Das Grimme-Institut feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag, den Grimme-Preis gibt‘s sogar noch neun Jahre länger, hier steht kommendes Jahr also sogar der Sechzigste auf dem Programm. Doch in Feierlaune ist in Marl, wo das von Bert Donnepp gegründete Institut seinen Sitz hat, niemand – denn die Institution ist über die vergangenen Jahre in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.

In diesem Jahr fehlen dem Grimme-Institut 320.000 Euro, im kommenden Jahr soll sich das Minus schon auf 430.000 Euro belaufen. Grimme-Direktorin Frauke Gerlach sagte in einem Gespräch mit epd Medien kürzlich zu den Gründen: "Wenn Sie sehen, dass die Kosten ständig steigen, aber das Budget gleich bleibt, schmelzen die Rücklagen ab und für eine gemeinnützige GmbH besteht dann die Gefahr der Überschuldung. (...) Ab Januar mussten wir sagen, jetzt müssen wir die Reißleine ziehen. Jetzt schlägt das strukturelle Defizit zu. Als Geschäftsführerin habe ich keine Einsparpotenziale mehr."

Nathanael Liminski, Frauke Gerlach © IMAGO / Sven Simon NRW-Medienminister Nathanael Liminski, Grimme-Direktorin Frauke Gerlach
Sprich: Nun geht es ans Eingemachte, also an einen Personalabbau in erheblichem Ausmaß, von einem Drittel der Stellen ist die Rede. Die ersten Auswirkungen bekamen die bereits tagenden Nominierungskommissionen für den Grimme-Preis bereits zu spüren. In einem Offenen Brief berichten sie, dass durch das Wegfallen zweier Assistenz-Stellen im "ohnehin notorisch unterbesetzten Grimme-Preisreferat" die Vorbereitungen auf die zweite Sitzungswoche bereits gestört gewesen seien, was sich weiter zuspitzen werde, wenn in den kommenden Wochen auch weitere Kommissionen und Jurys ihre Arbeit aufnehmen.

Die knapp 40 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner aus unterschiedlichen Nominierungskommissionen und Jurys für den Grimme-Preis sowie den Grimme Online Award richten daher nun einen öffentlichen Appell an die Träger des Instituts, eine "adäquate finanzielle Ausstattung zu gewährleisten, um das Institut und seine Preise zu schützen." Weiter heißt es: "Die Qualitätsdiskussion am Grimme-Institut ist einzigartig und ein wertvoller Baustein der Kulturförderung und politischen Bildung in Deutschland. Das Institut und seine Preise müssen geschützt und gestärkt werden. Ihre Arbeit ist wichtiger denn je." Wer die Preise für Qualitätsfernsehen in Zeiten, in denen Fehlinformationen bewusst gestreut und zur Manipulation genutzt würden, handle "gesellschaftlich fatal".

Das Grimme-Institut wird zu 40 Prozent vom Deutschen Volkshochschulverband getragen, jeweils 10 Prozent halten die Film- und Medienstiftung NRW, das Land NRW, die Landesanstalt für Medien NRW, die Stadt Marl sowie WDR und ZDF. Locker sitzt das Geld dort allerdings offensichlich aktuell auch nicht: Gerade erst hat die nordrhein-westfälische Regierung überraschend beschlossen, die Mittel für die Film- und Medienstiftung NRW im kommenden Jahr mit Verweis auf die schwierige Haushaltslage um etwa 5,3 Millionen Euro zu kürzen.

"Wenn man eine Institution wie Grimme möchte, müssen sich am Ende alle unterhaken“, sagt Grimme-Chefin Frauke Gerlach. Bleibt nur das Problem, dass zwischen öffentlichen Bekenntnissen zur Bedeutung und dem Willen zur Finanzierung eine Lücke klafft. Im Offenen Brief heißt es: "Beim Festakt zum 50. Jubiläum des Grimme-Instituts wurde von vielen Seiten die Bedeutung des Instituts und speziell des Grimme-Preises als bekanntesten Preis des Instituts betont, gar von einem 'Gralshüter der Qualität' war die Rede. Dem müssen auch Taten folgen."

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Offenlegung: Der Autor dieses Artikels ist selbst Mitglied der Grimme-Nominierungskommission Unterhaltung.