preis 2009 in der Kategorie Information und Kultur - allerdings für eine Doku, die auf den ersten Blick nichts mit Russland oder Wladimir Putin zu tun hat. Unter dem Titel "Leben und Sterben in Kabul" ging es um den deutschen Militäreinsatz in Afghanistan. Die Doku lief 2008 am späten Abend im Rahmen von "Die Story" im Ersten. 

Einen größeren Zusammenhang mit den aktuellen Vorwürfen könnte es da schon bei einem Interview geben, das Seipel 2014 mit dem Whistleblower Edward Snowden geführt hat - als erster Fernsehjournalist weltweit. Snowden lebte damals schon in Moskau, 2022 erhielt er die russische Staatsbürgerschaft. Das Treffen zwischen den beiden Männern habe in Moskau unter "konspirativen Umständen" stattgefunden, hieß es damals von der ARD. Für das Gespräch erhielt Seipel 2014 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Information. Im Jahr 2006 wurde der Journalist schon einmal mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, damals für die Dokumentation "Und du bist raus. Wie Investoren die Traditionsfirma Grohe auspressen".

Auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de heißt es aus dem Ständigen Sekretariat des Deutschen Fernsehpreises: "Die aktuellen Vorwürfe gegen den mehrfach ausgezeichneten Fernsehjournalisten Hubert Seipel haben uns sehr überrascht. Gleichwohl nehmen wir die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen sehr ernst. Allerdings sollten die Vorwürfe zunächst geprüft werden. Eventuelle Maßnahmen sind dann im Kreise der Fernsehpreis-Gesellschafter bzw. Stifter abzustimmen." Der Deutsche Fernsehpreis wird von RTL, ZDF, Sat.1, ARD und der Telekom Deutschland gestiftet. 

Konkrete Auswirkungen haben die Enthüllungen für Hubert Seipel derweil an anderer Stelle. Sein Verlag Hoffmann und Campe, der die zwei Putin-Bücher verlegte, hat nun den Verkauf der Werke gestoppt. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärte das Unternehmen, keine Kenntnis von den im Raum stehenden Vorwürfen gegen Seipel gehabt zu haben. Demnach wusste der Verlag auch nicht, dass der Journalist mehrere hunderttausend Euro aus Russland für mindestens eins der Bücher erhielt. Ähnlich äußerte sich zuvor auch der NDR, der bereits von einem "erheblichen Interessenskonflikt" auf Seiten Seipels sprach. Der NDR prüft aktuell rechtliche Schritte, eine Überprüfung der Beauftragung der Putin-Filme von Seipel soll durch den ehemaligen "Spiegel"-Chefredakteur Steffen Klusmann geleitet werden (DWDL.de berichtete).